Pläne für Neubau:Das große Durcheinander in der Gautinger Feuerwache

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Kommandant Stefan Klaußner. (Foto: Georgine Treybal)

Der Stützpunkt besteht aus einem Sammelsurium von Kammern, Räumen und Garagen. Statt Duschen gibt es nur ein Waschbecken. Die Gemeinde denkt über einen Neubau nach.

Von Michael Berzl, Gauting

Zurück von einem Einsatz bei einem Brand, die Schutzkleidung ist dreckig, alles riecht nach Rauch. Da wäre eine Dusche recht. Doch die gibt es nicht bei der Gautinger Feuerwehr, nur ein Waschbecken. Es soll schon vorgekommen sein, dass sich Kameraden einfach auf dem Vorplatz mit einem Gartenschlauch abgespritzt haben, erzählt der stellvertretende Kommandant Alexander Jung. Das ist nur ein Beispiel dafür, mit welchen Bedingungen sich die ehrenamtlichen Rettungskräfte arrangieren müssen. Der Stützpunkt an der Münchner Straße, wo auch die Polizeiinspektion noch untergebracht ist, besteht aus einem Sammelsurium von Räumen, Kammern und Garagen, "total verschachtelt", wie Kommandant Stefan Klaußner sagt. "Ein Durcheinander", wie sein Stellvertreter Jung ergänzt. Die acht Fahrzeuge sind in fünf verschiedenen Hallen und Garagen untergebracht. Zustände jedenfalls, wie sie nicht auf Dauer bleiben sollen.

Die Gemeinde denkt über einen Neubau nach und gibt deshalb als ersten Schritt eine Untersuchung in Auftrag. Ein Ingenieurbüro soll ein Planungsgutachten erstellen, in dem auch die Frage des Standorts geklärt wird. Bei mehreren Ortsterminen hatten die Gemeinderäte selbst Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, mit welchen Problemen die Feuerwehr konfrontiert ist. Wer sich einigermaßen einen Überblick verschaffen will, muss sich schon eine Stunde Zeit nehmen und hat dann immer noch nicht alle Depots der Feuerwehr gesehen. Allein die acht Fahrzeuge sind auf mehrere Hallen und Garagen verteilt.

"Total verschachtelt": Eine der Garagen mit Lager, in denen die Feuerwehr ihre acht Fahrzeuge unterbringt. (Foto: Georgine Treybal)

Eine davon ist in Sandwichverbundbauweise aus Blech und Schaumstoff erreichtet worden. Sie sei als Waschhalle konzipiert und als Provisorium für etwa zehn Jahre gedacht gewesen, berichtet Klaußner. Das war 1994. In der Halle steht heute noch der Wagen mit der Teleskopleiter. Daneben befindet sich seit sieben Jahren ein Frachtcontainer, in dem Ausrüstung untergebracht ist, die in dieser Halle keinen Platz mehr findet.

Drinnen geht es auch so ziemlich eng zu. In einem Regal an der Rückwand sind zum Teil schwere Ausrüstungsgegenstände gelagert, Metallbrücken etwa, die bei einem Unglück auf einer S-Bahnstrecke eingesetzt werden, oder Stützbalken aus Holz. Um so etwas verladen zu können, müssen erst mal die Einsatzfahrzeuge raus, um mit einem Gabelstapler rangieren zu können. Ein weiteres Beispiel, wie sich die Feuerwehr mit Notlösungen behelfen muss. Und so setzt sich das fort. So fehlt zum Beispiel ein geeigneter Platz, um Atemmasken zu reinigen. Knapp hundert Spinde sind in einem Anbau untergebracht, wo sich die Retter auch umziehen müssen, aber dort gibt es nicht einmal Sitzbänke. Rein rechnerisch ist dort pro Person 0,4 Quadratmeter Platz, laut Norm müssten es 1,2 Quadratmeter sein, also drei Mal so viel.

Die einzige Gelegenheit, nach einem Einsatz wenigstens Hände und Gesicht zu säubern, bietet ein altes Waschbecken. (Foto: Georgine Treybal)

Büro, Schulungsraum, ein kleiner Jugendraum, die Anlage zum Auffüllen der Sauerstoffflaschen und weitere kleine Abstellräume befinden sich verteilt auf mehrere Etagen in dem Gebäude, in dem auch die Polizeiinspektion ihren Sitz hat. Und weil der Platz auf dem ganzen Areal nicht ausreicht, ist ein Teil des Materials sogar ausgelagert, in Räume auf dem Gelände der Asklepios-Klinik.

Zu der unübersichtlichen Raumsituation kommen bauliche Mängel. Es gibt Risse in Wänden und schiefe Böden, im Hof platzt der Asphalt auf. Außerdem ist die Dämmung schlecht. Laut Klaußner werden pro Jahr etwa 9000 Liter Heizöl benötigt, allein um die Fahrzeughallen so weit zu heizen, dass die Technik im Winter keinen Schaden nimmt und keine Wasserleitungen einfrieren.

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Von Michael Berzl

Das Improvisieren soll irgendwann ein Ende haben. In fünf Jahren vielleicht, wenn alles gut geht, hofft der Kommandant. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Ob der derzeitige Standort auch nach 60 Jahren weiter bestehen bleibt, steht dabei noch gar nicht fest; das soll die Untersuchung klären. Auslöser der Überlegungen für einen Neubau ist der bevorstehende Umzug der Polizei, die ein neues Inspektionsgebäude am westlichen Ortsrand bekommt, wo auch ein Handwerkerhof mit Betriebsgebäuden für mehrere Firmen entsteht. Die Arbeiten auf einem Grundstück zwischen Ammerseestraße und der Straße nach Pentenried sollen nach Auskunft des Rathauses Ende 2021 beginnen. Wenn das neue Haus für die Polizei steht, könnte das 3400 Quadratmeter große Areal mit der bisherigen Wache neu überplant werden.

© SZ vom 13.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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