Gauting:Der Kasperl kommt

Puppenspieler Forster und Fichert

Mit Spannung erwartet wird das 40. Puppenspiel der Puppet Players Susanne Forster und Stefan Fichert.

(Foto: Bla/ Fuchs)

Erstmals in 40 Jahren rücken die Puppet Players die beliebteste aller Puppenspielfiguren in den Mittelpunkt eines Stücks. Am kommenden Freitag ist Premiere im Gautinger Bosco. Es geht um eine geheime Mission und sieben wilde Tiere

Von Blanche Mamer, Gauting

David, der vierjährige Enkel, hat sie auf die Idee gebracht. Statt des Mittagsschlafs wollte er "Wilde Tiere" spielen. "Es kam mit seinen gekrallten Händchen als Löwe und Leopard auf mich zu und ich musste dazu Geschichten erfinden", erzählt Susanne Forster. "Er hatte so viel Spaß daran, dass ich dachte, daraus ließe sich doch ein schönes Puppenspiel machen". So entstand "Kasperl und die Wilden Tiere", das 40. Stück der Puppet Players, nachdem sie vor 39 Jahren von London nach München und in ihren Heimatort Gauting zurückkamen.

Es ist das erste Kasperl-Stück, das die Puppet Players entwickelt haben, vielleicht sogar das letzte ganz eigene, von der Idee bis zur Aufführung, denn als nächstes sind verschiedene Koproduktionen geplant. Es ist allerdings auch wieder das Resultat einer kongenialen Zusammenarbeit: Die meisten Geschichten über Kasperls Erlebnisse in Afrika hat sich Susanne Forster ausgedacht. Die Hand- und Stabpuppen hat Stefan Fichert geschnitzt und gebaut, der durchgehend gereimte Text und etliche Ideen stammen von Hartmut Riederer, Konrad Wipp spricht und singt, die Musik kommt vom Cellisten Heinrich Klug und der Akkordeonistin Maria Reiter. Puppenspiel, Schauspiel und Musik greifen ineinander.

"Nach so ernsten Themen wie Gogols Die Nase oder Sisyphos haben wir uns nun dieses Stück gegönnt", sagt Fichert und lacht. Kasperl, die lustige anarchische Figur, die in vielen Kulturen Tradition hat, sei es der englische Mr. Punch, der französische Guignol, der russische Petruschka oder der italienische Pulcinella, wird nicht nur die Kinder begeistern, sondern auch Eltern und Großeltern.

Der Kasperl ist auf geheimer Mission und soll sieben wilde Tiere zurückbringen. Für wen, wohin und warum, verraten die Puppenspieler noch nicht. Er fährt also nach Afrika und trifft schon auf dem Nil das Krokodil Krokodaxl, dann das Äffchen Anatol und Tante Codonotto, das Nilpferd, ein Elefant, eine Schlange und die Giraffe, die ihren Hals wachsen lassen kann. Und klar, bald tritt auch der wilde Löwe auf, der nicht nur eine wirre Mähne und ein gieriges Maul hat, sondern auch eine riesige Tatze mit langen Krallen, mit der er, wie der kleine David, seine Beute greifen kann. Der Bub hat das Entstehen des Stücks den ganzen Sommer über begleitet, er war bei den meisten Proben dabei und kann mittlerweile den Text mitsprechen. Einige Mal habe er dem Sprecher souffliert, erzählt die Großmama.

Kasperl ähnelt seinem russischen Kollegen Petruschka, die Puppe ist bereits antik, denn es ist die einzige aus seinem Fundus, die Fichert reanimiert hat. Die geschnitzte Figur stammt aus dem Stück "Deutschland wo liegt es" von 1982, sie wurde jedoch leicht aufgefrischt und neu eingekleidet. So hat Kasperl eine schöne rote Zaubermütze bekommen, deren Zipfel immer dann hochschnellt, wenn ein Zauber gelingt oder ein Problem gelöst wurde.

"Dazu hat mich das Bühnenbild der Zauberflöte bei den Bregenzer Festspielen inspiriert. Da sind Grashalme über Kompressoren zum Sprießen gebracht worden", erzählt Fichert. Damit Kasperls Mütze hochgeht, braucht der Puppenspieler indes eine ganze Menge Puste. Zur Erinnerung: Für die Festspiel-Inszenierung von Mozarts Zauberflöte auf der Seebühne in Bregenz hatte der Gautinger 2012 zwei fünf Meter hohe bewegliche, Feuer speiende Reiterfiguren, die Geharnischten, gebaut. Die Premiere zu "Kasperl und die wilden Tiere" findet am Freitag, 30. Oktober, 16 Uhr, im Bosco in Gauting statt. Es gibt noch einzelne Karten. Das Stück kann auch von Schulen oder Kulturveranstaltern gebucht werden. Weitere Informationen gibt es bei Susanne Forster unter Telefon/Fax 089-8501364, auf der Homepage www.puppet-players.de oder bei puppet-players@t-online.de

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