Flächennutzung:Gesundheit bringt wenig ein

Noch ist offen, welche Branchen die Gemeinde später auf dem Kasernenareal ansiedeln will

Von Otto Fritscher, Feldafing

"Damit wären wir alleine hoffnungslos überfordert", sagt Bürgermeister Bernhard Sontheim - und die Gemeinderäte nicken zustimmend. Es geht an diesem Dienstagabend wieder mal um die "Konversion", also die Frage, wie das Areal der Fernmeldeschule der Bundeswehr nach Abzug der Militärs im Jahr 2020 zivil genutzt werden soll. Eine sehr große, zu große Aufgabe für die Gemeinde allein, denn immerhin ist die Fläche 30 Hektar groß; sie nimmt mithin etwa ein Siebtel des gesamten Gemeindegebietes ein. Unterstützung bekommt die Kommune daher von zwei Seiten: von der Konversionsmanagerin Katharina Winter, die bei der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Starnberger Landratsamt arbeitet. Winter soll vor allem die überörtlichen Belange im Blick haben, denn die Konversion wird Auswirkungen weit über Feldafing hinaus haben. Und um die städtebauliche Entwicklung des 5000-Einwohner-Ortes und die Auswirkungen der Konversion auf die Kommune kümmert sich speziell Hans-Peter Dürsch vom gleichnamigen "Institut für Stadtentwicklung". Die Gemeinde hat Dürsch als Projektsteuerer engagiert.

Erste Überraschung: Von einer bislang gehegten Idee, welche Wirtschaftsbranche man in Feldafing gerne ansiedeln möchte, scheinen sich die Gemeinderäte gleich wieder verabschieden zu können: "Die Gesundheitswirtschaft bringt uns nichts außer vielleicht einem guten Ruf", resümierte Sontheim, nachdem die Gemeinderäte die Ergebnisse der "Vertiefungsstudie Potenziale Gesundheitswirtschaft" von Katharina Winter vorgetragen bekommen hatten. Warum? Viele Unternehmen aus der Gesundheitsbranche sind von der Gewerbesteuer befreit - und gerade auf diese Einnahmen ist die Gemeinde Feldafing künftig noch dringender angewiesen als bisher. Von einem "Lifestyle-Resort, das man als Anker für Investoren braucht", hatte Winter geschwärmt, aber auch ein Schlafmedizinisches Zentrum sei vorstellbar. Ideen, die die Gemeinderäte wohl ins Reich der Träume schicken werden. "Sinnvoll wäre es, dass wir diversifizieren und mehrere Schwerpunkte setzen", erklärte Sontheim. In der Diskussion sind etwa die Cluster Luft- und Raumfahrt, aber auch Bildungs- und Forschungseinrichtungen.

Dürsch wies darauf hin, dass mit einem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (Isek) die großen Fragen für den gesamten Ort geklärt werden müssen. Sonst bleibe das Kasernenareal ohne Verbindung zur Dorfmitte, ein Fremdkörper quasi, es drohe dann eine "Entfremdung", wie Grünen-Gemeinderat Boris Utech sagte. Dürsch will nun die Ergebnisse der drei Bürgerbeteiligungen, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat, zusammenführen und auch die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs Europan aus dem Jahr 2015 in das Isek einfließen lassen. Sogar die Vorgeschichte des Geländes mit der Reichsschule der Nazis soll berücksichtigt werden. "Es ist schon viel Vorarbeit geleistet worden", sagte Dürsch. "Aber die Planungen leiden daran, dass bisher nur punktuell gearbeitet worden ist."

Wie geht es nun konkret weiter? Zurzeit läuft die Ausschreibung für das Isek, Architekturbüros mit spezieller Erfahrung hat die Gemeinde angesprochen, andere können sich bewerben. Im Februar will der Gemeinderat entscheiden, welches Büro das Isek ausarbeiten darf. Ungefähr ein Jahr darf es dauern, bis dieser "Masterplan", wie Sontheim das Isek nennt, fertig sein soll. Dann wird es ans Eingemachte gehen, die Gemeinderäte müssen sagen, was sie wollen. Eines ist jetzt schon klar: "Das Kasernenareal ist kein normales Baugrundstück. Wir brauchen den großräumigen Blick", so Zweiter Bürgermeister Anton Maier (Grüne).

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