Gauting:Fortschrittliche Gartenzwerge

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Sarah Kaufmann, Jan Strzelecki und Moritz Bleyer (v.li.) absolvieren ihre Ausbildung in Unterbrunn. Im Bagger steht ihr Ausbilder Sascha Schmidt. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Unterbrunner Landschaftsbau-Betrieb erhält bayerischen Staatsehrenpreis

Von Lisa Hamm, Gauting

Schneebedeckt liegt der Landschafts- und Gartenbaubetrieb in der Sonne, die Azubis fahren mit zwei Baggern vor, ihre Montur ist grün - ihr Daumen auch. Ein Fünftel der 54 Mitarbeiter des Betriebs "Gartenzwerge" im Gautinger Ortsteil Unterbrunn sind Lehrlinge. Das kommt nicht von ungefähr: Der 1960 gegründete Betrieb bietet den jungen Leuten hervorragende Ausbildungsbedingungen, und dafür wurde er nun belohnt. Er ist unter den 20 Betrieben, die Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) mit dem bayerischen Staatsehrenpreis ausgezeichnet hat. "Mit ihren beispielhaften Konzepten setzen die ausgezeichneten Betriebe hohe Maßstäbe in der Ausbildung junger Menschen und legen damit den Grundstein für die Weiterentwicklung der ganzen Branche", sagte Kaniber in München.

Zum einen profitieren die Jugendlichen bei den Gartenzwergen von der engen Betreuung durch zwei Bauleiterinnen im Betrieb und sieben Ausbildern auf den Baustellen vor Ort: "Es gibt für jeden Fall den richtigen Zwerg", sagt der 39-jährige Mario Nast, der Inhaber des Betriebs ist. So gebe es für jede Frage zu Maschinen, Pflanzen, oder Natursteinen einen Ansprechpartner. Das Betriebsklima wird dabei von den Auszubildenden geschätzt: "Es herrscht familiärer Umgang - man ist sehr ehrlich zueinander", erzählt der 18-jährige Auszubildende Moritz Bleyer. Zum anderen ist die Ausbildungsumgebung fortschrittlich, vieles geschieht digital: So könnten die Auszubildenden ihr Berichtsheft online führen - was Korrekturen und Einsichten vereinfacht. Zum Lernen nutzen sie unter anderem eine App zur Pflanzenbestimmung. Außerdem dürfen die Azubis schnell selbst aktiv werden, sie lernen früh, Bagger zu fahren, Beete anzulegen, Bäume zu verpflanzen. Auch bei Vermessungen und Beton- oder Pflasterarbeiten sind sie mit dabei. Schulungen, Azubi-Tage und Ausflüge lockern den Lehrlingsalltag auf. 2019 machte der ganze Betrieb einen Ausflug nach Düsseldorf, bei dem die Lehrlinge nicht nur eine Partner-Baumschule besichtigten, in der sie etwas über Staudenvermehrung lernten, sondern auch den Braunkohletagebau und den angrenzenden Hambacher Forst. Dort führten sie zusammen mit Nast sogar ein Gespräch mit einem Waldbesetzer.

Die Auszubildenden, die zum Großteil aus der Region stammen, würden nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung in der Regel übernommen, so Nast. Dann dürften sie eigene Projekte übernehmen. Eines davon war der Bau eines Fahrradstellplatzes für die Flüchtlingsunterkunft in Stockdorf - denn Garten- und Landschaftsbau sei eben "nicht nur Bäume pflanzen", so Nast. Ein anderes Projekt beinhaltete die Gestaltung des Würmufers bei Krailling. Der Fluss wurde für eine Wohnanlage umgeleitet. Das Schöne sei, "dass man sich mit allen möglichen Materialien beschäftigt, auch Holz, Metall, Stein, Kunststoff", erzählt der Inhaber. Doch es braucht Motivation für den Beruf, "man sollte schon sehr gerne Zeit draußen verbringen, kein Problem damit haben, in der Kälte zu sein und sich schmutzig zu machen", sagt Moritz. Die 22 Jahre alte Sarah Kaufmann, ebenfalls Auszubildende bei den Gartenzwergen, genießt auch die Wintermonate, in denen sie seltener auf die Baustellen fahren können: "Da haben wir zum Beispiel eine Terrasse und eine Pflanzfläche für den Betrieb gebaut".

Für Regbenyen Marthins gestaltet sich der Weg zum fertigen Landschaftsgärtner noch schwierig. Der nigerianische Flüchtling ist momentan bei den Gartenzwergen in Ausbildung, doch es ist unklar, ob er nach Abschluss einen Aufenthaltstitel bekommt - und damit die Erlaubnis, hier in Deutschland zu arbeiten. Mario Nast setzt sich für ihn ein, kümmert sich auch um Behördengänge: "Marthins und ich sind in den vergangenen zwei Jahren durch viele Höhen und Tiefen gegangen, und es hat sich daraus eine enge Freundschaft entwickelt." Nast und Marthins würden auch noch weitere Hürden nehmen, um ihm die Zukunft als Landschaftsgärtner in Deutschland zu ermöglichen.

Durch die Corona-Situation kann sich der Betrieb dank vieler privater Aufträge noch sicher hindurchrudern; die reduzierte Mehrwertsteuer verstärkte zuletzt die Nachfrage. Die Pandemie bietet dem Inhaber eigenen Aussagen zufolge aber auch Zeit, nicht nur in der Ausbildung fortschrittlich zu denken, sondern auch beim Thema Nachhaltigkeit. Als nächstes Projekt sei ein Mitarbeitergarten geplant, "mit einem Naturschwimmteich, mit einer Sauna, Ruheflächen", erzählt Inhaber Nast. Die Energie solle aus Solarzellen und Windenergie kommen, Toilettenspülungen im Betrieb würden bereits mit Regenwasser betrieben. Beim Kunden könne man das Thema zwar nicht forcieren, doch "Landschaftsgärtner stehen für Biodiversität im Landschaftsbau - wir wählen die Projekte oft nach diesem Gedankengang aus". Nur noch Asphaltieren und Pflastern, das stehe nicht im Interesse der Firma, so Nast.

© SZ vom 22.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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