Ortsplanung:Ein Bahnhof für die Bürger

Viele Gautinger beschäftigt die Zukunft des Bahnhofareals. Zur Informationsveranstaltung kommen 180 Menschen. Ihr größter Wunsch ist ein Zentrum mit einem Platz zum Verweilen

Von Blanche Mamer

Ein Festplatz nach dem Vorbild Gilchings und Planeggs, eine neue Ortsmitte mit Platz zum Verweilen, einen Bürgerbahnhof auf Genossenschaftsbasis mit verschiedenen kulturellen und öffentlichen Nutzungen, den Erhalt des Bahnhofkerns mit einem modernen Anbau, das sind nur einige der Vorschläge und Wünsche, die bei der Informationsveranstaltung zum anstehenden Plangutachterverfahren für den Bahnhof Gauting am Montag im fast vollbesetzten Bosco vorgetragen wurden. Trotz der gegensätzlichen Auffassungen verlief die zweistündige Versammlung ohne Angriffe und Anfeindungen zwischen Erhalt- und Abriss-Befürwortern.

SPD regt Debatte über die Zukunft des Bahnhofs an

Planungsbüros machen sich nun Gedanken über das Areal.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Es war nicht die erste öffentliche Veranstaltung zur Umgestaltung des Gautinger Bahnhofsareals, es war aber die erste, bei der neue Gebäude wie das Kino und das Ärztehaus oder der geplante Sontowski-Komplex berücksichtigt werden. Etwa 180 Gautinger waren gekommen, um mehr über die Vorgaben von Stadtplanerin Claudia Schreiber, der leitenden Expertin der Ausschreibung, zu erfahren. Bürgermeisterin Brigitte Kössinger ging zunächst auf die Historie ein: Seit 2006 ist die Kommune im Besitz des Bahnhofs mit Nebengebäuden, Vorplatz und Park & Ride-Gelände. Das nördliche Areal ist bereits vor mehreren Jahren verkauft worden, das Kino und das Ärztehaus sind seit 2016 in Betrieb. Damals wurde auch das ehemalige Schulgelände verkauft - an den Immobilieninvestor Sontowski. Der Bebauungsplan ist fertig, der Bauantrag liegt noch beim Landratsamt.

Ortsplanung: Die eine sind für den Abriss, die anderen für den Erhalt des Gautinger Bahnhofsgebäudes.

Die eine sind für den Abriss, die anderen für den Erhalt des Gautinger Bahnhofsgebäudes.

(Foto: Arlet Ulfers)

Doch Fakten sind geschaffen, das Schulgebäude ist abgerissen, Bäume sind gefällt, das gesamte Areal sieht bei weitem nicht mehr so aus wie auf dem Plan des Umgriffs, der laut Homepage der Gemeinde als Grundlage dient. Hintergrund des jetzigen Plangutachterverfahrens sei, dass die Gemeinde Städtebauförderung beantragt habe und damit eine Bürgerbeteiligung verknüpft sei, sagte Kössinger. Schreiber ging auf das Prozedere ein. Demnach wird jedes der ausgewählten Büros für die Planung bezahlt, wodurch sich das Verfahren von einem Wettbewerb unterscheidet. Eine Jury aus Fachleuten und dem Gemeinderat entscheide dann, welche Ideen realisiert werden. Im September soll das Ergebnis vorliegen, im Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Es entscheide dann der Gemeinderat, betonte Kössinger. Die Büros sollen nicht nur Ideen entwickeln zu Erhalt und Sanierung oder Abriss des Gebäudes, sie sollen auch über eine mögliche Nutzung nachdenken und prüfen, ob eine Überbauung der Park & Ride-Anlage in Frage komme.

Während sich einige Bürger dezidiert für den Erhalt des alten Bahnhofs aussprachen, schlugen andere Alternativen vor. Burkhard Riedel beispielsweise empfahl einen luftigen zweistöckigen Anbau für den alten Bahnhof, als Versöhnung zwischen Tradition und Moderne. Gemeinderat Richard Eck möchte einen direkten Zugang zum Bahnsteig. Andreas Romero appellierte an die Planer, den Bahnhof als emotionalen Fixpunkt zu sehen und die historische Klammer Bahnhof und E-Werk zu berücksichtigen. Susanne Kneisl regte an, die Fußgänger im Bahnhofsumfeld ernst zu nehmen und sich beim Verkehr nicht nur an den Autos zu orientieren. Dem schloss sich Peter Kleinknecht an. Er sprach sich für eine Verkehrsberuhigung aus. Wenn New York es schaffe, den Times Square von Autos frei zu machen, müsste das in Gauting doch auch möglich sein, sagte er und erhielt Applaus dafür.

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