Gastronomie:Kaffeeröster ohne Heimat

Kaffeerösterei muß umziehen; Andechser Kaffeerösterei muß schließen

Kaffee-Liebhaber kamen bislang bei Reiner Leonhardt in Andechs auf den besonderen Geschmack. Doch er muss raus aus dem Bauernhof an der Herrschinger Straße und sucht dringend einen neuen Standort für die Rösterei.

(Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Reiner Leonhardt sucht für seinen rustikalen Laden in Andechs einen neuen Standort, wäre aber auch für einen Neustart am Starnberger See bereit

Von Sabine Zollner

Es duftet nach frischem Kaffee, neben einer Kaffeeröstmaschine reihen sich Gefäße mit Kaffeebohnen aus aller Welt an der Wand. In der Mitte steht ein gemütlicher Tisch mit Stühlen, an dem sich Einheimische sowie Touristen zusammen finden. Zwischen Tisch und einer kleinen Theke mit Kaffeemaschine bewegt sich Inhaber Reiner Leonhardt und unterhält sich mit seinen Kunden: Seit fünf Jahren verkauft der 52-Jährige Kaffeebohnen und lässt seine Kunden diese direkt im Laden probieren. Doch der Kaffeeröster muss sich bis 31. April von seiner Rösterei verabschieden: Eigentümerin Barbara Scheitz hat Eigenbedarf angemeldet. Was die Unternehmerin mit dem Bauernhaus an der Herrschinger Straße vorhat, steht noch nicht fest.

Ein bisschen traurig ist Leonhardt darüber schon: Gerade das Rustikale gefiel ihm gut. Vor allem seine Stammkundschaft, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat, will er ungern verlieren. Und auch der Tourismus rund um das Kloster Andechs war immer gut für sein Geschäft. Trotzdem ist der gebürtige Westfale bereit für einen Neuanfang: In Andechs machte er sich bereits auf die Suche nach einem Alternativstandort, fündig wurde er bisher jedoch noch nicht. Immerhin darf er vom 1. Mai an er in der Immobilienagentur Andechser Immobilien einen kleinen Concept Store eröffnen. Dort wird er weiterhin Kaffee und Bohnen verkaufen. Das ist aber nur vorübergehend, denn seine Kaffeeröstmaschine hat dort keinen Platz.

Das diese Maschine einen Platz im neuen Laden findet, ist ihm besonders wichtig: "Das Konzept, dass ich hier entwickelt habe vor meinen Kunden zu rösten möchte ich nicht aufgeben", erklärt Leonhardt. Auch würde ein Trennung von Rösterei und Laden mehr Aufwand für den 52-Jährigen bedeuten. Ein neues Objekt muss aber nicht zwingend in Andechs sein: Leonhardt ist auch bereit, einen Neustart Richtung Starnberger See zu wagen.

Vor allem die Gemeinde Tutzing macht auf den Sommelier einen lebendigen Eindruck. Natürlich lässt sich nicht überall eine Rösterei eröffnen, denn für seine Kaffeeröstmaschine braucht er eine Art Schornstein. Auch sollte der neue Standort relativ zentral sein, so dass es an Laufkundschaft nicht fehlt.

Viele Kunden indes finden es schade, dass die Andechser Rösterei ihren Standort wechseln muss. Denn für viele ist die Rösterei mehr als nur ein Ladencafé. So auch für Stammkunde Andreas Rietl: "Es wird fehlen. Man kommt hier jedes Mal mit fremden Leuten ins Gespräch und unterhält sich über Gott und die Welt", beschreibt der Friedinger seine Eindrücke, der häufig mit seiner Frau Daniela den Laden besucht. Auch für die Herrschingerin Nina Merrens ist die Rösterei besonders: "Es ist ein Ort des Zusammenkommens. Ich komme gerne hierher und halte ein Pläuschchen mit Reiner", beschreibt sie. Ein bisschen Zeit bleibt Leonhard allerdings noch für seine Suche nach einem neuen Standort. Wo auch immer es den Röster hin verschlägt: Den geselligen Tisch sollte er unbedingt mitnehmen.

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