Gauting:Bunter Querschnitt

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Theaterforum feiert Jubiläum mit sechs Stunden hochkarätigen Musikprogramm und Uraufführung

Reinhard Palmer

Was hier so entspannt über die Bühne ging, war für das Theaterforum und ihm Nahestehende ein wichtiger Akt. Inne zu halten und zurück zu blicken auf die beispiellose Entwicklung von der Schulaula-Kreativinitiative über eine Keller-Kleinkunstbühne bis zum Wirtschaftsunternehmen: Das sollte einen Motivationsschub bei den etwa 40 Mitarbeitern ausgelöst haben, damit das Schiff mit der neuen Bosco-Geschäftsführerin Corina Zuber auf Kurs bleibt. Man hätte bei diesem "Musikalischen Blumenstrauß" zum 20-jährigen Jubiläum eine offizielle Danksagung an den Initiator und Spiritus rector erwartet.

Doch Hans-Georg Krause für seinen Einsatz und sein Durchhaltevermögen angemessen zu würdigen, hätte länger als die sechs Stunden der Veranstaltung gedauert. So nahm er den offiziellen Teil selbst in die Hand, umriss die Geschichte selbstlos in wenigen Sätzen, dankte allen Mitstreitern und ließ wieder machen, worum es ihm immer ging: Kultur. Am künstlerischen Anspruch machte der Abend keine Abstriche. Gabriele Klingenstein, die sonst die Reihe Heimspiel betreut, gelang es, den Strauß so zu binden, dass aus dem Querschnitt über die Arbeit des Theaterforums kein Allerlei wurde.

Und sie sorgte dafür, dass der Anlass in besonderer Weise in die Annalen eingeht: Schlagwerkerin Babette Haag führte erstmals ein eigens für den Abend von Johannes X. Schachtner komponiertes Werk auf. "Hopscotch" (Hüpfspiel Himmel und Hölle) betitelte er seine allererste Komposition für Schlagzeug solo mit einem unkonventionellen Setup, in dem sich neben Trommeln, Becken, Woodblocks, chinesischen Heulgongs und Pedalpauke auch Steine, eine Autofeder und eine Radfelge fanden. Die rein rhythmischen Texturen wurden so von reicher Klangfarbigkeit getragen, kontrastiert mit schleifenden Melodien der Pedalpauke. Haag präsentierte auch ihren Tanz an der Marimba, klassisch mit Tango und einem Debussy-Werk.

Da war das Publikum bereits vom Modern String Quartet gut in Stimmung gebracht worden: lässig mit Blues, traditionellem Jazz und weltmusikalischen Anlässen für klangexperimentelle Improvisationen. Jazz reinster Couleur kam vor allem aus zwei hier vertrauten Saxophonen. Während Michael Hornstein mit dem Orgelsound-Spezialisten Matthias Bublath Unkonventionelles erprobten, setzten Max von Mosch und der Vibraphonist Tim Collins aus New York auf kernig interpretierte Standards. Eine virtuose und musikalisch feinsinnige Darbietung steuerten Maria Reiter (Akkordeon) und Heinrich Klug (Violoncello) mit konzertanten Tangos bei, während Rudi Zapf (Hackbrett) und Ingrid Westermeier (Gitarre) in gestalterischer Vielfalt auf Weltreisen gingen.

Spaßig mit schauspielerischen Einlagen interpretierte Bettina Ullrich mit Klavierbegleitung von Claudia Hrbatsch Chansons und Schlager der Vorkriegszeit. Um Musikkabarett mit sprachlich ausgefeilten Inhalten ging es bei Faltsch Wagoni um Beziehungskisten im Konjunktiv oder um Beutezüge im Downloadparadies. Als das Ensemble Youkali mit Tangos dran kam, war niemand mehr in der Lage, die Tanzfläche zu erobern. So blieb der Ausklang um Mitternacht ein melancholisch-nostalgischer Konzertteil.

© SZ vom 24.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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