Finanzen:Schockierte Bürgermeister

Die Schuldenpolitik des Landkreises bereitet den Gemeindechefs Sorgen

Schockierte Kreisräte im Frühjahr, aufgebrachte Bürgermeister im Sommer, ein dünner Kompromiss im Herbst: Die Sitzungen des Kreistags und seiner Ausschüsse werden zu einem Härtetest für Landrat Karl Roth (CSU) und Kämmerer Stefan Pilgram. Letzterer hat im März die undankbare Aufgabe, die wahren Kosten für die Erweiterung des Landratsamts zu verkünden. Statt 6,5 Millionen werden es fast 15 Millionen Euro sein. Die Kreisräte sind so schockiert, dass sie einen kleinen Aufstand gegen das Projekt proben. Denn der Anbau ist nicht das einzige Vorhaben des Landkreises. So müssen noch zehn Containeranlagen für Flüchtlinge gekauft werden, soll eine Fachoberschule und ein Herrschinger Gymnasium entstehen und wie im Sommer klar wird, auch ein paar Millionen Euro für die Rettung der Seefelder Klinik abgezweigt werden.

Die Summe macht selbst den ehemaligen Banker und Kreisvorsitzenden der Freien Wähler, Albert Luppart, schwindelig: Er rechnet vor, dass im Jahr 2020 der Landkreis 110 Millionen Euro Schulden angehäuft haben werde. Nicht nur die Freien Wähler wollen daher ein paar Vorhaben verschieben, auch die Bürgermeister-Riege. Sie fürchten, dass der finanzielle Handlungsspielraum ihrer Gemeinden durch die Schuldenpolitik des Landkreises stark eingeschränkt wird. Besonders der Bau eines Herrschinger Gymnasiums für geschätzte 40 Millionen Euro wird zum Dauerthema. Während die FDP die Erweiterung des Landratsamts auf Eis legen möchte, halten Freie Wähler und Gilchinger Kreisräte, die sich um das Gymnasium in ihrer Gemeinde sorgen, das Herrschinger Projekt für überflüssig. Weil zudem der Landkreis auch die Trägerschaft der weiterführenden Schulen zu 90 Prozent übernimmt, könnten auch die Folgekosten enorm sein. Im Herbst jedoch schafft es Landrat Roth, die Bürgermeister zu beruhigen. Die Kreisumlage steigt lediglich von 48 auf 48,3 Prozent und fällt so viel geringer aus, als zu befürchten war. Damit fällt der Widerstand zusammen.

Die Schulden jedoch steigen auf 45 Millionen Euro im kommenden Jahr. Und das wird nicht das Ende sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: