Garatshausen:Die Suche nach dem grünen Leuchten

Feldafing Galerie Starnberger See, Ausstellung

Die Farben zum Leuchten bringen: eines der Gemälde der Künstlerin Gotlind Timmermanns mit dem Titel "Sommer".

(Foto: Repro: Georgine Treybal)

Gotlind Timmermanns stellt ihre Gemälde unter dem Motto "Silberflimmern" in der Galerie Starnberger See aus

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Garatshausen

Der Wasserfall auf dem Bild erscheint dreidimensional und plastisch. Der Betrachter kann sich die Kraft der Wassermassen vorstellen, wie sie mit tosendem Rauschen in die Tiefe stürzen und die Gischt in der Sonne funkelt. Die Natur spielt in den Werken der Münchner Malerin Gotlind Timmermanns eine große Rolle, wenngleich sie normalerweise so stark abstrahiert wird, dass das Motiv nur selten zu erkennen ist.

Timmermanns' Thema ist das Spiel der Farben, das Leuchten, wie es nur die Natur zustande bringt. Motive wie ein rotes Flackern oder das Schattenspiel an einem Sommertag deutet sie nur an. "Es ist nicht Aufgabe des Malers die Natur abzubilden, sondern etwas nie Dagewesenes sichtbar zu machen", sagt sie. Etwas nie Dagewesenes ist beispielsweise das spezielle Grün, wie es Jules Verne in dem Roman "Le Rayon vert" beschrieben hat. "Das grüne Leuchten" entsteht beispielsweise bei einem Sonnenuntergang am Meer, an einem besonders klaren Tag. Durch die Lichtbrechung blitzt ein grüner Lichtstrahl auf, kurz bevor die Sonne ins Meer versinkt.

Der französische Autor war allerdings der Meinung, dass kein Maler diese Farbe je auf seine Palette bekommen kann. Timmermanns ist auf der Suche nach diesem strahlenden, leuchtenden Grün, will mit ihrer Malerei diese unsichtbar wirkenden Kräfte in der Natur sichtbar machen. "Wer das grüne Leuchten gesehen hat, wird es niemals vergessen und wird sich fortan in Herzensangelegenheiten nicht mehr irren", zitiert sie Jules Verne.

Derzeit sind ihre Werke in der Galerie Starnberger See in Garatshausen unter dem Motto "Silberflimmern" zu sehen. Auch die Kunsthistorikerin Katja Sebald beschrieb das "grüne Leuchten" bei ihrer Einführung und zitierte Jules Verne: "Ein Grün, das die Natur nirgendwo sonst mehr hervorgebracht hat, weder in der Farbenvielfalt der Pflanzen noch in der Farbe der klarsten Meere." Timmermanns verwendet den Pinsel lediglich für den Untergrund ihrer Ölgemälde. Die richtige Untermalung soll die Farben zum Leuchten bringen. Derzeit hat sie eine Silberphase. Silber sei neutral, und im taghellen Raum oder bei guter Beleuchtung löse sich die Farbe nahezu auf.

Anschließend legt Timmermanns die Leinwand auf den Boden, trägt Farbe auf und kippt das Bild in mehrere Richtungen. Bis zu 20 Farben trägt sie auf und nimmt sie teilweise mit der Spatel wieder ab. In monatelanger Arbeit lässt sie Schicht für Schicht quer über das Bild fließen. Am Ende sind Schlieren in den unterschiedlichsten Schattierungen zu sehen, in Pink, Orange oder Rot, die eine dramatische Einheit bilden mit der Untermalung. Die Farben sind harmonisch und optimistisch. Die unteren Farbschichten scheinen bei genauem Hinsehen durch und erzeugen ein eigentümliches Strahlen. Natürlich mischt Timmermanns ihre Farben selbst, weil jedes Pigment eine andere Beschaffenheit habe, wie sie erklärt. Wenngleich die fertigen Werke Titel tragen, lässt die Künstlerin dem Betrachter freien Raum. Ihre Bilder sollen lediglich als Projektionsfläche der Phantasie dienen. Der Betrachter kann in seine eigene Gefühlswelt eintauchen und seine eigenen Vorstellungen entwickeln.

Die Ausstellung ist noch bis Samstag, 4. Juni zu sehen, die Galerie hat jeweils am Freitag in der Zeit von 15 bis 18 Uhr und am Samstag von 11 bis 14 Uhr geöffnet.

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