Gastronomie im Fünfseenland:Tafelfreuden im Maurerhansl

Neues Konzept für den Maurerhansl

Mit Willy Müller (re.) und seiner Frau Ayu Saraswati haben Maran Fesser (li.) und Ivana Lovrinčić Gastropartner gefunden.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Maran Fesser fährt das Kulturprogramm in seinem Dießener Wirtshaus zurück und setzt auf ein Konzept, das schon dem Gilchinger Bauernbäck zu ungewöhnlich vielen Reservierungen verholfen hat: Essen in großer geselliger Runde.

Von Astrid Becker, Dießen

Vielleicht ist gerade die Idee einer langen Tafel geeignet für ein Wirtshaus mit einer Tradition, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Denn Besitzer, Hotelbetreiber und Architekt Maran Fesser hat ein wenig Abschied genommen von seinem bisherigen Konzept, in dem Dießener Lokal ein umfangreiches Kulturprogramm gepaart mit einer Rundumversorgung mit Essen und Trinken anzubieten: "Das war für mich, der das quasi als Nebenjob gemacht hat, zu viel." Deshalb tritt er nun kürzer und setzt in Zukunft auf kulinarische Events. Die Partner, die er dafür gewonnen hat, sind Ayu Saraswati und Willy Müller, die seit einigen Jahren im einstigen Gilchinger Wirtshaus Bauernbäck immer wieder lange Tafeln mit asiatischem Essen veranstalten.

Wenn man so will, haben sich Fesser, seine Lebensgefährtin Ivana Lovrinčić, Saraswati und Müller gesucht und gefunden. Es ist eine schöne Geschichte, die einst, schon in den Neunzigern, ihren Anfang auf der indonesischen Insel Bali nahm. Müller arbeitete damals mit Helmut Ronstedt zusammen, der später das Geschäft Kokon in Seefeld gründete. In diesem Kontext, so erzählt Müller heute, habe er auf Bali eine Werkstatt für Möbel aus Bambus aufgezogen und in dieser Zeit auch seine spätere Frau Ayu kennengelernt. Irgendwann bekam er eine Anfrage, ob er nicht zwei Deutschen behilflich sein könnte, die auf der Suche nach Möbeln und Accessoires seien und nach Bali kämen. Die beiden Deutschen hießen Helge und Karin Fesser.

"Meine Eltern", erzählt Maran Fesser. Die beiden betrieben damals den Maurerhansl, erst als Pächter, später als Eigentümer. 2002 stieg Maran Fesser mit ein. Die Gastronomie wurde verpachtet, das Hotel führte er neben seinem eigentlichen Beruf als Architekt. Mit seiner Lebensgefährtin Ivana Lovrinčić, die im wirklichen Leben Innenarchitektin ist, zog er in den Folgejahren ein umfangreiches Kulturprogramm auf. Die Küche übernahm, nach diversen Pächterwechseln, dann 2016 Florian Steinz. Donnerstags bis sonntags gab es dann wieder ein Restaurant in Eigenregie im Maurerhansl, nebst Musikbühne und Hotel - bis Florian Steinz aufhören wollte. "Ihm war es zu viel geworden und uns selbst eigentlich auch", erzählt Maran Fesser.

Neues Konzept für den Maurerhansl

Für das Restaurant im Hotel 'Maurerhansl' in Dießen haben die Betreiber ein neues Konzept entwickelt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zu diesem Zeitpunkt waren Willy Müller und seine Frau Ayu Saraswati längst Stammgäste in dem Lokal geworden. Sie hatten ihren damaligen Lebensmittelpunkt Bali aufgegeben und waren nach Deutschland gegangen - Müller zunächst als Geschäftsleiter im Kokon, später mit einer eigenen Firma. Auch seine Frau war mittlerweile selbständig geworden, sie hatte ein kleines Cateringunternehmen, "Hot Chilli", gegründet, das so erfolgreich lief, dass Müller seine Firma aufgab und mit ins Catering einstieg. "Das Problem", so erzählt er, "war, dass wir keine eigene Küche hatten." Gekocht wurde also beim Auftraggeber oder in Leihküchen, zum Beispiel in der Montessorischule in Inning. Dort war auch Steinz mal als Koch beschäftigt, daher kannte man sich. Als Steinz in den Maurerhansl wechselte, wurden Müller und Saraswati Gäste dort. "Sonntags wollten wir nicht auch noch kochen", erzählen die beiden. Dabei lernten sie auch Maran Fesser und seine Lebensgefährtin kennen und freundeten sich an.

Saraswati und Müller hatten in der Zwischenzeit den "Bauernbäck" in Gilching gepachtet, nicht, um ihn als Gasthaus zu betreiben, sondern um ihn als Eventlocation für Veranstaltungen und Kochkurse zu nutzen und um dort ihr Konzept von der langen Tafel umzusetzen. Das heißt: 36 Menschen finden dort an einem Tisch immer freitags Platz und werden von Ayu Saraswati mit asiatischen Speisen in teilweise modernen Interpretationen verwöhnt, und das zu zivilen Preisen. Das Konzept ist mittlerweile so erfolgreich, dass es schwer geworden ist, noch einen Platz dort zu bekommen: "Wir sind derzeit über Wochen ausgebucht", sagt Müller.

Im Frühsommer meldete sich dann Fesser bei ihm: "Ich glaub', wir müssen reden, hat er gesagt." Und sie redeten. Heraus kam eine Kooperation, die ungewöhnlich scheint, aber im Interesse beider Seiten liegt. So wird nun die Idee mit der langen Tafel auch ins Maurerhansl einziehen, das Kulturprogramm zurückgefahren. Vier kulinarische Termine gibt es in diesem Jahr - und alle vier sind bereits ausgebucht. Die Planungen für 2019 laufen. Die genauen Termine für das Tafeln sollen die Gäste über einen Newsletter, über die Homepage www.hot-chilli.info oder Facebook erfahren. "Wer will, kann bei uns übernachten", sagt Fesser. Denn den Hotelbetrieb mit seinen acht Zimmern und vier Ferienwohnungen will er aufrechterhalten: "Mehr schaffen wir aber nicht mehr."

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