Gastronomie am Pilsensee:Herz für Mensch und Tier

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Gundi Römer betreibt seit acht Jahren mit ihrer Tochter Saskia den Kiosk im Strandbad Pilsensee. Auf den Tisch kommen dort nur vegetarische Bio-Gerichte sowie Würste von Weideschweinen.

Von Christine Setzwein, Hechendorf

Doris Kunz kommt mit einem Korb voller Birnen auf die Terrasse des Strandbads Pilsensee. "Für die Gundi zum Verbacken", sagt sie. Das Obst ist aus ihrem Garten in München und bio. Muss es auch sein. Denn Gundi Römer, Pächterin des Strandbads am Westufer des Pilsensees, verarbeitet nur Bio-Ware. Die 61-Jährige ist seit langem Vegetarierin, ihre Tochter Saskia, 31, Veganerin. Die vielen Stammgäste schätzen die besondere Kiosk-Küche, auch wenn die Gerichte etwas teurer sind.

Bei Gundi Römer kommt nur Bio aus dem Kiosk. (Foto: Arlet Ulfers)

Seit acht Jahren betreiben Mutter und Tochter das Strandbad. "Am Anfang war es schwer", sagt Gundi Römer. Etwas mehr Geld für Biokost auszugeben, wollten viele nicht. Dass vegetarisches Essen auch schmecken kann, konnten sich viele nicht vorstellen. Bis sie zum Beispiel eine Fleisch- und eine Veggie-Bratwurst getestet haben, wie Stammgast Manuela Brucklechner und ihr Mann. Sieger wurde die fleischlose Variante.

Die Römers kochen und essen Bio aus Überzeugung. Seit 20 Jahren betreiben sie ein Bio-Catering, zehn Jahre lang hat Gundi Römer bei Perger-Säften gearbeitet. Aber trotzdem: "Wir wollen niemanden missionieren." Darum gibt es auch Bratwurst und Currywurst im Strandbad. Aber auch wenn es um die Wurst geht, sind Mutter und Tochter eigen. Um sich vom Tierwohl zu überzeugen, sind die beiden bis nach Kulmbach gefahren. Darum ist die Bratwurst am Pilsensee vom Fleisch glücklicher Weideschweine gemacht.

Die Stammgäste des Strandbads Pilsensee wie Mareike Kennedy aus Hechendorf (links) und Susanne Springer aus Herrsching (rechts) schätzen das. (Foto: Arlet Ulfers)

Die gepflegte Liegewiese füllt sich langsam. Ältere Paare, Mütter mit Kindern, Touristen. Die Plätze im Schatten der großen Bäume sind begehrt. Vom Steg aus sind die Alpen zu sehen. Und wo hat man schon beim Schwimmen oder Stehpaddeln ein echtes Schloss vor Augen? Das Schloss Seefeld am anderen Ufer gehört den Grafen zu Toerring-Jettenbach, die auch Eigentümer des Pilsensees sind. Die Tische auf der Terrasse sind liebevoll mit frischen Blumen geschmückt. Große Schirme spenden Schatten. "Eine feste Überdachung wäre schön", wünscht sich Gundi Römer. Dann könnten sich die Gäste bei Gewittern wenigstens unterstellen. Aber die Gemeinde Seefeld, der das Strandbad gehört, spielt noch nicht so richtig mit.

Die gepflegte Liegewiese mit den großen, Schatten spendenden Bäumen tut ein Übriges, warum das Strandbad so beliebt ist. (Foto: Arlet Ulfers)

Auf der Terrasse trägt gerade eine Besucherin einen Fitness-Teller an ihren Tisch. "Das ist momentan unser Renner", sagt Gundi Römer. Bulgur- und Quinoa-Salat, Süßkartoffeln, Blaukraut-Apfel-Salat, Sesam-Seealgen und Gemüsepflanzerl sind auf einem großen Teller drapiert. Die Mayonnaise ist selbstgemacht und vegan. Spezialität sind auch die Flammkuchen. Den Boden liefert ein Bio-Konditor. Die Kuchen backt Römer natürlich selbst. Für den Käsekuchen nimmt sie nur Andechser Topfen, die Eier kommen aus einem Öko-Betrieb, in dem keine männlichen Küken geschreddert werden. "Da kostet ein Ei dann halt 60 Cent", sagt sie. Aber das ist es ihr wert.

Der Fitness-Teller kommt gerade sehr gut an. (Foto: Arlet Ulfers)

Tierliebe wird im Strandbad Pilsensee ganz groß geschrieben. Das zeigt sich an den handbemalten Steinen, die zugunsten rumänischer Straßenhunde verkauft werden, sowie an der Tombola, deren Erlös dem Tierschutz zugute kommt.

Aber die Römers mögen auch Menschen, sonst würden nicht alle Stammgäste die familiäre Atmosphäre im Strandbad loben, die herzliche und freundliche Art der Pächterin, die gebürtige Westfälin ist und seit 40 Jahren in Seefeld und Hechendorf lebt. "Gundi ist ein Schatz", sagt die Münchnerin Doris Kunz. Das meinen offensichtlich auch die anderen 200 Badegäste, die sich vor einigen Jahre bei der Gemeinde dafür stark gemacht haben, dass der Pachtvertrag mit den Römers verlängert wird.

Gundi Römer hat ein Herz für alle, auch für behinderte Menschen. Eine Gruppe befreundeter Gehörloser kommt regelmäßig zu ihr. Da wird dann auch die Selbstbedienungsregel aufgehoben. Weil diese Besucher ja nicht hören können, wenn ihr Essen fertig ist, wird es ihnen gebracht.

Der Eintritt ins Strandbad Pilsensee ist frei. Bis auf drei Umkleiden sind alle über den Sommer vermietet. Das schätzen vor allem Mütter mit Kindern, die so nicht dauernd aufgeblasene Luftmatratzen oder Krokodile schleppen müssen. Liegestühle können ausgeliehen werden. Bei schönem Wetter wird jeden Donnerstag von 19 bis 21 Uhr ein Zumba-Kurs angeboten. Es werden Sommerfeste veranstaltet und Bandauftritte organisiert. Alles im Sinne einer großen Familie.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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