G-7-Gipfel:Sechs Nachtschichten

Polizisten aus dem Fünfseenland berichten von "tollen Erfahrungen" in Elmau

Von Otto Fritscher, Starnberg

Die Einsatzkräfte von Polizei, Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk, die am vergangenen Wochenende beim G-7-Gipfel in Elmau im Einsatz waren, sind wieder zurück im Landkreis. Zu spektakulären Zwischenfällen kam es während der Gipfeltage nicht, wie ein Rundruf bei den beteiligten Organisationen am Dienstag ergab. Dennoch sei es eine "außergewöhnliche Erfahrung, in Garmisch dabei gewesen zu sein", sagte Ernst Wiedemann, Chef der Gautinger Polizeiinspektion, am Dienstag zur SZ. "Sehr schön war's, es ist von polizeilicher Seite aus sehr gut gelaufen." Wiedemann gehörte zum Führungsstab des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord; er war für den "Streckenschutz" zuständig. "Wir sollten dafür sorgen, dass die Strecken frei geblieben wären für die Gipfelteilnehmer. Aber es ist fast alles mit den Hubschraubern gemacht worden", berichtete er. "Denn das Wetter war schön, wenn die Staatsgäste unterwegs waren, und es hat geregnet, wenn die Demonstranten auf der Straße waren." Sechs Nachtschichten à zwölf Stunden hat Wiedemann am Stück gemacht. "Das ist schon wieder eine Erfahrung, was die Kollegen im Schichtdienst leisten", sagte Wiedemann.

Was war nun das Aufregendste während des Gipfels? Wegen Schlechtwetters habe der Hubschrauber des kanadischen Staatsgasts nicht starten konnte. "Der Kanadier musste also auf schnellstem Weg zum Ausweichflughafen bei Ohlstadt gebracht werden. Da hatten wir Glück, dass nicht viel Verkehr war", sagt Wiedemann. Am besten habe ihm die "kollegiale Atmosphäre im Führungsstab gefallen". Alles in allem "eine tolle Erfahrung", so Wiedemann. Dessen Starnberger Kollegen und Inspektionschef Bernd Matuschek waren für den Streckenschutz vom Flughafen bis nach Garmisch zuständig. Matuschek war am Dienstag noch nicht in der Inspektion zurück.

Der Kreisverband des Roten Kreuzes hatte 100 freiwillige Helfer abgestellt. "Wir waren zunächst bei der Demo an Fronleichnam im München eingesetzt, da war es Gott sei Dank sehr friedlich", sagt Einsatzleiter Ludwig Rauch. Am Samstagfrüh sei dann eine Betreuungsgruppe nach Garmisch gerufen worden. "Bis Dienstagfrüh waren 17 Helfer im Schichtdienst eingesetzt." Und dazu sei eine Technikeinheit zehn Tage lang in Mittenwald gewesen. Rauchs Fazit: "Wir mussten keine Verletzten mit Platzwunden oder Schlimmerem versorgen. Die wenigen Patienten sind wegen der Hitze kollabiert." Auch für die Helfer sei es wegen der Hitze anstrengend gewesen. "Und wir haben mehrere Nächte auf Feldbetten geschlafen, das ist auch keine Erholung", so Rauch.

"Wir von der Feuerwehr hatten ein sehr ruhiges Wochenende", sagte Kreisbrandrat Markus Reichart. Die Kommandanten hatten zuvor an der Feuerwehrschule in Geretsried eine spezielle Einweisung bekommen, was bei eventuellen Unfällen von Fahrzeugen aus dem Gipfeltross zu beachten sei. Die Feuerwehren hätten zur "taktischen Reserve gehört, die aber nicht angefordert wurde". Das Technische Hilfswerk aus Starnberg war für den Fall der Fälle mit Spezialisten zur Trinkwasseraufbereitung vor Ort.

So ähnlich erging es auch der Direktorin des Starnberger Amtsgerichts, Sibylle Fey. Sie war am Wochenende vor dem Gipfel genau zwölf Stunden in Garmisch, um über die Haftfrage eventueller Störer und Straftäter schnell zu entscheiden zu können. "Es war langweilig", sagt Fey und lacht. Sie habe aber mit "Entscheidungen ohne Zusammenhang mit dem Gipfel" zu tun gehabt. "Eher Syrer und so, die über die Grenze wollten."

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