Gauting:Feinster Blues

Neues Live-Album der "Ludwig Seuss Band"

Es gibt reine Studio-Bands und umgekehrt natürlich Gruppen, die in Konzerten erst so richtig zur Hochform auflaufen. Manche beherrschen auch beides: die perfektionierte Einspielung mit allen Möglichkeiten der Manipulation und das Live-Album, das sich hinterher zwar aufhübschen lässt, aber das Zusammenspiel und die musikalische Qualität der Formation wesentlich deutlicher bloßlegt als die typische Studioaufnahme. Die Ludwig Seuss Band gehört offenbar zu dieser Kategorie: Ihre neue Platte jedenfalls fängt einen Auftritt im Münchner Lustspielhaus ein, der die pure Wucht gewesen sein muss. So spielfreudig, gut aufgelegt, kraftvoll und abwechslungsreich, mit so viel Sturm und Drang ist wohl auch die Formation um den Gautinger Keyboarder der Spider Murphy Gang nicht alle Tage zu hören.

An diesem Album stimmt nahezu alles: die Songauswahl, die etliche Kracher, Klassiker und ein paar feine Stücke von Seuss vereint und so einen sehr tanzbaren stilistischen Mix aus Boogie-Woogie, Louisiana-Rock'n'Roll, Rhythm'n'Blues, Zydeco und Slow Blues bringt und einmal sogar ein Intro, das stark nach Bigband-Swing klingt. Die Dramaturgie, die mit "Let The Good Times Roll" und "Watch That Dog" ihren mitreißenden Höhepunkt erreicht. Und natürlich die Besetzung mit durchweg exzellenten Musikern. Dabei sind Titus Vollmer und Claas Vogt (beide Gitarre), Thilo Kreitmeier (Saxophon), der gern Zylinder tragende Dr. Will (Gesang), Tom Peschel (Bass), Manfred Mildenberger und Peter Kraus (beide Schlagzeug), dazu noch Gäste wie Günter Sigl, der Mitbegründer der Spiders, und Saxophonist Eddie Taylor. Dass die Solos ein wenig länger ausfallen als in Studioproduktionen, ist in diesem Fall ein Glück. Denn Seuss lässt es am Piano wieder gehörig perlen und treibt am Akkordeon voran. Und Vollmer spielt so stilsicher und auf den Punkt, dass es eine Freude ist. Auf dem Album gibt es sogar etwas, das lange Zeit verpönt war: ein langes Schlagzeugsolo in Clifton Cheniers "Hot Tamale Baby". Ist das jetzt total altmodisch oder schon wieder in? Wahrscheinlich Ersteres. Sicher ist aber: Der Blues geht so schnell nicht unter, wenn er so gespielt wird wie von dieser Band.

Ludwig Seuss Band: "Live im Lustspielhaus", 2018, 17,98 Euro. Nächstes Konzert mit Abi Wallenstein: Sonntag, 13. Januar, 20 Uhr, im Lokal Il Plonner in Oberpfaffenhofen.

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