Gastronomie am Ammersee:Die "Alte Villa" schließt

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In Utting gibt es viele das Ortsbild prägende Gebäude. Die Alte Villa vorne am See ist nur eines davon. (Foto: Nila Thiel (Archivbild))

Die Wirtschaft mit Biergarten in Utting stellt Ende kommender Woche den Betrieb ein. Die Pächter haben ihren Vertrag nach vier Jahren nicht mehr verlängert. Die König-Ludwig-Brauerei tut sich schwer mit der Suche nach Nachfolgern.

Von Armin Greune, Utting

Die "Alte Villa", weithin bekannte Gastwirtschaft mit großem Biergarten direkt Ammerseeufer, stellt am 8. November bis auf Weiteres den Betrieb ein. Nach vier Jahren haben die Pächter Martina und Bernd Pickl den Pachtvertrag mit der König-Ludwig-Brauerei nicht mehr verlängert. Deren Geschäftsführer Oliver Lentz bedauert die Entscheidung des Uttinger Ehepaars: "Wir lassen sie nur sehr ungern ziehen." Die Familie Pickl sei "ausgesprochen fleißig" gewesen und habe den umfangreichen Betrieb aus Sicht der Brauerei sehr gut geführt. Er wisse schon seit einigen Monaten von der Entscheidung des Pächterpaares und suche seitdem nach einem geeigneten Wirt mit Erfahrungen in der Großgastronomie, sagt Lentz: "Aber es ist in diesen Zeiten nicht ganz einfach, einen Nachfolger zu finden."

Von Martina oder Bernd Pickl ist keine Stellungnahme zu erhalten. Das Uttinger Paar bewirtschaftet im Erholungsgelände auch den kommunalen Campingplatz und den Seepavillon in der unmittelbarer Nachbarschaft der Alten Villa. Eine "andere Lebensplanung" habe sie laut Lentz bewogen, den Pachtvertrag nicht mehr zu verlängern. Unter ihrer Regie habe die Gaststätte eine "Aufwertung nicht nur in optischer Hinsicht" erfahren, findet Lentz. Bernd Pickl, Spross einer alten Uttinger Metzgereidynastie, ist seit 2009 hauptberuflich Gastwirt, den Pachtvetrag in der Alten Villa trat er Anfang 2016 an. Während er zuvor mit seiner Frau Martina im gemeindeeigenen Pavillon maximal 35 Gäste und weitere 200 an Tischen davor zu bewirten hatte, kam mit der Villa ein Vielfaches an potenzieller Kundschaft hinzu: Das Lokal bietet 100, die Terrasse 200 Plätze. Im Biergarten, der von vielen etwa hundertjährigen Bäumen beschattet wird, können sich bis zu 1500 Personen auf Bänken an Tischen niederlassen.

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Die Alte Villa sei "ein besonders schönes Lokal, das gut zu unserer Marke passt", sagt Lentz. Das 1898 errichtete Gebäude hatte der Freistaat 1972 mitsamt des 1,5 Hektar großen Areals erworben. Die Schlösser- und Seenverwaltung verpachtet es an die Schlossbrauerei Kaltenberg, die seit knapp 20 Jahren als König Ludwig GmbH in ein Joint-Venture der Warsteiner Bauerei mit dem Unternehmer Luitpold Prinz von Bayern aufgegangen ist. Seit 1984 ist auf dem Anwesen direkt am Ammersee eine Gastronomie zugelassen. Der erste Wirt ließ die Villa umbauen und im Jugendstil einrichten. 25 Jahre lang führte eine Wirtsfamilie die Alten Villa, bis die Pächter 2015 Konkurs anmelden mussten. Bevor Martina und Bernd Pickl den Betrieb am 3. März 2016 wieder eröffneten, waren viele Umbauten nötig: Unter anderem ließen die Pächter eine neue Küche einrichten, die Brauerei übernahm die Kosten für 220 Bänke und 110 Tische im Biergarten. Anders als ihre Vorgänger setzten die Pickls weniger auf anspruchsvolle Kulinarik als auf preiswerte, bodenständige Küche.

© SZ vom 28.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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