Fast eine Stunde dauert es, bis man an die Reihe kommt. Bald hat sich beim Sonderimpftag des Roten Kreuzes am Sonntag auf dem Gelände der Asklepios-Klinik in Gauting eine Schlange gebildet auf der Zufahrt zum Impfzentrum mit Containern und einer Wartezone unter großen Schirmen. Etwa 80 Männer und Frauen stehen kurz nach 10 Uhr mit großen Abständen in einer Reihe. Bis zum Nachmittag werden 198 Dosen verabreicht.
"Phänomenal", sagt Jan Lang, der Geschäftsführer des Roten Kreuzes im Landkreis, angesichts des großen Andrangs schon am Vormittag. "Das zeigt, dass noch Potenzial da ist." Um dieses Potenzial besser abzuschöpfen, will das Rote Kreuz bald mobile Impfteams an die Strände rund um die Seen schicken.
Man muss es den Menschen nur einfach machen. Das Impfen war am Sonntag so unkompliziert wie noch nie: ohne Termin und ohne Anmeldung, Impfstoff Wahl, solange der Vorrat reicht, nicht einmal ein Wohnsitz im Landkreis Starnberg ist nötig. Der Ort der Erstimpfung spielte auch keine Rolle mehr. Wer am Sonntag nichts besseres vorhatte, konnte sich spontan seine Corona-Immunisierung abholen.
Jaroslaw Olszewski aus Gilching zum Beispiel hat sich kurzfristig entschieden, diese Gelegenheit wahrzunehmen, nachdem seine Frau in der SZ davon gelesen hatte. "Das ist sehr praktisch, ich bin sehr zufrieden", sagt der 58-jährige Kraftfahrer, als alles erledigt war und er mit einem frischen Stich im Oberarm noch die obligatorische Viertelstunde danach abwartete. Er hatte sich bisher noch nicht sehr intensiv um einen Impftermin bemüht und nun das Vakzin von Johnson&Johnson bekommen: "An einem Tag alles erledigt."
Stephanie Rupprecht aus Gauting hatte wegen der geringen Erfahrungswerte mit den Wirkstoffen gezögert. Dann ging es schnell: Am Donnerstag angemeldet, am Freitag einen Termin bekommen, am Sonntag erhielt die 45-Jährige ihre Dosis Moderna. Sie war mit Termin gekommen und wie 75 weitere eher zufällig in den Aktionstag geraten.
Zur Verfügung standen Impfstoffe von Biontech, Moderna, Johnson&Johnson sowie Astra Zeneca; insgesamt mehr als 200 Dosen. Eine genaue Zahl wollte das Rote Kreuz nicht nennen. Es sei jedenfalls so viel vorrätig, dass auch an diesem Montag weiter geimpft werden könne, sagte Nicole Scheibenpflug, die Leiterin des Impfzentrums. "Wir haben genug in petto." Die Aktion am Sonntag lief dennoch nur bis 16 Uhr, auch aus personellen Gründen. Für das Team sollten nicht zu viele Arbeitsstunden anfallen. Drei Ärzte waren im Einsatz, fünf medizinische Fachangestellte, zwei Mitarbeiterinnen der Verwaltung und Security-Männer. Die Sicherheitsleute hätten berichtet, dass schon um 8.30 Uhr die ersten zum Impfen kommen wollten.
Einen Anteil an dem Zuspruch könne auch das schlechte Wetter am Sonntag gehabt haben, mutmaßt BRK-Geschäftsführer Lang, der mit einem gewissen Ehrgeiz daran arbeitet, die Impfquote im Landkreis zu steigern. "Wir wollen auch für gutes Wetter etwas anbieten", kündigt er an. Lang will mobile Teams in die Erholungsgebiete schicken, etwa in die Herrschinger Bucht oder nach Possenhofen. Auf dem Weg zur Liegewiese könnten Badegäste sich eine Spritze abholen, "natürlich unter den entsprechenden hygienischen Bedingungen", wie Lang betont. Acht bis zehn Orte, die sich dafür eignen würden, habe man identifiziert. Noch laufe die Abstimmung mit dem Landratsamt.
Eine lange Schlange bildet sich am Sonntag vor dem Impfzentrum.
(Foto: Franz Xaver Fuchs)Landrat Stefan Frey (CSU) hält so etwas für eine gute Idee: "Wir müssen den Impfstoff zu den Menschen bringen", sagt er und könnte sich das auch auf dem Kirchplatz oder auf der Seepromenade in Starnberg vorstellen. An diesem Montag geht das Impfen ohne Anmeldung und Termin weiter, in Gauting, Starnberg und Herrsching, von 10 Uhr an. Am kommenden Donnerstag ist das Impfzentrum in Gauting bis in den Abend geöffnet - von 14 bis 20.30 Uhr.