Gauting:Ein altehrwürdige Pappel bekommt Krücken

Gauting Ledererpark, Pappeltorso

Freuen sich über das vorerst erhaltene Habitat im Lederer-Park am Flussufer (von links): Gerhard Nafziger vom Verein "Freunde des Würmtals", Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger und Baumexperte Andreas Detter.

(Foto: Georgine Treybal)

Ein Gestänge aus Carbon sichert den Baum an der Würm, damit er Fledermäusen und Insekten als Behausung erhalten bleibt. Ein Verein macht's möglich.

Von Peter Haacke

Ihre besten Tage hat die alte Pappel am Gautinger Würmufer im Lederer-Park schon seit Jahren hinter sich: Der Stamm ist hohl, die Rinde brüchig. Eigentlich ist der Baum tot - und dennoch lebt er, weil man ihm schon vor langer Zeit die Krone nahm. An einem verbliebenen Seitenast treibt er sogar bis in elf Meter Höhe aus. Nun findet ein Experiment mit ungewissem Ausgang statt: Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde unter Beteiligung mehrerer Firmen zur Sicherung des Pappeltorsos ein Stützgerüst aus Carbon errichtet.

Die Gemeindeverwaltung hätte den geschätzt gut 90 Jahre alten Veteran an der Würm schon längst beseitigen lassen. Doch die Vereinsmitglieder der "Freunde des Würmtals" hatten eine bessere Idee: Sie wollten den Pappelstamm, der Fledermäusen, Siebenschläfern, Kohlmeisen und allerlei Insekten als Behausung dient, erhalten. Und in Michaela Thiel, zuständige Mitarbeiterin der Gemeinde für Naturschutz und öffentliche Grünflächen, fanden sie eine engagierte Mitstreiterin.

Um den Stamm zu sichern, hatte ein Projektteam unter Federführung der Gautinger Firma "Tree-Consult" großen Aufwand betrieben, sagte Sachverständiger Andreas Detter. Das "Exoskelett" besteht aus einem im Boden verankerten Carbongestänge aus Reststücken von Windkraft-Rotorblättern, das über Schwerlastgurte mit benachbarten Bäumen verbunden ist. So soll verhindert werden, dass der gut 500 Kilogramm schwere Stamm eines Tages unvorhersehbar umfällt und dabei womöglich Menschen verletzt.

Der Stützrahmen wurde am Donnerstag von den Beteiligten eingeweiht. Was das Projekt tatsächlich kostet, ist unklar, wäre allerdings ohne eine großzügige Spende der "Freunde des Würmtals" sowie der Hilfe der beteiligten Firmen wohl auch nicht möglich gewesen. "Die Gemeinde muss sparen", sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Gespannt darf man sein, wie das Experiment ausgeht.

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