Filmfestival:Eine Gewinnerin aus Starnberg

Annika Mayer, Produzentin der preisgekrönten Dokumentation "What Remains On The Way", ist in der Kreisstadt aufgewachsen.

Von Gerhard Summer, Starnberg

Filmfestival: Ausgezeichnet mit dem Dokumentarfilmpreis: Annika Mayer, Produzentin des Films "What Remains On The Way", mit Festivalleiter Matthias Helwig bei der Verleihung der Auszeichnung in Gauting.

Ausgezeichnet mit dem Dokumentarfilmpreis: Annika Mayer, Produzentin des Films "What Remains On The Way", mit Festivalleiter Matthias Helwig bei der Verleihung der Auszeichnung in Gauting.

(Foto: Nila Thiel)

Die Prämie kommt zur rechten Zeit. "Wir reduzieren damit unseren Schuldenberg", sagt Produzentin Annika Mayer aus Starnberg, die den mit 3000 Euro dotierten Dokumentarfilmpreis für "What Remains On The Way" von Jakob Krese und Danilo do Carmo beim Fünfseen-Festival entgegennahm. Denn in der Geschichte über eine sich mühsam in Richtung USA bewegende Migrantenkarawane stecke "sehr viel Herzblut, aber auch Geld von uns". Der Grund: Für das Projekt gab es kaum finanzielle Unterstützung. Ein Passus der deutschen Filmförderung habe sich nämlich als große Hürde für das Projekt erwiesen: "Man darf nicht anfangen zu drehen, bevor man den Antrag stellt", so die 39-Jährige.

Bei Spielfilmen sei das in der Regel kein Problem. Doch in diesem Fall hätten die beiden Regisseure und Kameramann Arne Büttner die Auflage nicht einhalten können, weil sie einen großen Flüchtlingstreck begleiten wollten, der nach seinen eigenen Regeln von Honduras aus losmarschierte. "Wir haben deshalb sehr viel selber finanziert", sagt Mayer, alle Beteiligten verzichteten außerdem auf Honorar. Nur für alles, was nach dem Schnitt des Films passiert, habe der brasilianische Regisseur Danilo do Carmo Förderung in seinem Heimatland bekommen. Mayers Rechnung: "Die Dokumentation hätte 350 000 Euro gekostet, wenn wir uns bezahlt hätten - wir haben sie mit 50 000 Euro gestemmt."

Filmfestival: Im Güterzug in Richtung USA: Szene aus "What Remains On The Way".

Im Güterzug in Richtung USA: Szene aus "What Remains On The Way".

(Foto: FSFF)

Annika Mayer ist in Starnberg aufgewachsen und aufs dortige Gymnasium gegangen. Ihre Mutter Annette Mayer war Musik- und Englischlehrerin an der Realschule in Tutzing. Sie hatte einst ihrer Schulband eine Aufnahmesession in Peter Maffays Studio verschafft, nachdem sie mit dem Deutschrocker zufällig in einem italienischen Lokal ins Gespräch gekommen war. Inzwischen leben die Eltern der 39-Jährigen in München. Nach dem Abitur zog es Annika Mayer weg vom Starnberger See. Sie studierte in München und Paris Kultur- und Visuelle Anthropologie und an der Universität Babelsberg Filmschnitt. Seit sechs Jahren ist Berlin ihr Zuhause. Ihre wichtigste Aufgabe als Produzentin sei es, "alle im Boot zu behalten" und das Schiff bis zum Schluss durch alle Untiefen zu steuern. Außerdem stelle sie Förderanträge und arbeite inhaltlich mit. Bei "What Remains On The Way" war sie als Co-Editorin auch am Filmschnitt beteiligt und beim Nachdreh in den USA und in Tijuana dabei. Zu ihren wichtigen Arbeiten als Editorin und Co-Produzentin gehört "Abdo" von Regisseur Jakob Gross, ein preisgekrönter Coming-of-Age-Film über einen jungen Ägypter.

Zu der in Starnberg ausgezeichneten Dokumentation soll es noch einen Nachfolgefilm mit anderer Hauptprotagonistin geben. Bisher stand Lilian im Mittelpunkt der Geschichte, eine Frau, die in Guatemala ihren gewalttätigen Mann verlässt und sich mit ihren vier kleinen Kindern zu Fuß, auf Anhängern und Güterzügen auf eine weite Reise macht. "Karawaneras", so der Arbeitstitel, wird voraussichtlich Mitte 2023 in die Kinos kommen.

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