Gauting:Beim Energiesparen gespart

Die neue Realschule in Gauting ist noch nicht fertig, aber wärmetechnisch schon veraltet.

Wolfgang Prochaskaund Michael Berzl

Es klingt wie ein Schildbürgerstreich: Aber die neue Würmtal-Realschule in Gauting, die in wenigen Wochen fertig sein soll, wird nicht den neuesten energetischen Standards entsprechen. Mit anderen Worten: Das 34 Millionen Euro teure Schulgebäude, zu dem noch eine Turnhalle gehört, wird nicht Passivhausstandard erreichen. Dies musste die Geschäftsführerin des Realschul-Zweckverbands und Kreiskämmerin Eva John in der Sitzung des Starnberger Kreisausschusses am Donnerstag einräumen. Die Stockdorfer Kreisrätin und Landtagsabgeordnete Anne Franke (Grüne) hatte dies bemängelt, als auf Antrag der Grünen-Fraktion strengere Energiewerte für die landkreiseigenen Gebäude diskutiert wurden. Unter einem Passivhaus wird ein Gebäude verstanden, das aufgrund seiner guten Wärmedämmung in der Regel keine klassische Heizung mehr benötigt.

Neubau der Gautinger Realschule vor der Vollendung

Optisch macht die Gautinger Realschule viel her, in ökologischer Hinsicht dagegen weniger: In dem Neubau wird nämlich mehr Energie verbraucht, als nach den heutigen Standards nötig wäre. Foto: Fuchs

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Grünen hatten in ihrem Antrag gefordert, dass grundsätzlich der Passivhausstandard angestrebt werden sollte. Dies lehnte das Gremium mit großer Mehrheit aber ab. Vielmehr soll bei künftigen Bauprojekten des Landkreises jeweils geprüft werden, welche Energiespareffizienz am sinnvollsten und wirtschaftlichsten ist. Im Fall der Gautinger Realschule gab aber Franke nicht nach. Sie wollte die Gründe wissen, warum bei der Ausschreibung das Energiesparen nicht im Vordergrund stand. "Wir haben jetzt irrsinnige Aufwendungen, nur weil nicht darauf geachtet wurde", kritisierte sie mit Blick auf John. Nach Ansicht der Grünen-Politikerin wären die Architektur-Entwürfe zur Schule anders ausgefallen, wenn man frühzeitig auf das Kriterium Passivhaus geachtet hätte. Auch der SPD-Kreisrat Ekkehard Bülow fand es "ärgerlich", dass bei diesem Projekt das Energiesparen zweitrangig war. Immerhin sollte der Landkreis eine Vorbildfunktion haben. 30 Prozent unter der Energieeinsparverordnung liegt die Schule, so John.

Der Kreiskämmerin sprang Landrat Karl Roth (CSU) bei. Er nannte zwei Punkte, warum die Energiestandards kein Optimum bei dem Neubau darstellen: Der Landkreis habe nicht wirklich mitreden können, da es eine Entscheidung des Zweckverbands gewesen wäre, der die Trägerschaft übernommen hat. Darin sind die beiden Landkreise München und Starnberg sowie sechs Gemeinden und die Stadt Starnberg vertreten. Zudem seien durch den Wechsel des Projektsteuerers weitere Probleme entstanden. Eva John sprach von einer "politischen Entscheidung" durch den Zweckverband. Die Zusammenarbeit mit dem Architekten Ansgar Lamott erwies sich als schwierig.

Der Bau der Würmtal-Realschule stand bislang in finanzieller Hinsicht unter keinem guten Stern. Noch während der Planungsphase explodierten die Kosten, dann gab es Nachbesserungen, die weiter die Ausgaben erhöhten, bis man schließlich bei 34 Millionen Euro angelangt war. Danach regierte wieder der Rotstift und man strich Dinge wie farbigen Asphalt für den Pausenhof, den zunächst geplanten Sonnenschutz an der Nordseite der Flure und eine abgehängte Decke in der Sporthalle. Energetisch sah es noch schlimmer aus. Nicht mal eine Fotovoltaikanlage für das Gebäude war vorgesehen. Der Einbau einer Hackschnitzel-Heizung musste wieder gestrichen werden, da die Anlieferung durch Lastwagen als störend empfunden wurde. Eine Wärmepumpe und ein Gaskessel heizen jetzt. Um die Zufahrt für Autos und Radler übersichtlicher zu gestalten, entsteht nun an der Germeringer Straße ein Kreisverkehr. Zum Teil wurden dafür die Bäume neben der Fahrbahn schon gefällt, auch Büsche auf dem Schulgelände müssen noch weichen. Die meisten Bauarbeiten, die mit Behinderungen und Sperrungen verbunden sind, sollen in den Sommerferien erledigt werden.

Die Handwerker haben nun nicht mehr viel Zeit, um ihre Arbeiten am Schulhaus abzuschließen, denn nach den Sommerferien sollen die Realschüler aus dem Altbau beim Gautinger Rathaus in den Neubau am Ortsrand umziehen. Beim Start des Unterrichts Mitte September müssen Lehrer und Schüler wohl noch mit einigen Einschränkungen rechnen. Die Sportanlagen stehen dann wohl noch nicht voll zur Verfügung, war zu hören.

Währenddessen machen sich Eltern schon Sorgen über das Klima in den neuen Klassenzimmern. Christa von Einem (FDP) berichtete im Gemeinderat, es gebe Bedenken, dass es in den Räumen auf der Sonnenseite zu heiß werden könnte - zwei Monate, bevor dort überhaupt eine Unterrichtsstunde stattfinden konnte. "Typisch Eltern", entfuhr es da kopfschüttelnd Bürgermeisterin Brigitte Servatius, die auch Vorsitzende des Schul-Zweckverbands ist.

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