Süddeutsche Zeitung

Freizeit am Starnberger See:Endlich wieder Insulaner

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Nach langer Zwangspause dürfen Besucher die Roseninsel ansteuern. Führungen durchs Casino sind möglich, aber nur für fünf Personen.

Von Anna Maria Fink, Feldafing

Fährmann Stefan Seerieder zählt die wartenden Besucher am Ufer und platziert sie auf dem Boot. "Bitte eineinhalb Sitzkissen Abstand lassen und nicht vergessen, den Nasen- und Mundschutz aufzulassen", mahnt er. Lässig steht er in Lederhosen am Steuer, ein Plastikvisier von dem Gesicht, und erzählt den zwölf Passagieren während der fünfminütigen Überfahrt die Geschichte der Roseninsel in Kurzfassung.

Nach der langen Corona-Zwangspause ist es nun wieder möglich, das Eiland im Starnberger See unter verschärften Hygienemaßnahmen anzusteuern. Die Insel macht in der Frühsommersonne einen entspannten Eindruck. Dass sie aus ihrem verlängerten Winterschlaf geweckt wurde, ist leicht zu erkennen: Lautes Vogelgezwitscher ertönt im Park, die Blätter von Bäumen und Sträuchern erstrahlen bereits in einem saftigen Grün. Das Rauschen des Starnberger Sees untermalt die Sommerurlaubs-Atmosphäre.

Überfahrt mit Mundschutz: Wer auf die Roseninsel will, muss sich an die Hygienevorschriften halten.

Wie viele Passagiere Fährmann Stefan Seerieder auf seiner Zille mitnimmt, hängt davon ab, aus wie vielen Haushalten sie kommen.

Kastellan Tobias Schlenker geleitet Kleingruppen durchs Casino, ....

... Rosenführungen fallen aus.

Ticketverkäuferin Roswitha Salzik empfängt die Besucher im Museumsshop. Nur jeweils eine Person darf den Laden betreten, natürlich mit Mundschutz. Kein Wunder, dass Salzik die aktuelle Situation als belastend empfindet: "Ich bin trotzdem froh, dass wir wieder arbeiten dürfen, auch wenn die Arbeitsbedingungen sich erschwert haben", sagt sie.

Die Verantwortlichen haben die Corona-Zwangspause dazu genutzt, die Roseninsel auf die Saison vorzubereiten. Bäume und Sträucher wurden geschnitten, die 600 Rosenstöcke ausgepackt und die Wege neu aufgekiest. Die Saison begann laut Kastellan Tobias Schlenker einen Monat später als gewohnt. Schlenker ist der einzige Bewohner der Insel. Was anders ist als sonst: Überall weisen Corona-Schilder auf die Hygienemaßnahmen hin, die Abstandskleber alle 1,5 Metern auf dem Boden sind kaum zu übersehen. Und an den Türen stehen Desinfektionsmittel bereit.

Während der Zwangsschließung sei ein Öffnungs- und Hygienekonzept erarbeitet worden, berichtet Schlenker. Dieses sieht vor, dass in allen geschlossenen Räumen ein Mundschutz getragen werden muss. An Führungen durch das Casino dürfen statt der sonst üblichen 30 Leute jetzt nur noch maximal fünf Personen teilnehmen. Das Inselmuseum bleibt geschlossen, Rosenführung werden in dieser Saison gar nicht angeboten. "Bei einer Führung durch das Casino erfassen wir die Kontaktdaten. Und natürlich müssen die Abstandsregeln eingehalten werden", erklärt der Kastellan. Brautpaare können sich zwar weiterhin im Gartensaal des Casinos trauen lassen, allerdings sind die Hochzeitsgesellschaften auf maximal neun Personen begrenzt.

Trotz aller Reglementierung, die Besucher sind dennoch begeistert von der Insel. Ein älteres Ehepaar aus Bonn beschreibt den Besuch sogar als "ausgelassen und erholsam". Und eine ältere Dame aus München sagt: "Die Roseninsel ist ein häufiges Ausflugsziel von uns, da kann uns Corona nicht abhalten."

Der Kastellan rechnet heuer dennoch mit deutlich weniger Besuchern. "Wie sich nun alles weiterentwickelt, müssen wir abwarten." Natürlich sei es schöner, alle Sehenswürdigkeiten auf der Roseninsel zeigen zu können, "aber wir sind erst einmal froh, wieder öffnen zu dürfen," sagt er. Da die Rosenführungen dieses Jahr ausfallen, sind laut Schlenker von August an sonntags Inselparkführungen mit reduzierter Personenzahl in Planung.

Auch dieses Jahr habe die Roseninsel mit bekannten Problemen wie heimlichen Badegästen oder Wassersportlern, die die Schutzzone der prähistorischen Pfahlbauten nicht beachten, zu kämpfen, erklärt Tobias Schlenker. Und wirklich: Fährmann Seerieder muss vor dem Ablegen von der Insel ein junges Paar ermahnen, das mit seinem Elektroboot in die Schutzzone der Pfahlbauten gefahren ist

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SZ vom 13.06.2020 / .
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