Zeugen der Vergangenheit:Schmuck der Bajuwaren wird ausgestellt

Zeugen der Vergangenheit: So sehen die Funde aus, wenn Archäologen sie nach etwa 1400 Jahren aus dem Boden holen. Das ist eine Speerspitze aus Eisen.

So sehen die Funde aus, wenn Archäologen sie nach etwa 1400 Jahren aus dem Boden holen. Das ist eine Speerspitze aus Eisen.

(Foto: Gemeinde Gauting)

Archäologen restaurieren Fibeln, Perlen und weitere Funde, um sie im Gautinger Rathaus zu präsentieren. Die Relikte stammen aus Frauengräbern am Krapfberg.

Von Michael Berzl

In seiner Vorgeschichte war Gauting ein bedeutender Ort. Gleich zwei Römerstraßen verliefen durch das damalige Bratananium. Relikte aus dieser Zeit sind daher noch überall im Boden zu finden. Besonders in dem Wohngebiet in der Nähe des Schwimmbads, aber auch mitten im Ort ganz in der Nähe des Rathauses. Am Krapfberg befinden sich Dutzende Grabstätten, erst ein Teil davon ist archäologisch erforscht. Besonders interessante Funde sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und im Rathaus ausgestellt werden. In die Beleuchtung der Vitrinen und ein Touchboard investiert die Kommune etwa 14 000 Euro. Das hat der Gemeinderat am Dienstag einstimmig beschlossen. Mit Blick auf den Raub des Goldschatzes aus dem Manchinger Keltenmuseum kam in der Debatte aber auch der Sicherheitsaspekt zur Sprache.

"Wir müssen das gut bewachen", sagte Gemeinderat Jürgen Sklarek (Mifü) zum Thema Sicherheit. Doch Bürgermeisterin Brigitte Kössinger machte deutlich: "Wir sind kein Museum, sondern ein Rathaus". Das Gebäude sei öffentlich zugänglich, somit seien auch die Möglichkeiten begrenzt, wertvolle Gegenstände dort sicher zu verwahren.

Zeugen der Vergangenheit: Am Krapfberg in Gauting werden bis zu hundert Gräber vermutet. Die meisten davon sind noch nicht erforscht.

Am Krapfberg in Gauting werden bis zu hundert Gräber vermutet. Die meisten davon sind noch nicht erforscht.

(Foto: Arlet Ulfers)

Vor allem bei Grabungen in den Jahren 2019 und 2020 sind auf dem Grundstück der Krapfberg-Villa, das der Gemeinde gehört, zahlreiche geschichtlich wertvolle Funde aus reichhaltig ausgestatteten Frauengräbern geborgen worden. Dazu zählen etwa eine Gürtelschnalle aus Bergkristall, Bernsteinperlen, eine Vogelkopffibel aus Bronze, ein Messer aus Eisen oder ein Kamm aus Bein mit Gravur.

Insgesamt 66 Schmuckstücke wurden geborgen

Die Funde wurden im Landesamt für Denkmalschutz untersucht und zeitlich eingeordnet. Demnach handelt es sich um Grabstätten aus der Bajuwaren-Zeit im sechsten und siebten Jahrhundert nach Christus, die vermutlich zu einem etwas weiter nördlich gelegenen, zerstörten Bajuwarenfriedhof gehörten.

Insgesamt wurden nach Angaben des Rathauses 66 Schmuckstücke geborgen. Auch ein Männergrab mit diversen Waffen wie Wurfbeil, Schwert und einer Lanzenspitze wurde freigelegt. Die Grabstätte datieren die Fachleute auf die Zeit um 500 nach Christus. Skelettfunde sowie einzelne Menschen- und Tierknochen werden vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege automatisch an die Staatssammlung für Anthropologie und Paläontologie in München abgegeben. "Das ist noch gar nicht zu ermessen, was in der Forschung daraus noch erwachsen wird", sagte die SPD-Gemeinderätin Carola Wenzel über die Zeugnisse der Vergangenheit.

Zunächst müssen diese Stücke aber restauriert und für die Ausstellung hergerichtet werden. Diese Aufgabe und auch die Finanzierung übernimmt die Gesellschaft für Archäologie und Geschichte - Oberes Würmtal. Aus Eigenmitteln und Spenden stehen nach Angaben des Vereins 20 000 Euro zur Verfügung. Wenn rechtzeitig der Auftrag erteilt wird, könnten die Arbeiten bis zum kommenden Herbst abgeschlossen sein, erklärte der Vereinsvorsitzende Karl Ludwig Hebler.

Zum 25. Vereinsjubiläum im Oktober solle dann die Ausstellung im Rathaus eröffnet werden. Er nannte es eine "Riesenchance", einen gesamten Befund auszustellen und mit Informationen dazu zu versehen. Mit den Ergebnissen der Gautinger Grabungen befasse sich auch ein Doktorand, der deswegen öfter zu Recherchen zum Archäologen-Verein komme.

Zeugen der Vergangenheit: Die Archäologische Gesellschaft mit ihrem Vorsitzenden Karl Ludwig Hebler kümmert sich mit großem Engagement um die Relikte aus Gautings Vergangenheit.

Die Archäologische Gesellschaft mit ihrem Vorsitzenden Karl Ludwig Hebler kümmert sich mit großem Engagement um die Relikte aus Gautings Vergangenheit.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Gesellschaft kümmert sich schon seit vielen Jahren um die Funde, die bei zahlreichen Grabungen in Gauting geborgen wurden. In einem Depot werden sie gelagert, die Mengen sind gewaltig: Als man vor mehr als 15 Jahren damit begann, alles systematisch zu ordnen und zu katalogisieren, waren es bereits etwa 190 000 Stücke, die in mehr als 400 Kisten aufbewahrt werden. Darunter befinden sich allein tausende Tonscherben.

Das Grundstück am Krapfberg birgt noch viele weitere Geheimnisse. Viele der Grabstätten, die sich dort befinden, sind noch gar nicht untersucht. Laut Gemeinderätin Wenzel könnte es noch 30 bis 100 weitere Gräber geben.

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