Frieding:Biotop-Ausweisung erzürnt Landwirte

In der Auftaktveranstaltung für das FFH-Gebiet "Ammerseeufer und Leitenwälder" hagelt es heftige Kritik von Seiten der Bauern.

Blanche Mamer

Andechs  Natura 2000

Idyllische Buchen- und Auenwälder prägen das Landschaftsbild der Leitenhöhe östlich des Ammersees - ein Gebiet, das in den europaweiten Biotopverbund Natura 2000 aufgenommen werden soll. Zu den besonders schutzwürdigen Arten, die dort leben, gehören der Frauenschuh und der Hirschkäfer. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Frieding- Es wird jetzt ernst mit dem europäischen Biotopverbund Natura 2000. Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung für das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) "Ammerseeufer und Leitenwälder" im Vereinsheim in Frieding gab es jedoch reichlich Kritik von Seiten der Landwirte und Waldbauern. Sie warfen den Experten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weilheim und der Regierung von Oberbayern vor, über ihre Köpfe hinweg zu planen und sie nicht einmal direkt kontaktiert zu haben.

Das FFH-Gebiet gliedert sich in fünf Teilflächen und ist insgesamt 952 Hektar groß. Der Haupteil liegt im Bereich der Gemeinde Herrsching am Ammersee, weitere Flächen finden sich auf Andechser, Seefelder, Inninger und Echinger Flur. Sie überschneiden sich teilweise mit dem europäischen Vogelschutzgebiet, erläuterte Markus Heinrich, zuständiger Organisator beim Amt für Landwirtschaft. Er betonte, die Ziele von Natura 2000 seien nur durch Akzeptanz zu erreichen. Das Gebiet besteht aus Feuchtflächen, Wäldern und Offenland. Dabei stellen die Wälder die Standortvielfalt in der Ammersee-Endmoräne dar. Bedeutsame Lebensraumtypen sind die Wasserflächen des Ammersees und seine Bäche. Zwei Drittel gehören dem Bayerischen Staat; die Wasserflächen, das sind rund 280 Hektar, unterstehen der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung. Den Kommunen gehören zirka 20 Hektar, die restlichen etwa 30 Hektar Wald und Offenland sind im Besitz mehrerer hundert Privateigentümer.

Als erstes sollen die ausgewiesenen Gebiete kartiert werden. Dabei wird festgelegt, wo sich selten gewordene Lebensräume befinden und welche gefährdeten Pflanzen- und Tierarten dort leben. Zudem sind verbindende Flächen notwendig, damit sich die Tiere von Revier zu Revier bewegen und Pflanzen sich ausbreiten können. Nach der Abgrenzung werden die Areale bewertet, ihre Entwicklung geplant und ein Entwurf ausgearbeitet, berichtete Heinz Zercher vom Kartierteam Oberbayern. Am sogenannten runden Tisch, an dem sich auch die Eigentümer und ihre Vertreter beteiligen können, sollen Probleme diskutiert werden. Daraus werde der Masterplan entwickelt mit den Zielen für die naturnahe Erhaltung der Lebensräume.

Große Vorgabe bei der Umsetzung ist, dass sich die Situation für die Schutzgüter der Natur nicht verschlechtern darf, erklärte Peter Drefahl von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Dennoch sei Natura 2000 keine "Glasglocke": Auch in Zukunft dürfe Forstwirtschaft betrieben, könnten Wege angelegt werden - vorausgesetzt, dass schützenswerte Lebensräume und seltene Arten nicht wesentlich beeinträchtigt werden, sagte Kartierer Stefan Gatter aus Ebersberg.

Beruhigen konnte er die etwa 60 Eigentümer aus dem Umland damit nicht. "Wer bestimmt, was ordnungsgemäße Forstwirtschaft ist?", wollte der Gilchinger Martin Fink, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Starnberg, wissen. Walderschließung und Rückegassen seien Eingriffe und müssten darum klar definiert und im Managementplan festgelegt werden, forderte er. Und Georg Zerhoch aus Frieding kritisierte, dass die Waldbauern nicht informiert wurden: "Die Art und Weise, wie FFH durchgesetzt wurde, war alles andere als gut und hat der Sache nicht gut getan", sagte er. Es sei ein Gebot der Fairness, die Eigentümer zu benachrichtigen, auch aus Respekt vor dem Eigentum. "Die Landschaft, in der wir leben, ist das Kapital, das die bäuerliche Land- und Forstwirtschaft über Jahrhunderte geschaffen hat." Markus Painhofer, Land- und Forstwirt aus Frieding, befürchtet ebenfalls Nachteile durch die Schutzgebietsverordnung. "Es klingt immer so, als gäbe es für uns Vorteile. Das stimmt einfach nicht. Wir sind die Deppen, die den Grund besitzen und nicht gefragt werden." Wie Zerhoch würde auch er gerne bei der Kartierung dabei sein.

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