Gauting:Durchstarten mit Bremshebel

Gautinger TUM-Kollegiaten stellen Seminararbeiten und einen Studienplatz haben sie schon in der Tasche.

Blanche Mamer

GautingDer Zusammenhang zwischen Falttechnik und Treffsicherheit eines Papierfliegers - das könnte ein Thema sein für eine Arbeit am Lehrstuhl für Ergonomie der Fakultät für Maschinenwesen. Ist es zwar nicht, doch der TUM-Kollegiat Oskar Eichler lässt als einer der Moderatoren beim Wissenschaftstag am Gymnasium Gauting die Zuhörer aus den zehnten Klassen erst mal Papierflieger falten und damit auf den Mülleiner zielen. Keiner trifft. "Es trifft nie einer", sagt Oskar. Die etwa 20 gestrandeten Gebilde sehen alle verschieden aus, beste Flugeigenschaften zeigt eine Schwalbe, doch auch sie landet nicht im Ziel. Oskar macht weiter mit seinem Kurzreferat zum Thema: H-Mode. Auswirkungen eines hochautomatisierten Assistenzsystems auf das Fahrverhalten. H-Mode bedeutet "Horse-Mode" und beschreibt die Reiter-Pferd-Beziehung, erklärt er. Durch das Assistenzsystem bekommt das Auto quasi ein Bewusstsein und eigene Reaktionsmöglichkeiten, die jedoch in Verbindung stehen mit dem Verhalten des Fahrzeugführers. Die Darstellung ist beeindruckend und erst mal sehr verwirrend. Für Fragen ist es wohl zu früh. Drei Semester haben die 14 TUM-Kollegiaten des Gautinger Gymnasiums in ihre Seminararbeiten investiert und diese nun beim Wissenschaftstag präsentiert. Die Arbeiten sind unter wissenschaftlicher Anleitung an verschiedenen Instituten der TU München entstanden und haben höchst unterschiedliche Themen. Sie gelten dem Einfluss der Körperhaltung und der Fahrerfahrung auf die Bediengenauigkeit bei mit Sidestick gesteuerten Fahrzeugen, der ergonomischen und funktionellen Betrachtung eines Fahrradbremshebels, der Neutronensteuerung an Saccharose und Glukose, der Milchsäurefermentation von Karottensaft mit Lactobacillus rhamnosus und der Computersimulation als neuem diagnostischem Verfahren rupturgefährdeter Bauchaortenaneurysmen. Vor dreieinhalb Jahren, im Oktober 2009, war die bayernweit einzigartige Eliteförderung als Kooperation zwischen der TU München und dem Gautinger Gymnasium gestartet worden. Das TUM-Kolleg ermöglichte es jeweils 14 besonders begabten Oberstufenschüler im Alter von 15 bis 18 Jahren, sich einmal wöchentlich an der TU gezielt mit naturwissenschaftlichen Fragen zu befassen. Nun steht der zweite Kurs der Schülerstudenten vor dem Abitur, und es zeigt sich, dass die Jugendlichen sich nicht nur mit äußerst komplizierten Fragen befasst, sondern die Themen auch selbst ausgesucht und bearbeitet haben. Das bringt ihnen den Vorteil, dass ihnen ein Studienplatz sicher ist und die Eingangsseminare entfallen. Maximilian Bach, 16, hat die Beschäftigung mit dem bequemen Fahrradbremshebel zudem einen ersten Preis beim Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" eingebracht, es könnte auch eine Anmeldung beim Patentamt folgen. Mit einem Computerprogramm, das in der Auto-Branche genutzt wird, hatte er fünf Hebelmodelle entwickelt. Probanden im Alter von 14 bis 72 Jahre waren sich einig, dass Sonderanfertigungen wesentlich angenehmer zu handhaben waren als die handelsüblichen Bremsen. Die Zehntklässler haben nun Gelegenheit, sich für das TUM-Kolleg zu bewerben.

TUMKolleg am OvT-Gymnasium

Lauter schöne Papierflieger, aber keiner trifft: TUM-Kollegiaten des Gautinger Gymnasiums beim Wissenschaftstag. Foto: Fuchs

(Foto: Franz Xaver Fuchs)
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