Süddeutsche Zeitung

Gauting:Alles für die Umwelt

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Christiane Lüst startet ins Jubiläumsjahr von "Öko & Fair"

Von Michael Berzl, Gauting

Mit vielen neuen Ideen, wie sich die Welt verbessern ließe, startet die Gautinger Öko-Aktivistin Christiane Lüst ins Jubiläumsjahr ihres Umweltzentrums. Mehr Bioprodukte, dafür weniger Plastik und Gentechnik, fairer Handel, Energiewende und gesunde Bienen: Das sind ihre Anliegen. Dafür werkt und wirkt sie nun seit zehn Jahren in den Räumen einer ehemaligen Fabrik in der Nähe des Schwimmbads, sie organisiert Informationsveranstaltungen, hält Vorträge, verkauft auf Wochenmärkten Dritte-Welt-Produkte. Jetzt propagiert sie, im Ort einzukaufen und wirbt für ein Bonussystem, das vergleichbar ist mit den Payback-Karten von Supermarktketten.

In ihrem Umweltzentrum und im Rathaus hat Lüst das Modell schon Gautinger Geschäftsleuten vorgestellt. Die Resonanz sei recht unterschiedlich ausgefallen, berichtet ihr Partner Karl-Heinz Jobst, "von befremdet bis begeistert". Lüst lässt sich jedenfalls nicht beirren und glaubt, dass es genügend Interessenten gibt. Ladeninhaber müssen einmalig 120 Euro in eine Genossenschaft einzahlen und ein Lesegerät kaufen, für Kunden kostet die Teilnahme zwölf Euro. Ihnen werden dann bei jedem Einkauf in der eigenen Gemeinde Rabattpunkte auf eine Karte gebucht, die sie sich auszahlen oder später bei einem Verkauf verrechnen lassen können. Mitte des Jahres soll das regionale Vergütungssystem starten. "Ziel ist, dass die Leute mehr im Ort einkaufen", erklärt Lüst. Denkbar sei aber auch, dass zum Beispiel der Bau einer Fotovoltaikanalage mit Rabattpunkten belohnt werde. Bei einem Informationsabend am Mittwoch, 17. Februar, wird das Modell erläutert.

Das Veranstaltungsprogramm im Gautinger Umweltzentrum hat am vergangenen Samstag mit einem Filmgespräch über die weltweite Lage der Bauern begonnen. Am Aschermittwoch ist Auftakt zum Plastikfasten. Ein Imkerkurs und ein Smoothie-Workshop werden angeboten. ADFC-Tourenleiter Sebastian Fuchsberger berichtet im März über Reisen mit dem Fahrrad. Ein Solardörrer wird gebaut, Seife kann gesiedet werden. Das gesamte Programm mit weiteren Veranstaltungen steht im Internet (www.oeko-und-fair.de).

Geld verdienen lässt sich mit solchen Aktivitäten freilich nicht. "Mir geht es um die Sache. Da ist schon viel Idealismus dabei", sagt die 49-Jährige, die sich lange in der ÖDP engagiert hatte, im vergangenen Oktober aber unter Protest die Partei verlassen hatte. Voller Idealismus packt Lüst auch die Energiewende auf ihre Art und Weise an und will ein Lasten-Elektrofahrrad anschaffen und zum Verleih anbieten. Zwei Elektroautos stehen schon bei ihr auf dem Hof und könnten ausgeliehen werden. Dass sich für dieses Angebot kaum jemand interessiert, ist nichts, was Lüst in ihrem Elan bremsen könnte. Und so bereichert sie das Sammelsurium in den Regalen ihres Ladens noch um Gummistiefel, Wärmflaschen und Luftballons aus Naturkautschuk, fair gehandelt natürlich. Klopapier ohne Plastikverpackung gibt es dort auch.

Ein wichtiges wirtschaftliches Standbein ist für Lüst aber ein Cateringservice, der mittlerweile etwa 700 Kinder in 20 verschiedenen Einrichtungen von Schwabing bis Herrsching mit Essen versorgt. Bio-Essen natürlich. Lüst und ihren Mitarbeitern fällt auf, dass es immer mehr Kinder gibt, die spezielle Speisen brauchen, weil sie unter verschiedensten Allergien leiden. "Wir werden uns einmal vor der nächsten Generation verantworten müssen, was wir mit der Umwelt gemacht haben", sagt Lüst, als gerade ihre Tochter hereinkommt und sich einen Kaffee macht.

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Quelle:
SZ vom 01.02.2016
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