Glaube und Tradition:Stille Anbetung, Heiliges Theater und lodernde Feuer

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Zur Tradition an Ostern gehört auch das Osterfeuer, wie es der Verein Guichinger Brauchtum jedes Jahr entfacht. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Die Kirchen gestalten die Karwoche und die Osterfeiertage im Fünfseenland mit besonderen Veranstaltungen. Ein Überblick.

Von Carolin Fries und Armin Greune, Starnberg

Ostern ist für Gläubige ein besonderes Fest. Und so machen sich auch die Verantwortlichen in Vereinen sowie den Kirchen viele Gedanken darüber, wie man die Karwoche und das Osterwochenende gestalten kann. Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Veranstaltungen im Fünfseenland - ein Überblick.

Osterfeuer

Der Burschenverein in Seeshaupt entfacht am kommenden Sonntag wieder ein Osterfeuer. Gegen 18 Uhr werden die Holzscheite vor der Kulisse des Starnberger Sees auf dem Gemeindebadeplatz an der St-Heinricher-Straße entzündet. Damit es für die Besucher nicht zu kalt wird, will der Verein ein Festzelt aufbauen, das auch beheizt wird, und dort auch für das leibliche Wohl sorgen. Es gibt Essen vom Grill, Bier vom Fass und alkoholfreie Getränke. Zu späterer Stunde werden an der Bar Mixgetränke ausgeschenkt, und es wird Partymusik gespielt. Der Eintritt ist frei. Der Verein Guichinger Brauchtum veranstaltet sein Osterfeuer üblicherweise am Karsamstag. Ab 19 Uhr trifft man sich dazu am Leitenweg.

Heilige Gräber

Die Nachbildungen Heiliger Gräber sind in der Karwoche in der Starnberger Stadtpfarrkirche St. Maria und in der Kirche Maria Himmelfahrt in Aufkirchen zu sehen. Dort können sich Gläubige zum stillen Gebet vor stimmungsvoller Kulisse treffen. Die Mesner kümmern sich um die besondere Gestaltung in der Karwoche. In Starnberg schiebt Hans Raphael in einem Nebenraum den geschnitzten Leichnam Jesu in den zu einer Grotte umgewandelten, hölzernen Altar. Grün-weißes Licht wird die Höhle bescheinen, was die Szenerie mystisch wirken lässt. "Es ist eine eigenartige, ganz besondere Stimmung am Heiligen Grab", erklärt Raphael. Der Bildhauer Benno Michael Gantner aus Percha hat Jesusfigur und Rundbogen einst für die Starnberger Pfarrei gefertigt, passend zur Kirchengestaltung einfach und schlicht.

Mesner Hans Raphael baut in Starnbergs Stadtpfarrkirche St. Maria das Heilige Grab auf. (Foto: Arlet Ulfers)

Etwas bunter ist das Heilige Grab in Aufkirchen. Mesner Marinko Soldo befüllt die durchsichtigen Kugeln, die das Grab durch eine dahinter brennende Kerze dezent beleuchten, mit gefärbtem Wasser. "Da nehmen wir immer Eierfarben", erzählt er. Um die Szenerie möglichst authentisch zu gestalten, werden aus einer örtlichen Gärtnerei zudem große Grünpflanzen als Beiwerk ausgeliehen. Das Heilige Grab von Hermann Geiger aus Unterbrunn ist erst im kommenden Jahr wieder zu sehen.

Das Heilige Grab in der Kirche Maria Himmelfahrt in Aufkirchen. (Foto: privat/oh)

Heiliges Grab in Starnberg: Gründonnerstag von 21 bis 24 Uhr, Karfreitag und Karsamstag von 7 bis 17 Uhr; Heiliges Grab in Aufkirchen: Karfreitag von 16.30 Uhr bis 21 Uhr, Karsamstag von 8 bis 15 Uhr.

Orthodoxes Osterfest

Die orthodoxe Kirche feiert das Osterfest nach dem julianischen Kalender erst am Sonntag, 16. April. Der Klang des Bilo wird dann auch die Gemäuer des Klosters der heiligen Großfürstin Elisabeth in Buchendorf bei Gauting erfüllen, des bundesweit einzigen russisch-orthodoxen Frauenklosters seit seiner Gründung vor 18 Jahren. Die rhythmischen Schläge auf das Klangholz rufen kurz vor Mitternacht Priester Andriy Gubka und seine Gemeinde zum Gottesdienst. Das Leichentuch wird aus dem Gebetsraum getragen, das Fest der Auferstehung kann beginnen. Dreimal zieht die Gemeinschaft mit Kerzen um das Kloster, bevor Gubka an die Klostertür klopft und laut verkündet: "Christus ist auferstanden!" Die Gemeinde antwortet dann: "Er ist wahrhaftig auferstanden".

Begleitet vom mehrstimmigen Gesang der Klosterschwestern ziehen die Teilnehmer in den lichterfüllten Gebetsraum. Etwa drei Stunden werden sie dort stehend singen und beten und immer wieder ihrem Priester antworten, bevor es in den frühen Morgenstunden zum Fastenbrechen in den Festsaal geht. Dort sind die Tische voll beladen mit verzierten Hefekuchen Kulitsch und der Quarkspeise Pascha sowie palettenweise gekochten und rot gefärbten Hühnereiern. "Gäste sind herzlich willkommen", betont Äbtissin Maria Sidiropoulou. Bereits an diesem Samstag können im Klosterladen von 10 bis 17 Uhr Ostergeschenke gekauft werden.

Im Gebetsraum feiern die 14 Klosterschwestern in Buchendorf mit der orthodoxen Glaubensgemeinschaft die Auferstehung Jesu Christi. (Foto: Nila Thiel)

Mysterienbühne im Marienmünster

Dießens Pfarrer Josef Kirchensteiner ist überzeugt, dass die saisonale Attraktion im Dießener Marienmünster wohl nirgendwo sonst betrachtet werden kann: "Es ist die einzige erhaltene und bespielbare Mysterienbühne, die mir bekannt ist." Zu hohen Festtagen wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten wird in der kunsthistorisch bedeutenden Kirche die Rückwand des Hochaltars im Boden versenkt, um Platz für das "Theatrum sacrum" zu schaffen. Mit wechselnden Kulissen, Figuren und Bildtafeln stellt das "heilige Theater" die dramatischen Höhepunkte des Neuen Testaments in zehn Kapiteln dar. So wird am Abend des Gründonnerstag eine Ölbergszene präsentiert, es folgt eine Darstellung von Christi Kreuzigung. Gegen Ende der Karfreitagsliturgie macht der Hügel Golgatha für das Heilige Grab Platz: Barockmeister Johann Georg Bergmüller, der im Marienmünster auch die Deckenfresken mitsamt dem Dießener Himmel schuf, hat auf drei Bildtafeln den Heiligen Vater, den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube, Engel und Putten über dem Grab des Erlösers gemalt. Der nächste Akt auf der Mysterienbühne beginnt bereits in der Osternacht, wenn die überlebensgroße Figur des Auferstandenen erscheint.

Am Karfreitag erscheint die Kreuzigungsszene im wohl einzigartigen Theatrum sacrum des Dießener Marienmünsters (Foto: Arlet Ulfers)

Eigentlich war das Theatrum sacrum in Dießen im Frühjahr vom Passionssonntag bis Christi Himmelfahrt im Marienmünster zu bewundern. Weil jedoch das Landesamt für Denkmalschutz Schäden am Altarblatt des Münchner Hofbildhauers Joachim Dietrich befürchtet, wenn es auf Dauer im Boden verstaut ist, musste die Kirchenverwaltung die Oster-Saison auf nur fünf Tage verkürzen. Sehr zum Bedauern von Pfarrer Kirchensteiner, der Besucher aber noch auf eine weitere Sehenswürdigkeit hinweist: Im Hof der benachbarten Stephanskirche wird traditionell ein Osterbrunnen geschmückt, den die Kommunionskinder mitgestalten.

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