Fürstenfeldbruck:Standortsuche für Vergärungsanlage beginnt von vorn

Den Biomüll künftig in Augsburg verwerten zu lassen, ist nicht mehr möglich. Nun kommen neue Optionen ins Spiel.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Pläne des Landkreises Fürstenfeldbruck, aus Biomüll ganz in der Nähe Energie zu machen, haben einen Dämpfer erhalten. Denn eine mögliche Kooperation mit der Abfallverwertung Augsburg (AVA) wird nicht zustande kommen: Wie Landrat Thomas Karmasin (CSU) am Donnerstag im Kreistag verkündete, habe die AVA das Projekt kurzfristig abgesagt. Damit steht der Landkreis wieder am Anfang seiner Überlegungen und wird die bereits begonnene Standortsuche für eine Biomüllvergärungsanlage erneut aufnehmen.

Das wäre nicht notwendig gewesen, wenn das interkommunale Projekt zwischen der AVA und den drei Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau und Starnberg zustande gekommen wäre. Die AVA wollte auf ihrem Grundstück in Augsburg eine weitere Vergärungsanlage für Bioabfälle einrichten und war ursprünglich mit dem Angebot einer langfristigen Kooperation auf die Landkreise zugegangen.

Dass die Erweiterung dort nun doch nicht weiterverfolgt wird, "fußt auf der sorgsamen Abwägung verschiedener aktueller Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Chancen und Risiken des Projekts", antwortet AVA-Vorstand Dirk Matthies auf eine Anfrage der SZ, und nennt als Gründe Marktentwicklung, Beschaffungssituation sowie die Entwicklung von Baukosten, Zinsen und Energiepreisen. Der Landkreis Fürstenfeldbruck hat damit eine Option weniger. Allerdings hatte zwischenzeitlich das private Entsorgungsunternehmen Remondis Interesse am Bau einer Vergärungsanlage im Landkreis bekundet. Das Unternehmen prüft gerade mögliche Standorte im Fürstenfeldbrucker Gewerbegebiet Hasenheide und in Maisach. Die Gemeinde Maisach hatte als einzige Kommune einen geeigneten Standort genannt: an der Kreisstraße FFB 1 zwischen zwei großen Photovoltaikanlagen. Zudem hatten sich drei private Grundstücksbesitzer aus Aich, Jesenwang und Landsberied auf den Aufruf des Landkreises gemeldet, potenzielle Standorte für eine Vergärungsanlage zu nennen.

Wie geht es nun weiter? Die Anfrage von Remondis bedeute keine Vorfestlegung für den Landkreis, sagt Stephan Mayer, Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) des Landkreises, der SZ. Nun würden zunächst alle vier genannten Grundstücke auf ihre Eignung hin bewertet. Allein werde der Landkreis ein solches Projekt allerdings nicht stemmen können, weil die Bioabfallmengen für einen technisch und wirtschaftlichen Betrieb mindestens 40 000 Tonnen pro Jahr betragen müssten. Mayer betont, dass der Biomüll aus dem Landkreis auch derzeit einer Verwertung zugeführt werde: in Volkenschwand bei Kelheim: "Wir kippen den ja nicht irgendwo hin."

Kreisabfallreferent Jakob Drexler (UBV) redete in der Kreistagssitzung einem auf Jesenwanger/Landsberieder Flur befindlichen Standort nahe dem Weiler Egg das Wort, auch wegen der Nähe zur dort bereits bestehenden Biogasanlage. Man könnte schon viel weiter sein, monierte er, hätte der Kreistag auf seine seit acht Jahren vorgebrachten Anregungen oder auf den vor zwölf Jahren eingebrachten Vorschlag der Freien Wähler gehört, eine eigene Vergärungsanlage zu bauen. Maximilian Gigl (CSU) empfahl indes, erst einmal "Abstand zu nehmen von einem speziellen Standort". Grünen-Kreisrätin Ingrid Jaschke bedauerte, "dass wir jetzt in Zugzwang sind" und riet, noch einmal mit der AVA in Kontakt zu treten. Karmasin räumte ein, sich sehr lange dagegen ausgesprochen zu haben - "und auch heute bin ich noch skeptisch". Das liege aber daran, dass der Landkreis eine solche Anlage nicht allein bauen könne. Er wisse aber auch, "dass wir das Thema Entsorgung heute stärker gewichten müssen als vielleicht vor zehn Jahren".

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