Auch die Ansammlung augenscheinlich ganz harmloser Zuhörer eines Weihnachtskonzerts im Freien ist in seiner Erscheinungsform als Vielzahl von Menschen kaum zu unterscheiden von einem Flashmob, der in letzter Zeit etwas in Verruf geraten ist. So ließe sich die Nachricht lesen, die an Heiligabend vom Jugendzentrum aus über die Bahnhofstraße hinweg auf das Rathaus gegenüber projiziert wurde.
So erschien der Auftritt der Bläser auf dem Balkon in einem ganz neuen Licht. Die Organisatoren eines ursprünglich vom 20. bis 22. Januar beim Bahnhof geplanten Openair-Festivals, des sogenannten Winter-Kults, das nun verlegt werden muss, haben das traditionelle Konzert genutzt, um ihrem Unmut über das Verhalten von Polizei und Rathausverwaltung Ausdruck zu verleihen.
Wegen Bedenken der Behörden kann das erste Gautinger Winter-Kult nämlich nun nicht wie geplant am Gautinger Bahnhof stattfinden. Als Alternativstandort ist das Gelände der Grundschule im Gespräch; ob es dort klappt, ist allerdings über die Feiertage noch nicht ganz klar.
Grund der Verschiebung sind die Ereignisse in den vergangenen Wochen in München, wo sich nach Aufrufen in der Internet-Plattform Facebook Jugendliche zum Trinken und Randalieren in der S-Bahn versammelten und eine Menschenmenge den Odeonsplatz blockierte. Da auch für das kleine Festival in Gauting in Facebook geworben wird, kamen allerlei Befürchtungen auf mit der Folge, dass die Gemeinde die Zusage für das Bahnhofsgelände überraschend zurückzog. Hauptgrund ist dabei, dass die Gleise nicht mit einem stabilen Zaun abgegrenzt sind und dass kaum abzuschätzen sei, wie viele Besucher kommen.
Für die Veranstalter um Tobias McFadden, für die Facebook ein so alltägliches Kommunikationsmittel wie das Telefon oder ein Handy ist, erscheint der Wirbel etwas übertrieben. Entsprechend bissig und spöttisch sind die Kommentare im Internet über die Entwicklungen in den vergangenen Tagen. McFadden argumentiert sogar, dass sich die Zahl der Besucher dank der in Facebook eingetragenen Zusagen besser einschätzen lasse.
Doch nun muss er umdisponieren. Aber nicht ohne ein Zeichen zu setzen und seinen Groll sichtbar zu machen. Schließlich ist in den Augen der Kulturspektakel-Organisatoren, die nun auch ein Festival im Winter ausprobieren wollen, die Gefahr, die von Blechbläsern auf dem Rathausbalkon ausgeht, nicht größer als das Risiko, das durch Auftritte von ein paar Bands entsteht.