Es ist so weit: Der Frühling hält Einzug im Fünfseenland. Die Temperaturen klettern in längst vergessene Höhen, die Vögel zwitschern um die Wette und rund um den Starnberger See steigt der Aperol-Spritz-Konsum. Während am Ufer also das Leben zurückkehrt, ist auf dem Wasser noch einen knappen Monat lang Ruhe. Im Klartext bedeutet das: Die Kundschaft der Bayerischen Seenschifffahrt muss sich noch bis zum 20. April gedulden, bis sie wieder über den Starnberger See und den Ammersee schippern kann. Denn das Unternehmen startet – da kann das Wetter noch so schön sein – auf den hiesigen Gewässern traditionell erst an Ostern in die Saison. Und das ist in diesem Jahr bekanntlich recht spät im Jahr.
Große Neuerungen gibt es heuer keine. „Es bleibt alles beim Alten“, erklärt Geschäftsführer Michael Grießer. Die Schiffe sind turnusgemäß gewartet worden. Hier war eine kleine Nachbesserung notwendig, dort eine kleine Schönheitsreparatur. Ansonsten sind bei den Inspektionen keine Probleme aufgefallen. Die MS Seeshaupt hat planmäßig eine größere Begutachtung hinter sich. Und der Raddampfer Herrsching wurde mit einer neuen Küche und einem neuen Boden ausgestattet. Ansonsten aber kann die Seenschifffahrt melden: Alles ist bereit für einen reibungslosen Start.
Auch für den Rest der Saison hofft Grießer darauf, endlich wieder in „gewohnte Gefilde zu kommen“. Hinter ihm und der Seenschifffahrt liegen zwei schwierige Jahre. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren wurde das Unternehmen von einer Pannenserie heimgesucht, die in der Unternehmenshistorie ihresgleichen suchen dürfte. Alles begann mit einem Leck an der MS Bayern, weswegen das Schiff die komplette Saison 2023 nicht eingesetzt werden konnte. Danach gab es eine Panne an dem Elektrodampfer EMS Berg, der wegen eines technischen Defekts auf Grund gelaufen war.
Auch an der MS Seeshaupt, der MS Bernried und der MS Starnberg gab es Probleme. Letztere war beim Auslaufen für eine Charterfahrt plötzlich manövrierunfähig und prallte gegen einen Steg am Bayerischen Yachtclub in Starnberg. Der Veranstalter, der das Schiff für eine Firmenfeier gebucht hatte, verklagte daraufhin die Seenschifffahrt. Im Dezember einigten sich beide Parteien vor dem Landgericht Traunstein auf einen Vergleich. Als wären die technischen Probleme nicht genug, litt das Unternehmen dann auch noch unter Personalengpässen und konnte bis zum Saisonende nur einen eingeschränkten Fahrplan bedienen.

Im vergangenen Jahr machte die Witterung die Hoffnung auf eine störungsfreie Saison zunichte. Wegen des Hochwassers musste die Seenschifffahrt auf dem Ammersee fast zwei Wochen lang den Betrieb einstellen, auch auf dem Starnberger See konnten die Schiffe nicht planmäßig verkehren. „Das hat uns bis in den Frühherbst beschäftigt“, erinnert sich Grießer. Am Königssee, auf dem die Schifffahrt das ganze Jahr über in Betrieb ist, könne man den Abfluss des Wassers über Schleusen steuern, so Grießer. Das sei auf dem Starnberger See und dem Ammersee nicht möglich.
Für sein Unternehmen brachten die Folgen des Unwetters eine Menge Arbeit mit sich: Viele Stege mussten schließlich repariert werden. Das Problem dabei: Die Seenschifffahrt war nicht alleine vom Hochwasser betroffen, die für die Arbeiten notwendigen Handwerker waren kaum aufzutreiben. „Es war ein großes Problem, eine Zimmerei zu finden“, sagt Grießer beim Blick zurück. Das führte zu Verzögerungen – und ging obendrein ins Geld. Zugleich ist nicht nur Hochwasser ein Problem für die Seenschifffahrt: Regnet es in den immer trockener werdenden Sommern zu wenig, können die Pegelstände der Seen so tief sinken, dass die Schiffe die Anlegestellen nicht mehr ansteuern können. Auch das ist in der Vergangenheit bereits vorgekommen.
In diesem Jahr soll alles anders werden. „Kein Hochwasser, kein Niedrigwasser“, sagt Grießer. „Das wär was.“ Die äußeren Umstände wie das Wetter haben der Geschäftsführer und seine Leute aber natürlich nicht in der Hand. Doch auf mögliche weitere Hochwasserlagen hat die Seenschifffahrt reagiert. Immer mehr Anlegestellen werden zu schwimmenden Stegen umgebaut, die auch bei höheren Wasserständen angefahren werden können. Grießer aber hofft, dass die schwimmenden Stege in diesem Jahr nicht notwendig werden, auch weil noch längst nicht alle Anlegestellen umgerüstet sind. „Keine Kapriolen, das wäre schön in diesem Jahr“, sagt er.
Während es auf dem Ammersee und dem Starnberger See also erst in einem knappen Monat losgeht, wird die Saison auf dem Tegernsee an diesem Wochenende mit ersten Rundfahrten eingeläutet. Die Wetteraussichten dafür scheinen durchaus vielversprechend. Und dürften Grießers Hoffnung nähren, dass in diesem Jahr alles gut wird.