Gauting:Aus einem Guss

Gauting Bosco Orchestervereinigung Mozart

Sicher und klar: Dorian Keilhack dirigiert im Bosco die Orchestervereinigung Gauting.

(Foto: Treybal)

Dirigent Keilhack tritt beim Gautinger Mozart-Abend auch als Solist auf

Von Reinhard Palmer, Gauting

Viele waren ins Gautinger Bosco gewiss aus Neugier darauf gekommen, wie sich der musikalische Leiter der Orchestervereinigung Gauting im Konzert der Musikfreunde als Solist am Flügel machen würde. Mit Mozart konnte Dorian Keilhack es wagen, den Dirigentenstab aus der Hand zu legen, um als Solist und Dirigent zugleich die Fäden in der Hand zu behalten. Beide meisterten die Aufgabe mit Bravour: Keilhack mit Klarheit in der pianistischen Pointierung und nahtloser Weiterführung der musikalischen Gedanken im Dirigat, das Orchester mit höchster Aufmerksamkeit und entschlossenen Einsätzen auch ohne direktes Zeichen des Maestros. Orchester und Kapellmeister sind bereits so gut aufeinander eingespielt, dass die Kommunikation zusammen mit dem sicheren Konzertmeister ohne Reibungsverluste vonstattenging.

Keilhack hatte ursprünglich eine Karriere als Pianist anvisiert, er sammelte reichlich Erfahrungen auf Konzerttouren durch Europa und Südamerika. Tatsächlich zeigte er im Bosco, dass er die Materie routiniert und detailgenau beherrscht. Auf Klarheit und Transparenz bedacht, führte er sicher schon rein musikalisch, setzte aber immer wieder auch synchronisierende Akzente, die dem Orchester die Gelegenheit gaben, sich präzis abzustimmen.

Das stimmungsvoll im Allegro-Kopfsatz eingesetzte Orchester bewies vom ersten Ton an, dass es nicht nur mitdenkt, sondern auch musikalisch mitfühlt. Diese systematische Steigerung des Klangkörpers im Anspruch trägt schon seit geraumer Zeit hörbare Früchte. Die vorangestellte Ouvertüre zur Oper "La Finta Giardiniera", die Mozart nach der Uraufführung in München zwar Ansehen, aber leider keine Anstellung am Bayerischen Hof einbrachte, benötigte denn auch keine Aufwärmphase mehr. Sie gab sich als kurzer, präzis ausformulierter Auftakt mit Verve. Im Klavierkonzert A-Dur KV 488 konnte es also sogleich mit voller Substanz, feinsinniger Differenzierung und Zielsicherheit in den Stimmungen losgehen. Der versiert durchexerzierten Doppelrolle Keilhacks war eine Interpretation aus einem Guss zu verdanken. Seine pianistische Gestaltung implizierte auch das Dirigat, setzte auf gestische Ausdruckskraft, aber auch auf ein sorgfältiges Ausspielen bis ins Detail. Auf der anderen Seite stand ein Dirigat, das die weiten pianistischen Bögen aufgriff und die Gedanken in Spannungsverläufen fortspann. Homogenität war darin bereits angelegt. Und die wurde im Adagio am deutlichsten, ging es doch hier gemeinsam in einem breit fließenden Strom durch sorgfältig austarierte Stimmungen. Der Schlusssatz setzte mit Euphorie alles frei, was bis dahin zurückgehalten werden musste. Das Publikum ließ sich mitreißen und spendete spontan Ovationen.

Es ging im Mozart-forever-Programm aber noch weiter. Die g-Moll-Sinfonie KV 550 wollte noch neu entdeckt werden. Keilhack setzte in der Interpretation deutlicher als zuvor auf das bewährte Mozart-Schema: die Balance aus Gegensätzen wie hell-dunkel, lyrisch-dramatisch, gelöst-spannungsgeladen. Dies jedoch, ohne im kraftvollen Part zu forcieren oder in den zarten Passagen ins Romantische abzudriften. Die Klarheit und Schlichtheit der Rhetorik benötigte kein allzu eifriges Machen. So zeigte sich der Allegro-Kopfsatz mit gelockerten Zügeln beschwingt . Eine effektvolle Zäsur setzte das breite Andante, bevor es dann über zwei Sätze hin aufs wuchtige Finale zuging. Lang anhaltender Applaus.

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