Talentiade 2019:Auf Brettern in die Steilwand

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Florian Fischer ist als Slalomfahrer gestartet, inzwischen hat sich der 18-Jährige vom SC Starnberg auf Skicross spezialisiert und bereits an den Jugend-Weltmeisterschaften in Schladming teilgenommen.

Von Carolin Fries, Starnberg

Abwärts: Florian Fischer (li.) beim Start zu den Jugend-Weltmeisterschaften mit Gavin Rowell (Kanada) and Alexis Jay (Frankreich). (Foto: imago images/Gepa Pictures)

Florian Fischer weiß sehr gut, was es bedeutet, Leistung liefern zu müssen. Für den 18 Jahre alten Skicross-Fahrer aus München, der für den SC Starnberg startet, hängt sein Traum alleine davon ab, wie schnell er auf den Skiern ist. Als seine Leistungen im Alpinsport vor zwei Jahren schwankten und der Verlust des Kaderstatus drohte, empfahl ihm der Deutsche Skiverband (DSV) den Wechsel in die Skicross-Sparte. Das kann funktionieren, hätte aber auch das Ende seiner Zeit am Sportinternat in Berchtesgaden bedeuten können, wo ausschließlich Kaderathleten gefördert werden. Doch der junge Nachwuchssportler tat, wie ihm geheißen: Er erarbeitete sich die anspruchsvollen Parcours. In der vergangenen Saison fuhr er wie erwartet die ersten Erfolge ein.

Beim Skicross starten vier Läufer gleichzeitig in einen Parcours, der nicht nur Kurven bereit hält, sondern auch Sprünge, Steilwände und eigens modellierte Bodenwellen. Man fährt nicht nur auf Zeit, sondern immer auch gegen die Mitfahrer auf der Strecke. Florian Fischer ist ein guter Starter, er fährt meist voraus, was aber auch Nachteile hat: "Der Windschatten macht viel aus", weiß er. Den könne er kaum nutzen, weshalb er sich andere Strategien zurechtlegen muss. Das klappt immer besser. Er hat in der vergangenen Saison eine Reihe Europacup-Rennen bestritten, seine beste Platzierung erreichte er zum Saisonabschluss bei einem FIS-Rennen in Schweden: Rang vier. Zu den Höhepunkten seiner jungen Karriere zählte außerdem der Start bei den Jugend-Weltmeisterschaften in Schladming. In der kommenden Saison will er noch mehr Top-15-Plätze im Europacup einfahren, für die FIS-Rennen hat er sich einen Podestplatz vorgenommen. "Das wäre schön." Voraussetzung hierfür ist, dass er weiter verletzungsfrei bleibt. Und dass er in das Sportförderprogramm der Bundespolizei aufgenommen wird.

Junger Skicross-Fahrer mit Kämpfer-Gen: Florian Fischer vom Skiclub Starnberg. (Foto: Privat)

Dort bewirbt sich Florian Fischer aktuell. Vier Jahre würde die Ausbildung neben dem Sport dauern - Zeit, die er der Sportkarriere unbedingt noch geben will. Die Abiturprüfungen hat er soeben hinter sich gebracht, womit auch die Zeit in Berchtesgaden endet. Als Alpinfahrer ist er dort vor drei Jahren als einer von vielen angekommen, im Sommer verlässt er die Kaderschmiede als einer von sechs Skicrossern. Es ist eine Randsportart, die er betreibt, das ist ihm klar. Doch für ihn ist sie alles: "Sonst gibt's eher nichts außer Schule und Skifahren", sagt er. Wenn mal nichts für die Schule nachzulernen ist, weil er auf der Piste statt im Klassenzimmer war, und obendrein keine Trainings anstehen, freut er sich, einfach mal daheim zu sein und seine Freunde zu treffen.

Und natürlich freuen sich dann auch die Eltern und drei jüngeren Geschwister - die ebenfalls alle erfolgreich Ski fahren. Mutter Rebecca Duverger-Fischer, die ihre Kinder in die Berge und zurück fährt, sagt dazu: "Wir haben das Glück, dass alle den gleichen Sport machen." Geholfen habe auch die Ferienwohnung in Mittenwald - so hätten die Kinder am Wochenende ein bisschen länger schlafen können und die Familie auch Zeit für sich gehabt. Neben Florian ist besonders die 16 Jahre alte Pauline Fischer drauf und dran, ebenfalls eine Sportkarriere zu starten. In der vergangenen Saison wurde sie deutsche Vizemeisterin im Slalom. Wenn Florian im September Berchtesgaden verlässt, fängt sie dort an.

Mutter Rebecca Duverger-Fischer sagt, sie alle hätten wohl die Ausdauer des Vaters und ihre starken Beine geerbt ("Ich habe früher Leichtathletik gemacht"). Und Florian obendrein ein spezielles Kämpfer-Gen, das ihm nicht nur helfe, unter Druck zu bestehen. Auch auf der Piste profitiere er davon. "Die Konkurrenz direkt neben sich zu haben, das passt ihm sehr gut."

© SZ vom 01.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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