Fünf mal angetreten, fünf mal abgeräumt. Schüler des Otto-von-Taube-Gymnasiums (OVTG) in Gauting haben sich beim Regionalwettbewerb München-West von "Jugend forscht" durchgesetzt. Alle fünf Preisträger sind Teil des TUM-Kollegs, einer Kooperation der Schule mit der Technischen Universität München, die hochbegabte und naturwissenschaftlich interessierte Schüler fördert. In den Kategorien Biologie, Mathematik und Technik konnten Julia Geuther, Eric Gulbins, Lena Kahle und Leonardo Beer mit ihren Arbeiten jeweils den ersten Platz belegen, sie ziehen damit in den Landeswettbewerb Ende März ein. Amelie Daum verpasste den Einzug in die nächste Runde mit dem dritten Platz in der Kategorie Arbeitswelt knapp, wurde aber dafür mit dem Sonderpreis "Bild der Wissenschaft" ausgezeichnet.
Weil die Arbeiten von Lena Kahle und Leonardo Beer in der Kategorie Technik die Jury so überzeugten, sei sogar extra in einem anderen Bereich kein erster Platz vergeben worden, damit Kahle und Beer ihn beide belegen können, erzählt Markus Stöckle aus dem Organisationsteam des TUM-Kollegs. Seine Schützlinge bezeichnet er stolz als "ganz besondere Kinder" und die "Zukunft Deutschlands". Ihre Auszeichnung freue ihn gerade in der aktuellen Situation besonders, denn das zeige, dass auch Leistungsträger während der Corona-Pandemie weiterhin besonders gefördert würden. Die eingereichten Arbeiten der fünf Schüler wurden nicht im regulären Schulunterricht, sondern an technischen Lehrstühlen der TU München in Zusammenarbeit mit deren Professoren und Dozenten verfasst. Julia Geuther, die sich schon in der achten Klasse für die Crispr-Genschere interessiert habe, konnte sich so beispielsweise am Uniklinikum in einem Forscherteam behaupten, erzählt Stöckle. In ihrer Arbeit, die ihr den Sieg in der Kategorie Biologie bescherte, erforschte sie mithilfe der Genschere ein Protein, das unter anderem ein Rezeptor für das Covid-19-Virus ist.
Eric Gulbins Arbeit, mit der er den ersten Platz in der Kategorie Mathematik belegte, soll sogar in Zusammenarbeit mit seinem Betreuer Professor Daniel Matthes veröffentlicht werden, so Markus Stöckle. Darin habe der Schüler eine eigenständige Idee zur Lösung eines Mathematikproblems entwickelt, die es so weltweit noch nicht gegeben habe. Nicht weniger aktuell sei die ebenfalls mit dem ersten Platz ausgezeichnete Arbeit von Lena Kahle in der Kategorie Technik. Sie hat am Lehrstuhl für Raumfahrttechnik mittels einer Simulation untersucht, wie Lebenserhaltungssysteme für ein Leben auf dem Mond aussehen könnten.
In den Augen der Jury ebenso qualitativ hochwertig war die Arbeit von Leonardo Beer, der eine kamerabasierte Berechnung der Größe von Schüttgut entwickelt hatte. Die in der Kategorie Arbeitswelt drittplatzierte Amelie Daum wiederum hatte mithilfe eines Fragebogens untersucht, inwiefern persönliche Eigenschaften von Schülern ihre bevorzugte Lernweise beeinflussen. Weil die Arbeiten teilweise über 50 Seiten lang waren, seien sie meistens noch deutlich gekürzt worden, um die Anforderungen des Regionalwettbewerbs zu erfüllen, sagt Stöckle. Julia Geuther und Lena Kahle hätten ihre Arbeit sogar von Englisch auf Deutsch übersetzen müssen.
In zehnminütigen Kurzpräsentationen, die aufgrund der Corona-Situation online gehalten wurden, hätten die Schüler der dreiköpfigen Fachjury dann ihre Forschungen vorgetragen, so Stöckle. Wer jetzt auch beim Landeswettbewerb überzeugen kann, der wird im Mai mit allen Landessiegern zum Bundeswettbewerb antreten - die Gewinner erhalten ein Preisgeld von bis zu 3000 Euro. Für Stöckle ist die Auszeichnung solch "hochkarätiger Arbeiten" seiner Schüler der Beweis, dass das Konzept des TUM-Kollegs funktioniere. "Da beginnen oft Lebensläufe", sagt er, schließlich sei es Ziel der TU, "Topleute zu fördern und an sich zu binden". Die Anmeldungsphase für den neuen Jahrgang des Kollegs ist noch nicht abgeschlossen. Bewerben können sich Schüler der 10. Jahrgangsstufe aller Gymnasien unter tumkolleg.ovtg.de.