Süddeutsche Zeitung

Gastronomie am Starnberger See:Schon geschlossen

Tutzing bringt Sanierung des Midgardhauses auf den Weg

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Im Midgardhaus stehen die Zeichen auf Wechsel. Statt einer Speisekarte hängt am Eingang des Tutzinger Lokals ein Zettel mit dem Hinweis "Betriebsruhe". Der langjährige Wirt und Fernsehkoch Fritz Häring, der dem Gasthaus direkt am Starnberger See über Tutzing hinaus Renommee verschafft hat, zieht sich zurück. Als Interessent für die Gastronomie im denkmalgeschützten Midgardhaus steht die Münchner Augustinerbrauerei parat. Um den Wechsel perfekt zu machen, stellte der Tutzinger Bauausschuss am Dienstagabend die Weichen.

Noch sei nichts in trockenen Tüchern, sagte Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler). Sie machte aber deutlich, dass der Gemeinde sehr daran gelegen ist, dass der Gastronomiebetrieb in gute Hände kommt. Die Immobilie ist im Besitz der Gemeinde. Wenn die Brauerei übernähme, "wäre das ein großer Gewinn für Tutzing, für unsere Bürger, an einem wunderschönen Fleck". Die Brauerei, deren Namen Greinwald in der öffentlichen Sitzung nicht nannte, sei zudem bekannt für "erschwingliche Preise", so dass das Lokal nicht nur "Auserwählten" zugute komme. Unter Häring galt das Midgardhaus als gehobenes Promilokal.

Bevor die Verträge unterzeichnet werden, wollen die neuen Pächter Planungssicherheit für Umbau- und Erweiterungsvorhaben. Ein Gremium aus Gemeinderäten aller Fraktionen hat sich monatelang mit den mehrfach geänderten Plänen für die sensible Liegenschaft befasst - auch Nebengebäude und Park stehen unter Denkmalschutz, das Areal liegt im Landschaftsschutzgebiet und planungsrechtlich im Außenbereich. Zahlreiche Fachbehörden waren laut Verwaltung eingebunden wie Landratsamt, Naturschutzbehörde, Denkmalschutz, Schlösser- und Seenverwaltung und Wasserwirtschaftsamt.

Nachdem diese schließlich grünes Licht signalisiert hatten, brachte der Bauausschuss nun zwei Bauanträge einstimmig auf den Weg. Zwei, weil die Sanierung von Haupt- und Nebengebäude sowie der Neubau eines Saalgebäudes in zwei Schritten erfolgen soll. Zunächst soll das ehemalige Dienstbotenhaus für die Biergartenausgabe samt Schenke, Küche und Lüftungstechnik umgebaut werden. Die bestehende Garage wird umgenutzt für WC und Lager. Der Biergartenbetrieb könnte nächstes Frühjahr aufgenommen, das Haupthaus behutsam saniert werden.

Der zweite Schritt sieht anstelle der bestehenden Garage den Neubau eines "Salettls" vor. Der kleine Festsaal mit 128 Quadratmetern wird im ersten Stock situiert, ein Aufzug ermöglicht Barrierefreiheit. Im Erdgeschoss ist ein Foyer geplant, im Keller Kühlräume und Stuhllager. Mitarbeiterwohnungen seien nicht vorgesehen, hieß es auf Nachfrage von Christine Nimbach (Grüne). Tutzings Baureferent, Gemeinderat Wolfgang Marchner, äußerte sich erleichtert, "dass was vorangeht". Optimistisch zeigte sich nach dem Votum auch Klaus Götzl, Leiter Tourismus der GWT Starnberg, der zur Sitzung gekommen war. Tutzing sei touristisch auf dem richtigen Weg. Der neue Dampfersteg, der bei Rundfahrten Zwischenstopps ermöglicht, werde nächstes Jahr die Attraktivität weiter steigern.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4643679
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 17.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.