Gastronomie und Hotellerie:„Das ist die Architektur, die wir wollen“

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Modern mit viel Holz - so soll es werden, das neue Forsthaus am See in Possenhofen. (Foto: WSM Architekten (Visualisierung))

Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler ist angetan von der Planung für das neue „Forsthaus am See“. Der Entwurf erinnert an die Pfahlbauten vor der Roseninsel.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Die Neubau-Planungen für das Hotel Forsthaus am See in Possenhofen sind einen wichtigen Schritt weiter. Nachdem der Pöckinger Gemeinderat den Vorentwurf des Architektenteams WSM im Jahr 2020 genehmigt hatte, war es still um die Planungen geworden. Nun hat der Bauausschuss am Montag die 24. Änderung des Flächennutzungsplans sowie das Bebauungsplanverfahren mehrheitlich befürwortet. Jetzt muss noch der Gemeinderat zustimmen.

Der Vorentwurf des Pöckinger Architektenteams hatte vor vier Jahren Aufsehen erregt, da sich die Gebäude an den 6000 Jahre alten Pfahlbauten vor der Roseninsel orientieren. Im Unterschied zu einer früheren Planung aus dem Jahr 2015 soll nicht ein großes Gebäude, sondern mehrere kleinere entstehen. Die holzverkleideten Gebäude im Bereich des Seeufers sollen in Anlehnung an die historischen Pfahlbauten etwa fünf Meter hoch über dem Seeufer aufgeständert werden. Dort sind Restaurants mit Biergarten geplant.

Die Bauten sollen die eigentlichen Hotelgebäude mit Wellness-, Tagungs- und Beherbergungsbetrieb optisch verdecken. Ob es drei Gebäude mit jeweils vier Geschossen werden oder vier Gebäude mit drei Geschossen, steht noch nicht fest. Weiter hinten am Hang sollen Mitarbeiterwohnungen entstehen sowie die Tiefgarage mit 120 Stellplätzen.

Die Grünen monieren den drastischen Eingriff in die Natur

Unisono wurde die Planung positiv beurteilt. „So ein Angebot gibt es nicht oft. Das ist die Architektur, die wir wollen“, erklärte Bürgermeister Rainer Schnitzler. Die Gebäude seien aufgelöst und zudem mit Holz- und Naturstein verkleidet. Sein Vize Albert Luppart (PWG) schwärmte von der „Champions-League-Lage“ direkt am See. Nach dem Wegfall des Feldafinger Residence-Hotels, des Hotels Kaiserin Elisabeth (ist derzeit geschlossen, weil es in den kommenden Jahren saniert und erweitert wird) und der DGB-Villa Zitzmann in Niederpöcking (die Hotelplanungen verzögern sich laut Luppart um mindestens 15 Jahre) werden Hotels am Starnberger See dringend benötigt. Davon waren auch die Grünen überzeugt. Da der Eingriff in die Natur aber laut Christoph von Gronau „drastisch“ ist – sein Fraktionskollege Florian Hönicke sprach von einem Mega-Projekt – stimmten sie gegen die Planungen. Der Eingriff in den Wald und das Landschaftsschutzgebiet habe sich verdoppelt, argumentierten sie.

Tatsächlich muss der Umgriff erweitert werden von 3200 Quadratmeter auf aktuell 5400 Quadratmeter. Da das Amt für Landwirtschaft und Forsten verlangt hatte, dass der Abstand von den Gebäuden zu den Bäumen auf 30 Meter erweitert wird. Diese Fläche soll aber laut Luppart wieder begrünt werden. Zudem werden Ausgleichsflächen geschaffen, wie etwa die Renaturierung des Bachs, der die Grenze zur Feldafinger Flur bildet. Der Weg dort wird verbreitert und die Gemeinde bekommt Geh- und Fahrrecht zum Seeufer.

Das bisherige Forsthaus am See in Possenhofen ist mehr als 100 Jahre alt. (Foto: Arlet Ulfers)

Frühere Bedenken, dass der Verkehr in der ohnehin sehr hoch frequentierten Königinstraße durch den erweiterten Hotelbetrieb zunehmen könnte, sind unterdessen ausgeräumt worden. Ein Verkehrsgutachten ergab, dass der zusätzliche Verkehr durch Lieferfahrzeuge und Hotelgäste keinen nennenswerten Einfluss auf das Chaos bei Badewetter hat. Eine mögliche Lösung sah Rathauschef Schnitzler beispielsweise in einem digitalen Parkleitsystem. Dadurch werde verhindert, dass Autos bis zum Seeufer fahren, wenn dort alle Parkplätze besetzt sind. Die Verkehrsplanung müsse aber eng mit der Nachbargemeinde Feldafing abgestimmt werden, sagte er. Die Königinstraße hat viele Schlaglöcher und muss daher saniert werden. Neu ist, dass auch ein Fuß- und Radweg geplant ist.

Die bestehende Anlage hat eine wechselvolle Geschichte. Das Forsthaus ist für den Fischer Kugelmüller errichtet worden, nachdem dieser die Roseninsel an König Maximilian II. verkauft hatte. In den 1980er- und 1990er-Jahren gehörte das „Forsthaus am See“ zu einem der beliebtesten Hotels in der Region und war bekannt für seine gute Küche.

Die Eigentümerin Eva Robl hat sich seit 2013 um eine Hotelerweiterung bemüht, da der Altbestand mit seinen 20 Zimmern nicht mehr rentabel betrieben werden konnte. Zudem ist die Anlage mit dem 100 Jahre alten, ehemaligen Forsthaus stark sanierungsbedürftig. Das Hotel steht deshalb schon seit Jahren leer. Das Restaurant ist so lange temporär verpachtet, bis das Genehmigungsverfahren abgeschlossen ist und der Neubau starten kann.

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