Das Fünfseenland leuchtet, wenn vom 9. September bis zum 16. September in Starnberg, Gauting, Weßling und Seefeld das 19. Fünf-Seen-Filmfestival stattfindet: Acht Tage, 130 Filme, 14 Leinwände, 250 Vorstellungen, 150 Filmgespräche, sieben Wettbewerbe, 100 Gäste. Und am Eröffnungsabend will sogar Florian Herrmann, bayerischer Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, endlich einmal vorbeikommen. „Das ist Ansporn und Würdigung zugleich“, sagt Festivalleiter Matthias Helwig bei der Pressekonferenz eine Woche vor Beginn des Festivals. Man musste schon sehr genau hinhören, um noch etwas von der Krisenstimmung des vergangenen Jahres zu spüren.
Damals wollte Helwig, der das Festival 2007 gegründet hatte, wegen der massiven Kürzung von Fördergeldern alles hinschmeißen. „Wir stehen zum Glück wieder hier“, sagte er jetzt. Zwar habe die Stadt Starnberg für dieses und für das kommende Jahr eine Förderung auf dem alten Niveau zugesichert, angesichts steigender Kosten bräuchte man aber viel mehr Geld: „Wir arbeiten alle am Rande dessen, was möglich ist“. Gerade in diesen Zeiten seien Kultur und Kreativität wichtig für die Gesellschaft, wurde er nicht müde zu betonen.
Während das Festival von Jahr zu Jahr an Strahlkraft weit über die Region hinaus gewinnt und für Besucherrekorde sorgt, muss hinter den Kulissen weiterhin gespart werden. So ist das Event noch einmal um zwei Tage geschrumpft und dauert jetzt nur noch eine Woche. Bereits im vergangenen Jahr ist die glamouröse Eröffnungsfeier im Starnberger Seebad gestrichen worden, und selbst das Ausweichquartier, die städtische Schlossberghalle, steht jetzt zwar für die Eröffnung, aber nicht mehr für die Preisverleihungen am letzten Festivalabend zur Verfügung.

Nicht nur die vielen Besucher, von denen sich manche extra Urlaub nehmen, um möglichst viele Filme zu sehen, auch die Filmschaffenden lieben das Fünf-Seen-Filmfestival – und zwar gerade wegen des interessierten Publikums. Neben dem, was auf der Leinwand passiere, so Helwig, seien vielen Fans die Gespräche und Begegnungen wichtig, die ein Festival ausmachten. So wird etwa die Schauspielerin Leonie Benesch nicht nur am 12. September den diesjährigen Hannelore-Elsner-Preis entgegennehmen, sondern auch noch an den folgenden beiden Tagen vier ihrer Filme präsentieren: Zu sehen sind dann noch einmal Michael Hanekes „Das weiße Band“ von 2009, der Oscar-nominierte Film „Das Lehrerzimmer“ (2023) sowie die beiden neuen Filme „September 5“ und „Heldin“, dessen Regisseurin Petra Volpe ebenfalls das Festival besuchen wird. Weitere Ehrengäste sind der Schauspieler Rainer Bock und der Editor Hansjörg Weißbrich. Der 92-jährige Edgar Reitz wird zur Bayernpremiere seines neuen Films „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“ nach Gauting kommen.

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Allein fünf Filme werden ihre Deutschland-Premieren auf dem Festival feiern, darunter auch „Sugarland“ von Isabella Brunäcker, der auch im Wettbewerb um den Fünf-Seen-Filmpreis läuft. Die weiteren Filme in dieser Reihe sind „Shepherds“ der kanadischen Regisseurin Sophie Deraspe, „The Settlement“, dessen Regisseur Mohamed Rashad ebenfalls eigens für das Festival aus Kairo anreist, außerdem Johanna Moders Film „Mother’s Baby“, der von der Hauptdarstellerin Marie Leuenberger präsentiert wird, „Hysteria“ von Mehmet Akif Büyükataly und „Perla“ von Alexandra Makarová. Überdies wird ein Dokumentarfilmpreis, der „Perspektive Spielfilmpreis“ für Debütfilme und zweite Produktionen sowie der Publikumspreis „Best of Festivals“ vergeben. In der Sektion „DACH-Panorama“ laufen neue Spiel- und Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt, darunter auch die Komödie „Zweigstelle“ von Julis Grimm, die auf dem Münchner Filmfest mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Ebenso werden Kurzfilmpreise und ein Video-Art-Preis verliehen.
Harald Lesch liest Hanns Dieter Hüsch
Neu ist in diesem Jahr die Reihe „Conflict & Community“, die sich mit Architektur und Urbanismus beschäftigt, sich jedoch explizit nicht an ein Fachpublikum richten will, sondern an die Nutzer von Architektur. Die fünf Filme wurden von der Architektin und Stadtplanerin Ina Laux und dem Publizisten Alexander Gutzmer zusammengestellt. Es geht um soziale Verwerfungen und die Rolle von Architektur und Stadtentwicklung für ein besseres Miteinander, nicht zuletzt aber auch um die Folgen des Klimawandels für das Leben in den Städten.
In der Reihe „Odeon“ laufen Filme zum Thema Kunst, darunter „Ai Wei Weis Turandot“, der den Künstler bei der Inszenierung von Puccinis Oper in Rom begleitet. Auch Literaturveranstaltungen und ein Tango-Abend, an dem die Gäste im Anschluss an den Film selbst tanzen können, gehören zu dieser Sektion. Außer Konkurrenz findet der Abend statt, an dem der Schauspieler Rainer Bock und der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch Texte von Hanns Dieter Hüsch lesen. Der etwas in Vergessenheit geratene „Poet unter den Kabarettisten“ wäre 2025 hundert Jahre alt geworden. Und die beiden „Hüschianer“ Bock und Lesch sind der Meinung, dass seine Worte heute gegenwärtiger denn je wirken.

