Wildverbiss im Gemeindewald:Förster fordert: Es müssen mehr Rehe geschossen werden

Markus Noack investiert viel Geld, um Jungbäume in seinem Gautinger Revier vor gefräßigen Rehen zu schützen. Zu viel, wie er meint.

Von Michael Berzl

Um junge Buchen vor hungrigen Rehen zu schützen, muss Revierförster Markus Noack großen Aufwand treiben. Tausende Meter Drahtzaun sind nötig, damit die kleinen Pflanzen überhaupt eine Überlebenschance haben und nicht schon zerbissen werden, ehe sie in die Höhe wachsen können. Und das kostet eine Menge Geld. Zu viel, wie Noack erläuterte, als er im Umweltausschuss des Gautinger Gemeinderats über Einnahmemöglichkeiten aus der Forstwirtschaft sprach. Deshalb sollten seiner Ansicht nach mehr Rehe abgeschossen werden. Der Jagdpächter, der bisher dafür zuständig ist, könnte den wachsenden Anforderungen möglicherweise nicht mehr gerecht werden.

Wildverbiss im Gemeindewald: Drollig, aber gefräßig: Saftige Triebe junger Bäumchen sind für Rehe ein echter Leckerbissen.

Drollig, aber gefräßig: Saftige Triebe junger Bäumchen sind für Rehe ein echter Leckerbissen.

(Foto: imago)

Der Wildverbiss wird gerade in ganz Bayern genau untersucht. Landesweit schauen sich die Mitarbeiter von Forstverwaltungen die Entwicklung an insgesamt 22 000 Aufnahmepunkten an; die Daten fließen dann in das "Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung" ein, das im Abstand von drei Jahren jeweils neu erstellt wird. Förster Noack wird Wochen mit seinem Beitrag zu diesem Gutachten beschäftigt sein, berichtete er am Freitag. Er muss die Daten von 44 Aufnahmepunkten in seinem Revier beisteuern. Allein am Donnerstag sei er vor der Ausschusssitzung acht Stunden damit beschäftigt gewesen, Verbissschäden zu dokumentieren.

130 Hektar

umfasst der Gautinger Gemeindewald. Der Großteil davon befindet sich in der Umgebung von Buchendorf und gehört zum Forstenrieder Park. Weitere größere Gemeindewaldflächen befinden sich beim Schulcampus und am westlichen Ortsrand bei der Abzweigung nach Pentenried, wo noch heuer der Bau eines Handwerkerhofs beginnen soll. Mit dem Verkauf von Holz hat die Gemeinde nach der jüngsten Abrechnung 31 685 Euro eingenommen. Die Ausgaben für den Forst sind viel höher.

Aus dem Gutachten ergeben sich wiederum Empfehlungen für die Abschusspläne, die im nächsten Jahr von den Unteren Jagdbehörden in den Landratsämtern neu festgelegt werden. Darin steht dann auch, wie viele Rehe in den Revieren im Fünfseenland zu schießen sind. Beispiel Gauting: Für den Wald bei Buchendorf sieht der Abschussplan bisher 27 Rehe in drei Jahren vor, neun Tiere in einem Jahr.

Das ist zu wenig, meint Noack. "Das Ziel muss sein, dass man den Wildbestand so anpasst, dass die Aufzucht von Bäumen wieder ohne Schutz möglich ist", beschreibt Revierleiter Noack seine Vorstellungen. "Dann könnte man die Buche breit in der Fläche setzen." Doch davon kann bislang keine Rede sein, meist bleibt nur die Fichte vom Verbiss verschont. Wegen der Klimaerwärmung gilt aber in der Forstwirtschaft ein Umbau der Wälder hin zu mehr Laubbäumen als unabdingbar.

In Gauting kommt noch hinzu, dass die Gemeinde dabei ist, ein Ökokonto aufzubauen. Dazu werden Flächen ökologisch aufgewertet, beispielsweise von einer Fichten-Monokultur zu Mischwald. Innerhalb von zehn Jahren sollen 20 Hektar umgewandelt werden. Auch das wird schwierig mit dem derzeitigen Verbiss. Finanziell ist der Wald ein Minus-Geschäft für die Gemeinde. Die Ausgaben sind meist höher als die Einnahmen aus Holzverkauf und Jagdpacht.

Viele Wälder im Landkreis Starnberg sind an Jagdpächter vergeben. Eigentümer wie Gauting binden sich damit für neun Jahre und haben in der Zeit wenig Einflussmöglichkeiten. Revierförster Noack regt an, dieses Modell zu überdenken, wenn in zwei Jahren die Jagd wieder neu vergeben werden könnte. Zumal die Pacht mit 1200 Euro pro Jahr keine allzugroße Einnahmequelle darstellt. "Ich erhebe keine Vorwürfe gegen die Jäger", betonte der Förster im Ausschuss. Die Abschusspläne würden erfüllt. "Aber die machen das als Hobby, aus Leidenschaft. Wenn die Abschusszahlen erhöht werden, wird das richtig Arbeit." Statt den Wald für viele Jahre einem Jagdpächter ganz zu überlassen, könnte das Rathaus einen Jäger beauftragen. Als Vorbilder nennt er die Stadt München sowie die Jagdgenossenschaften Oberbrunn und Oberpfaffenhofen. Noack weiß, wovon er spricht, denn er geht selbst gerne in seinen Revieren bei Holzkirchen und im Bergwald bei Bad Wiessee auf die Jagd.

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