Gastronomie:Letzte Runde

Rudolf Fottner und Paul Schneider, Eigentümer der Alten Brauerei Stegen, haben den Pachtvertrag einvernehmlich aufgelöst. Die Biermarke "Echt Ammerseer" nimmt Fottner mit, die Kessel und Tanks bleiben

Von Christine Setzwein, Stegen

Wer das "Lager Hell" oder das Weißbier des Ammerseer Brauhauses schätzt, muss sich sputen. Die Fässer werden voraussichtlich in den nächsten Tagen leer sein. Und dann ist Schluss mit den Bieren von Rudolf Fottner: Der Uttinger Braumeister steigt aus. Zum 31. Oktober endet nach Informationen der Starnberger SZ sein Pachtvertrag mit Paul Schneider, Eigentümer der Alten Brauerei Stegen.

Fottner weilt derzeit im Urlaub und möchte sich eigentlich gar nicht äußern zur Trennung. Er sei in seinem Hauptberuf in der Mälzereibranche so eingespannt, dass ihm für den gewerblichen Nebenjob keine Zeit mehr bleibe, sagt er. Vor fünf Jahren erfüllte sich Fottner, wie er damals sagte, einen Lebenstraum: Er kaufte Kupferkessel und Lagertanks und richtete in der Acht-Säulenhalle der einstigen Stegener Brauerei Braustätte und Bräustüberl ein.

Stegen: alte Brauerei Stegen

Bier wird in der Alten Brauerei Stegen weiterhin produziert, allerdings nicht mehr die Marke "Echt Ammerseer". Der Pächter des "Ammerseer Brauhauses" und der Eigentümer gehen getrennte Wege.

(Foto: Nila Thiel)

Die Stimmung war euphorisch bei der Eröffnung im Januar 2012. Er und Fottner verstünden sich gut, sagte Eigentümer Schneider damals, was bei ihm "als nicht unbedingt unschwerem Menschen" keine Selbstverständlichkeit sei. Nur ein paar Wochen später hing der Haussegen schon schief. Schneider wetterte gegen das sonntägliche Weißwurst-Kabarett im Bräustüberl und setzte den Veranstalter vor die Tür.

In der Folge gab es offensichtlich immer wieder Reibereien zwischen Schneider und Fottner. Der Braumeister holte sich 2014 einen Wirt in das Sudhaus, weil er sich nicht länger auch noch um die Gastronomie im Bräustüberl kümmern wollte. Seitdem betreibt Pajazit Manaj die Osteria Italiana Porto Bello im Sudhaus - sehr zur Freude von SZ-Kostprobenkritikerin Rosa Marín, die der Küche gute Qualität zu zivilen Preisen attestierte.

Stegen, Alte Brauerei Brauhaus

Wirt Pajazit Manaj (links) und Braumeister Rudolf Fottner waren drei Jahre lang ein Team im Sudhaus der Brauerei Stegen.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Flaschenabfüllung seines Bieres hat Fottner indes schon länger eingestellt. In den Getränkemärkten rund um Stegen gibt es kein "Echt Ammerseer" mehr, wie die Marke heißt. Dem Vernehmen nach hat Schneider das Brauereigerät gekauft und auch schon neue Pächter gefunden. Die Marke gehört Fottner.

Am Mittwoch wollte sich Schneider auf Anfrage der SZ nicht äußern, kündigte aber eine schriftliche Stellungnahme in den nächsten Tagen an. Der 70-jährige Rechtsanwalt hat die Stegener Brauerei 1993 gekauft - ein völlig heruntergekommenes Gebäude - und es behutsam saniert und wiederaufgebaut. Ohne Subventionen und ohne Zuschüsse. Zunächst als Handwerkerhof mit künstlerischer Nutzung gedacht, hat Schneider heute 23 Mieter, darunter Designer, Kinobetreiber und Gastronomen. Vom Kulturbetrieb in der Alten Brauerei hat sich Schneider 2013 verabschiedet, Veranstaltungen finden heute nur noch gelegentlich statt.

Das stattliche Gebäude nahe der Lindauer Autobahn ist weithin sichtbar. 1890 wurde es von Otmar Schreyegg, einer schillernden Persönlichkeit, gebaut. Schreyegg, ehemals Braumeister der Inninger Brauerei, die den Grafen von Toerring gehörte, war ein paar Jahr zuvor wegen Bierpanschens verurteilt worden. Später ertrank er im Ammersee.

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