Folgen der Corona-Krise:Die ganze Welt in zwei Zimmern

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Tees und geflochtene Körbe gehören zum Standard-Sortiment der Eine-Welt-Läden. Peter Kleinknecht ist für das Geschäft in Gauting zuständig. (Foto: Michael Berzl)

Eine-Welt-Läden haben zwar erste Lieferproblemen, doch alle vier Geschäfte im Landkreis sind wieder geöffnet

Von Michael Berzl, Gauting

Die Gemeinde Planegg muss bei ihren Geschenkkörben vorläufig ohne Speckstein-Eulen auskommen. Das Kunsthandwerk aus Kenia sei im Moment einfach nicht zu bekommen. "Sämtliche Transportsysteme sind zusammengebrochen", berichtete Umweltaktivistin Christiane Lüst am Donnerstag, als sie mit Mitstreitern aus der Fairtrade-Bewegung in Gauting auf die schwierige Situation des Handels speziell in den sogenannten Eine-Welt-Läden aufmerksam machte.

Das Planegger Rathaus verschenkt gerne politisch korrekt und besorgt daher fair gehandelte Ware. Christiane Lüst, die mit ihrem Sortiment auf den Wochenmärkten in Krailling und Söcking vertreten ist, kennt sich in dem Metier aus und stellt daher die Körbe für die Planegger zusammen, gerne auch mit dem Wappentier als kleine Steinfigur. Doch weder per Schiff noch per Flugzeug könne die Ware derzeit transportiert werden, berichtet sie. Auch das ist eine Folge der weltweiten Corona-Pandemie. Außerdem war ein Teil der Läden im Landkreis Starnberg vorübergehend geschlossen.

Der Gautinger Laden in den Räumen der katholischen Kirche läuft wegen der Corina-Krise derzeit in einer Art Notbetrieb. Geöffnet ist nur am Vormittag. Geschlossen wurde aber nicht - auf ausdrücklichen Wunsch der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, wie Peter Kleinknecht vom Vorstand des Forums Eine Welt mitteilte. Neben der Sorge um verderbliche Lebensmittel sei dabei die Überlegung im Mittelpunkt gestanden, dass die Hersteller auf den Absatz ihrer Produkte angewiesen seien. Verschiedene Tees und Kaffee gehören zu dem kleinen Sortiment, das in Gauting angeboten wird; Decken, Körbe und Steinfiguren finden sich in den Holzregalen. Der Kundenkreis sei überschaubar, sagt Kleinknecht, der Umsatz bleibe unter 50 000 Euro im Jahr. Im Landkreis Starnberg gibt es insgesamt vier solcher Läden. Mit Rücksicht auf die meist älteren Verkäuferinnen, die dort ehrenamtlich arbeiten, hat sich ein Teil der Trägervereine entschlossen zuzusperren, zumindest vorübergehend. Zum Beispiel in Tutzing. Dort ist der Laden an der Hauptstraße erst seit der vergangenen Woche wieder geöffnet. Die Mitarbeiterinnen wollten nach langer Zeit gerne wieder Dienst machen, erklärt die stellvertretende Vorsitzende Annegret Schorn. Der Starnberger Weltladen bei der Evangelischen Kirche war sieben Wochen lang geschlossen, "um unsere Mitarbeiter und Kunden zu schützen", wie Ulrike Stockmar, die Vorsitzende des Trägervereins mitteilt. Da keine Miete zu bezahlen sei und Ehrenamtliche den Verkauf organisierten, sei der Umsatzeinbruch zu verkraften. Am kommenden Montag wird nach der langen Pause wieder geöffnet.

Im Laden der Indienhilfe in Herrsching, die auch hauptamtliches Personal beschäftigt, ist der Betrieb weiter gelaufen, der Publikumsverkehr habe aber merklich abgenommen, berichtet die Leiterin Gudula Leuchtenberg. Elisabeth Kreuz, die Vorsitzende der Indienhilfe spricht von "enormen Umsatzeinbußen". Es wurde zwar ein Lieferservice angeboten, es kamen aber nur zehn Bestellungen.

Auch in den Eine-Welt-Läden sind nun die Corona-Regeln mit Maskenpflicht und einem Mindestabstand einzuhalten. Zumindest in Gauting besteht wohl nicht die Gefahr, dass das Gedränge zwischen den Regalen zu groß wird, obwohl das Geschäft bei der katholischen Kirche an der Münchner Straße nur aus zwei kleinen Räumen besteht. Zwei Kunden könnten dort gleichzeitig einkaufen, berichtet Peter Kleinknecht vom Forum Eine Welt, "aber das kommt eh selten vor, dass so viele gleichzeitig kommen."

© SZ vom 08.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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