Dem Bürgermeister ist das Strahlen sogar durch die Telefonleitung anzumerken: "Ich brauch' mi bloß g'frein", sagt Georg Scheitz und lacht. Erstmals steht der Gemeinde Andechs bald ein öffentlich zugänglicher Badesteg am Ammersee zur Verfügung - ohne dass sich die Kommune am Bau oder an der Finanzierung beteiligen musste.
Die 20 Meter lange und 1,60 Meter breite Holzkonstruktion ist schon seit vergangener Woche fertig montiert, aber noch bleibt sie mit einem Gitter versperrt. Am 1. Juni soll die technische Abnahme erfolgen. Wann der Steg erstmals genutzt werden darf, hängt aber zudem davon ab, ob bald die Tafeln mit den Sicherheitshinweisen montiert werden können, die unter anderem vor Kopfsprüngen in den See warnen. Was sich ja eigentlich von selbst verbietet: Das Wasser ist am Stegende keinen Meter tief. Bis zur Freigabe müssen sich die Andechser und ihr Bürgermeister also noch ein bisschen gedulden - was aber nach Jahrzehnten des Wartens wohl nicht mehr groß ins Gewicht fällt.
Bis vor dem Krieg hatte es etwas weiter nördlich in Wartaweil einen Steg als Anleger der Dampferflotte gegeben, der lag allerdings bereits auf Herrschinger Flur. Und doch habe die Gemeinde etwa auf alten Postkarten den Titel "Andechs am Ammersee" getragen, sagt Scheitz: "Wir identifizieren uns schon immer noch mit unserem Strandbad und dem Froschgartl", auch wenn die Kommune dort nur eine Boje besitzt.
Dass auch die Klostergemeinde direkt an den Ammersee grenzt, ist selbst vielen Alteingesessenen im Fünfseenland unbekannt. Dieser Uferstreifen zwischen Pähl und Herrsching ist nur gut 400 Meter lang; die Grünanlage mit öffentlichem WC und dem "Froschgartl"-Kiosk hat der Erholungsflächenverein München seit mehr als vierzig Jahren von den Bayerischen Staatsforsten gepachtet. An der Errichtung eines bequemen Zugang auf Brettern zum See waren daher eine ganze Reihe von Behörden und Institutionen beteiligt: Bauherr ist der Verein, für diesen Zusammenschluss der Stadt München und mehrerer umliegender Landkreise übernimmt im "Andechser Strandbad" der Landkreis Starnberg Unterhalt und Betreuung. Die baurechtliche Hoheit im See aber obliegt der Schlösser- und Seenverwaltung des Freistaats und dem Landratsamt Landsberg, in dessen Zuständigkeitsbereich der Ammersee fällt.
Bislang wurde die Genehmigung von baulichen Anlagen im See von diesen Behörden sehr restriktiv gehandhabt: Zuletzt durfte 2018 der Landkreis Landsberg selbst einen Steg in St. Alban für die Ruderer des Dießener Ammerseegymnasiums und des SC Riederau errichten lassen.
Nachdem im vergangenen Jahr bereits die Toilettenanlage im Andechser Badegelände erneuert wurde, habe der örtliche Bauhof mit Unterstützung des Vereins heuer auch den Parkplatz im Wald oberhalb des Froschgartls hergerichtet, sagt Scheitz: "Der war zum Teil völlig eingewachsen." Nun könnten dort wieder etwa 100 Autos stehen, die Zahl der Stellflächen habe sich mindestens verdoppelt. Die Parkplätze sind das ganze Jahr über zu nutzen und nicht nur für Badegäste, sondern auch für Wanderer gedacht: Vom Parkplatz aus lässt sich der landschaftlich reizvolle Wald auf dem Höhenrücken erkunden, der nach dem sagenumwobenen Weiler Ramsee benannt ist. Dort war das letzte Gebäude 1865 abgerissen worden, heute erinnern nur noch ein Pfeiler und eine Hinweistafel im Forst an die schon im 13. Jahrhundert schriftlich erwähnte Siedlung. Im Gegensatz zu den oft überlaufenen Wegen südlich von Erling oder durchs Kiental sei das FFH-Gebiet um Ramsee noch ein echter Geheimtipp für Ausflüge, so Scheitz.
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Nun aber wartet am kiesigen Ammerseestrand eine neue Attraktion auf die ersten Besucher. Den Steg lässt sich der Erholungsflächenverein rund 26 000 Euro kosten, die Konstruktion mit einseitigem Geländer hat die Zimmerei von Florian Brennauer im Wielenbacher Ortsteil Haunshofen übernommen. Für Pfosten und Treppenstufen verwendete er witterungsbeständiges Eichenholz, Belag und Lager wurden aus ebenso haltbarer Lärche gefertigt. Für Entwurf und Planung zeichnet die Herrschinger Landschaftsarchitektin Monika Treiber verantwortlich. "Das Genehmigungsverfahren war schon schwierig", hat sie erfahren, unter anderem mussten auch das Wasserwirtschaftsamt, der Bund Naturschutz und die Ammerseefischer zum Bauvorhaben angehört werden. Gut ein dreiviertel Jahr habe es gedauert, bis die Genehmigung einging. Für das Plazet der Behörden sei entscheidend gewesen, "dass Andechs als einzige Anliegergemeinde bisher noch keinen Seezugang hatte", sagt Treiber.