Finanzen:Die Bankberaterin hilft nur noch auf dem Bildschirm

Finanzen: Service via Bildschirm statt am Schalter: Dieses Modell will die VR-Bank in Berg einführen.

Service via Bildschirm statt am Schalter: Dieses Modell will die VR-Bank in Berg einführen.

(Foto: VR-Bank)

Die Volksbank-Raiffeisenbank schafft in ihrer Filiale in Berg den Schalter ab. Die Video-Mitarbeiter können per Kamera sogar live Dokumente lesen.

Von Michael Berzl

Die Bankberaterin der Zukunft spricht via Bildschirm mit dem Kunden. Live und im direkten Gespräch beantwortet sie Fragen, hilft beim Ausfüllen von Formularen, kann eine Überweisung erledigen und über eine Kamera sogar Dokumente lesen. Aber eben nicht am Schalter, sondern in einem speziellen Videoraum. Im Allgäu und in Würzburg haben die VR-Banken schon gute Erfahrungen mit dieser Technik gesammelt, vom Juni an soll es den Service auch in der Filiale in Berg und damit erstmals im Landkreis Starnberg geben. Das kündigten die Vorstandsmitglieder Thomas Vogl und Josef Pölt am Dienstag bei der Vorstellung der Bilanzzahlen an. Der Schalter wird dann in dieser Niederlassung nicht mehr besetzt.

Vom Münchner Flughafen sind solche Terminals schon seit Jahren bekannt. Auf dem weitläufigen Gelände stehen mittlerweile 50 Geräte, an denen die Passagiere Auskünfte einholen können. Die Allgäuer VR-Bank hat dieses Modell übernommen, die Würzburger folgten - und haben schon vier Filialen damit ausgestattet. "Die Kunden nutzen das sehr gerne", berichtet Christian Scheckenberger, der dort das Kundendialogcenter leitet. "Es ist für uns eine Möglichkeit, mit breiten Öffnungszeiten in der Fläche präsent zu bleiben", sagt er.

Das ist auch die Absicht der Volksbank-Raiffeisenbank Starnberg-Herrsching-Landsberg die sich im vergangenen Herbst in einer Veranstaltung bei ihren Mitgliedern und Kunden umgehört hat. "Wir bieten alle Dienstleistungen an, die aktuell auch am Schalter abgewickelt werden können", kündigt Banksprecher Dominic Pölt an. Noch im Frühjahr wird in Berg umgebaut, die Berater werden in die Filiale in Aufkirchen verlegt, die in der bisherigen Form erhalten bleibt. In Weßling solle ein Videoarbeitsplatz eingerichtet werden; dort sitzt dann ein Mitarbeiter vor der Kamera, der mit dem Kunden in Berg spricht.

Mit diesem Angebot reagiert die Genossenschaftsbank auf die Entwicklung, dass ihre Kunden immer mehr Geschäfte online abwickeln und in manchen Niederlassungen nur noch zeitweise Personal am Schalter benötigt wird. Auch am Telefon wird viel erledigt; knapp 180 000 Aktionen waren es im vergangenen Jahr, berichtete Vorstandsmitglied Josef Pölt. In den drei Landkreisen Starnberg, Landsberg und Weilheim gibt es noch 26 Filialen mit Beratern, weitere sieben, in denen nur noch Automaten stehen. "Keine Bank ist näher. In jeder Gemeinde im Landkreis Starnberg gibt es noch Niederlassungen", sagte Vogl. Schließungen seien nicht vorgesehen.

Nach den am Dienstag vorgestellten Zahlen hat die Bank derzeit 90 000 Kunden; davon ist jeder Dritte auch Mitglied bei der Genossenschaftsbank. Sie haben 2,15 Milliarden Euro dort angelegt und sich 1,7 Milliarden ausgeliehen. Die Bilanzsumme beläuft sich auf 2,5 Milliarden. "Wirtschaftlich kerngesund und bestens aufgestellt", sei das vergangene Jahr abgeschlossen worden. Von den Geschäften der Bank profitieren auch die Gemeinden. So seien etwa 1,6 Millionen Euro Gewerbesteuern an die Kommunen überwiesen worden.

Die VR-Bank beschäftigte zum Stichtag Ende Dezember 438 Mitarbeiter, berichtete der Vorstandsvorsitzende Peter Geuß. Davon seien 26 Auszubildende; jedes Jahr werden zehn eingestellt. "Wir machen viel, damit sie sich wohlfühlen", sagte Geuß. Nachwuchs zu gewinnen, sei bisher noch kein Problem; so seien im vergangenen Jahr knapp 100 Bewerbungen eingegangen. Doch im Vergleich zu den Vorjahren ist ein deutlicher Rückgang festzustellen. Da waren es doppelt oder sogar dreifach so viele.

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