Fünfseen-Filmfestival:Knapp am Thema vorbei

Szene aus ´Tigermilch `

Eine Szene aus Ute Wielands Film "Tigermilch".

(Foto: FSFF)

Das Werkstattgespräch "Fokus Drehbuch"

Von Armin Greune, Gauting

Schade, das hätte ein interessanter Abend werden können. "Fokus Drehbuch" war das Werkstattgespräch überschrieben, zu dem in Gauting die Filmemacherinnen Ute Wieland und Felicitas Darschin mit ihrer Autorin Alexandra Helmig eingeladen waren. Gerade beim Drehbuch scheint es ja im deutschen Film- und Fernsehschaffen am Ärgsten zu hapern, wenn man den Kritikern Glauben schenkt. Die Autoren wiederum klagen über mangelnde Anerkennung und Honorarkürzungen - aber auch über immer mehr Einflussnahme der Redakteure und Produzenten: Weil die Geldgeber nur auf Nummer sicher gehen, bleiben unkonventionelle Ideen auf der Strecke. Dominik Graf spricht von "vereisten Zuständen" und fordert Autoren wie Regisseure auf, gegen die Bürokraten "zusammenzuhalten wie eine Wand".

Über all dies wurde freilich in den von Carolin Otto in Gauting moderierten Talkrunden nicht gesprochen. Stattdessen gaben die Filmemacherinnen der Reihe nach ausschließlich Auskunft über ihre aktuellen Projekte. Dennoch hätte man wenigstens erwarten dürfen, etwas mehr über die Prozesse zu erfahren, wie sich zeitgenössische Prosa oder Bühnendramen zu Kinogeschichten entwickeln und verdichten lassen. Mit "Tigermilch" hat Wieland den viel beachteten Debütroman von Stefanie de Velasco in Szene gesetzt, Darschin verfilmt mit Helmig deren Theaterstück "Frau Mutter Tier". Doch anstatt zunächst die literarischen Vorlagen darzustellen, wurden lediglich weitgehend identische Drehbuch- und Filmpassagen gegenübergestellt. Wieland rezitierte zweimal lange Szenen aus ihrem Skript, dann konnten die Zuschauer das bereits Vertraute ein zweites Mal auf der Leinwand verfolgen. Für Helmig und Darschin reichte die Zeit dann nicht einmal für ein zweites Szenenbeispiel.

Für das Publikum wäre es weit weniger ermüdend gewesen, hätte man mehrere kurze Cuts in allen drei Phasen der Stoffentwicklung vor- und dann jeweils direkt zur Diskussion gestellt. Erschwerend kam hinzu, dass sich Otto die Filme strikt nacheinander vornahm: Im Konzept des "Werkstattgesprächs" war also nicht mal der direkte Dialog der Filmschaffenden untereinander vorgesehen. Immerhin fragte Darschin Wieland nach ihrem Budget für "Tigermilch", und die Zuschauer erfuhren so, dass der Film mit knapp vier Millionen Euro über einen vier Mal so hohen Etat verfügte wie "Frau Mutter Kind".

Es gab aber auch Parallelen zwischen beiden Produktionen. Beide Regisseurinnen hatten am Set mit dem jugendlichen Alter von Akteuren zu kämpfen: Wieland hatte die beiden Protagonistinnen von "Tigermilch" buchgetreu mit 14-Jährigen besetzt - was aber auch bedeutete, dass der Jugendschutz nicht mehr als drei Stunden Arbeit am Stück mit ihnen zuließ. Für Darschin wiederum war es eine harte Geduldsprobe, mit Kindern im Alter von eineinhalb bis vier Jahren zu drehen: "Es ist ein bisschen wie mit Tieren: Man schaut mal, was es so macht." Außerdem stammen beide Drehbuchvorlagen von Schauspielerinnen: Helmig spielt in "Frau Mutter Tier" eine der drei Mütter selbst. Und Wieland war nach der begeisterten Lektüre von "Tigermilch" total überrascht, dass sich hinter der Romanautorin de Velasco Steffi Mühlhan verbarg, die 2006 in Wielands "FC Venus" eine Rolle hatte.

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