Süddeutsche Zeitung

Naturschutz:Gauting will 11 400 Bäume und Büsche pflanzen

Die Gemeinde aktiviert ein Ökokonto, um Eingriffe in die Natur auszugleichen - etwa bei der Planung von Gewerbegebieten. Die Bürgermeisterin hat den ersten Baum gesetzt.

Von Blanche Mamer

Die Aktion startet mit einer Elsbeere: Am Montagvormittag hat Bürgermeisterin Brigitte Kössinger zum Spaten gegriffen und mit Förster Markus Noack und Michaela Thiel von der Naturschutz-Abteilung des Rathauses den knapp 80 Zentimeter hohen Elsbeer-Trieb am Weg nach Wangen im ehemaligen Buchendorfer Rechtlerwald eingegraben. Es ist das erste von 11 400 Bäumchen und Büschen, die in den kommenden Wochen in Gauting gepflanzt werden.

Als Solitär kann die Elsbeere, die 2011 Baum des Jahres war, bis zu 25 Meter hoch werden. Der alte heimische Baum war in Vergessenheit geraten, wird jetzt aber wieder verstärkt angepflanzt, da er für den Boden, für Vögel und Insekten äußerst nützlich ist und im Herbst durch seine orange bis rote Laubfärbung auffällt. Das neue Bäumchen ist zirka zwei Jahre alt und dürfte im Jahr etwa 30 bis 40 Zentimeter wachsen.

Mit der Anpflanzung will die Kommune ihr Ökokonto aktivieren, damit später vergleichbare Ausgleichsflächen vorhanden sind. Sie dienen als Kompensation für Eingriffe in die Natur, etwa bei der Planung von Gewerbegebieten oder bei Ansiedlungen auf Waldgrundstücken. Gauting verfüge zwar über Ausgleichsflächen, so Kössinger. Diese seien aber ökologisch nicht äquivalent und würden nun aufgewertet, also bepflanzt.

Knapp vier Hektar groß ist das Areal, das jetzt zum Mischwald werden soll. Mitten in die Fichtenbestände werden "gebietsheimische Arten" wie Bergahorn, Rotbuche, Steileiche, Flatterulme, Vogelkirsche und Weißtanne gepflanzt. Die Weißtanne sei wegen ihres Pfahlwurzelsystems ökologisch wichtig, sagt der Förster. Von der Baumschule Sailer nahe Donauwörth sind 9680 Bäumchen geliefert worden. Zusätzlich werden in dieser Woche an den Rändern 1720 Sträucher gepflanzt, vor allem Arten, die Insekten und Vögeln als Nährgehölz dienen wie Hundsrose, Weißdorn, Kornellkirsche, Eibe und Pfaffenhütchen. Einige Baumstämme sollen als Totholz stehen bleiben.

Die Pflanzung entspricht einer geschätzten CO₂-Bindung von 96,8 Tonnen pro Jahr. Eine der Vorgaben fürs Ökokonto sei, dass einheimische Arten, die in der Region wachsen und ans Klima angepasst sind, gepflanzt werden, betont Michaela Thiel. In den nächsten zehn Jahren soll ein Biotopverbund von 20 Hektar geschaffen werden. Die Gemeinde hat heuer in Planung und Umsetzung des Ökokontos rund 58 500 Euro investiert.

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Quelle:
SZ vom 01.12.2020
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