Gastronomie:Bäume müssen Parkplatz weichen

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Der Gemeinderat Pöcking stimmt den Plänen für die Erweiterung des Hotels Forsthaus am See zu. Der Eigentümer will das Stellplatzangebot freiwillig aufstocken - zum Missfallen der Grünen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Die Erleichterung steht den beiden Chefs der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT), Christoph Winkelkötter und Klaus Götzl, deutlich ins Gesicht geschrieben, nachdem der Pöckinger Gemeinderat die Vorentwurfsplanung zur Erweiterung des Hotels Forsthaus am See in Possenhofen grundsätzlich befürwortet hatte. Winkelkötter hatte sich bei der Vorstellung der Planungen sehr für die Umsetzung eingesetzt. Wie er damals betonte, ist die Nachfrage nach Vier-Sterne-Hotels mit Tagungsräumen am Starnberger See weitaus höher als das bestehende Angebot. Er befürchtet, dass Geschäftsreisende abwandern könnten, falls die Anzahl an hochwertigen Hotelbetten nicht aufgestockt wird. "Wir brauchen mehr Qualität und weniger Quantität", hatte er erklärt.

Im Gemeinderat indes wurde der GWT-Chef nicht mehr befragt. Auch der mit der Machbarkeitsstudie beauftragte Vertreter der Treugast-Unternehmensberatung, Michael Lidl, war umsonst angereist. Nach seiner Studie liegt die Bettenauslastung am Starnberger See mit 51 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 34 Prozent. Daher hält er einen Hotelbetrieb mit den geplanten 80 Betten durchaus für wirtschaftlich, obwohl eine Vier-Sterne-Einrichtung nach seinen Erfahrungen normalerweise erst ab 120 Betten rentabel geführt werden kann.

Das bestehende Hotel hat 22 Betten und steht derzeit leer. Das bisherige Konzept mit Restaurantbetrieb und Biergarten am Seeufer sowie einem Hotelangebot für Tagungen, Hochzeiten und Feiern soll nun auf einen modernen Standard angehoben werden. Das alte Forsthaus aus dem Jahr 1910 wird erhalten. Für den Altbau am Seeufer ist ein Flachdach geplant. Das rückwärtige Gebäude aus den 1980er Jahren soll abgerissen werden. Dort ist ein Neubau mit zweistöckiger Tiefgarage und Personalzimmern sowie drei Stockwerken darüber geplant, in dem Hotelzimmer und Wellnessbereich vorgesehen sind. Die Gebäude sollen durch einen neuen Zwischenbau verbunden werden. Der Entwurf des Bozener Architekturbüros Pichler wurde im Gremium nicht diskutiert. Kritisch beurteilte die Grünen-Fraktion allerdings die Flächenversiegelung durch Parkplätze. Nach Angaben des Städteplaners Stephan Jocher sind 62 Stellplätze in der Tiefgarage sowie zwölf oberirdische im Eingangsbereich geplant. Zusätzlich ist ein begrünter Parkplatz mit 40 Stellplätzen im Wald vorgesehen, der ebenfalls zum Grundstück gehört. Damit soll das sommerliche Verkehrschaos entschärft werden, das in den vergangenen Jahren regelmäßig zu Konflikten mit der Nachbargemeinde Feldafing geführt hat. Es wurde beklagt, dass die Strandbadstellplätze von den Restaurantgästen zugeparkt werden.

Während Bürgermeister Rainer Schnitzler die Eigentümer lobte, dass sie das Stellplatzangebot freiwillig aufstocken wollen, befürchteten Simone Greve und Sabine Stolicka (Grüne), dass das Verkehrschaos durch den Park-Such-Verkehr noch verstärkt wird. Sie stellten den Landschaftsschutz in den Vordergrund und erklärten, Ausflügler könnten durchaus das Parkangebot entlang der Königinstraße nutzen und zu Fuß zum See gehen. Einen Kompromiss schlug Karin Wania-Michels (CSU) vor. Der Parkplatz könnte ihrer Meinung nach über die Straße erschlossen werden, die zwischen dem Hotel und der benachbarten Bootswerft in Richtung Seeufer führt. Der Vorschlag soll nun im Verkehrskonzept untersucht werden, das im Rahmen der Planungen vorgelegt werden muss.

Für die Hotelerweiterung müssen etwa 8000 Quadratmeter aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden. Wird der Wald zugunsten des Parkplatzes gerodet, müsste zusätzlich eine Ausgleichsfläche geschaffen werden. Das sei Aufgabe des Bauherrn, sagte Schnitzler.

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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