Süddeutsche Zeitung

Finanzen:Seefeld macht Schulden

Gemeinde nimmt 1,75 Millionen Kredit auf. Reserve schrumpft

Von Christine Setzwein, Seefeld

Als neuer Bürgermeister gleich Schulden machen zu müssen, ist nicht das, was sich Klaus Kögel (CSU) gewünscht hätte. Aber Tatsache ist, dass die Gemeinde Seefeld nach 20 Jahren zum ersten Mal wieder einen Kredit aufnehmen muss. 1,75 Millionen Euro werden es heuer sein, die nötig sind für die Kanalsanierung in der Hedwigstraße. Gleichzeitig schrumpft das Ersparte: Aus der Rücklage müssen 3,2 Millionen Euro entnommen werden, damit der Haushalt 2021 ausgeglichen werden kann. Am Ende des Jahres wird Seefeld dann nur noch 2,2 Millionen Euro auf der hohen Kante haben, sagte Kögel in der Gemeinderatssitzung am Dienstag. "Die Lage war noch nie so angespannt wie jetzt."

Sie ist es deshalb, weil Kämmerer Ingo Spengler einerseits mit 1,5 Millionen Euro weniger Gewerbe- und Einkommensteuer rechnet und andererseits die Kreisumlage um 150 000 Euro auf knapp sieben Millionen steigt. Die Gewerbesteuer setzt Spengler mit etwa 6,6 Millionen, die Einkommensteuer mit 6,2 Millionen Euro an. Mittlerweile gebe es einen massiven Investitionsstau, sagte Kögel. Die größten Ausgaben heuer fließen mit 3,7 Millionen Euro in Straßenbau, Tagwasserkanalsanierung und Straßenbeleuchtung, mit 820 000 Euro in die Schulen und mit 700 000 Euro in Sportanlagen.

Um noch mehr zu sparen in Zukunft, müssten Gemeinde und Bürger "weg vom reinen Anspruchsdenken und 120-prozentiger Qualität hin zu bedarfsorientierten Lösungen mit einem vernünftigen Preis- Leistungsverhältnis". Damit die Gemeinde nicht in eine Schuldenspirale gerate, müsse man sich aber auch "massiv um die Einnahmenseite kümmern", sagte Kögel. Heißt: Gewerbeansiedlungen am Oberfeld und am Jahnweg voran bringen, Gebühren und Beiträge anpassen oder neue erlassen wie eine Zweitwohnungsteuer, freiwillige Leistungen zurückfahren und Zuschüsse überprüfen. Auch über Synergieeffekte zwischen den Ortsteilen müsse man nachdenken: Die Gemeinde unterhält zum Beispiel in Oberalting und Hechendorf je ein Schulgebäude, finanziert zwei große und drei kleinere Feuerwehren, erhält und saniert zwei alte Rathäuser und fördert zwei große Sportvereine.

Die Gemeinderäte stimmten dem zu und beschlossen den Etat 2021 mit einem Gesamtvolumen von 25,9 Millionen Euro einstimmig.

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Quelle:
SZ vom 23.04.2021
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