Süddeutsche Zeitung

Filmclips aus dem Fünfseenland:Heimatkunde auf Youtube

Alexandra Högner aus Unterbrunn soll den Landkreis auf dem Videoportal präsentieren. Sie ist die neue Regionalmanagerin im Team der Wirtschaftsförderer

Von Otto Fritscher, Starnberg

"Es ist wirklich ein cooler Job", sagt Alexandra Högner und lacht. Statt wie andere, die Betriebswirtschaft studiert haben, über Zahlenkolonnen zu brüten oder Excel-Tabellen auszuwerten, kann die 26-Jährige im schönen Fünfseenland raus in die Natur oder interessante Menschen aus der Region treffen, alles beruflich natürlich.

Högner soll Filmclips über die Region drehen, die dann auf Youtube veröffentlicht werden. Kurze Streifen von vielleicht einer Minute Dauer, die gerade auch ein jüngeres Publikum ansprechen sollen - für viele junge Leute ist Youtube eine der Hauptinformationsquellen. Gerade mal eine Woche ist Högner jetzt bei der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg angestellt, doch sie hat schon einen Haufen Ideen. "Viele haben mir schon Tipps gegeben, worüber man einen Film drehen könnte", sagt sie. Sujet sollen nicht die allgemein bekannten Menschen, Plätze und Orte sein, die ohnehin fast jeder Einheimische im Landkreis kennt. Die Clips sollen neue Einblicke und Eindrücke von Menschen vermitteln, die nicht jeder kennt. "Wir haben hier einen total facettenreichen Landkreis, da gibt es unzählige geschichtsträchtige Orte. Neben Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Wirtschaft und Politik wollen wir mit der Bevölkerung selbst ins Gespräch kommen", gibt Högner die Linie vor.

Als viral kann man die bisher von der Gwt auf Youtube veröffentlichen Videos nun wirklich nicht bezeichnen. Die Region StarnbergAmmersee zu Besuch bei München.tv lautet der Titel eines Clips, in dem Gwt-Vize Klaus Götzl interviewt wird - gerade mal sieben Aufrufe sind verzeichnet. Spitzenreiter ist der Ausbildungsfilm "Alle Vorteile der Region in 8 Minuten", der es immerhin schon auf 692 Aufrufe gebracht hat. Der Youtube-Kanal StarnbergAmmersee hat bislang nur 22 Abonnenten. Es gibt also noch einiges zu tun für Alexandra Högner. Doch ihr ist vor dieser Aufgabe nicht bange. "Es gibt hier so viele spannende Geschichten aus und über die Region zu erzählen", sagt sie. Die Begrenzung seien eher die finanziellen Mittel - immerhin gibt der Freistaat einen Zuschuss von insgesamt 180 000 Euro über die nächsten drei Jahre - und die Arbeitszeit. "Einen Film pro Monat, das ist unser Ziel, wenn die Sache mal am Laufen ist", ergänzt Daniela Tewes, die sich als Regionalmanagerin vor allem um die Kreativwirtschaft kümmert.

Högner und Tewes sind überzeugt, dass die Clips über "unbekannte Schätze" in der Region gerade von den Einheimischen goutiert werden. "Ich bin zwar hier aufgewachsen und gut verwurzelt", sagt die Unterbrunnerin, "aber natürlich kenne ich auch nicht alles und jeden", sagt sie. In Unterbrunn kennt sie sich allerdings sehr gut aus, von den Burschen, die Maibäume klauen, über den Tausendsassa Hermann Geiger bis zu den Stadlfesten in den Dörfern zwischen den Seen.

Sie spielt Tenorhorn, zunächst in der Unterbrunner Blaskapelle und jetzt bei einer jüngeren Formation, die es erst seit Jahresanfang gibt. Und will nun mit Tennis anfangen, nachdem sie zuvor im Sportverein Volleyball gespielt hatte.

Hauptberuflich kommt jetzt eben die Filmerei dazu. Högner wird für die Clips allerdings nicht selbst die Filmkamera in die Hand nehmen, für die einzelnen Projekte werden externe Kameraleute beauftragt. Högner sieht sich eher als Ideengeberin und Produzentin. "Bei mir laufen dann die Fäden zusammen", sagt sie.

Und dann kommt auf die beiden Regionalmanagerinnen noch eine zweite neue Aufgabe zu: Sie sollen eine Datenbank mit Filmlocations aufbauen. "Es kommen immer wieder Anfragen im Landratsamt oder bei uns an, ob es für diesen und jenen Film, für diesen und jenen Zweck eine geeignete Location im Landkreis gibt", erklärt Tewes.

Sie verweist auf die Vielzahl von Filmen, die im Fünfseenland schon teilweise oder ganz gedreht worden sind. Da ist Luchino Viscontis "Ludwig II." oder der Historienfilm der Regisseure Peter Sehr und Marie Noëlle über den Märchenkönig, der 2012 gedreht worden ist - viele Reiterszenen wurden im Bernrieder Park gedreht. Aber auch für Krimis wie "Tatort", "Hubert und Staller" und andere war das Fünfseenland schon der Plot. Gedreht wurde im Undosa, im Starnberger Gewerbegebiet, in Andechs und vielen anderen Orten.

Dies soll nun alles in einer Datenbank zusammengetragen werden, die dann im Internet veröffentlicht werden soll. Und dazu eben besondere Locations, die sich für Filmaufnahmen eigenen, eine Parkbank mit einem schönen Ausblick, ein Interieur in einem Gebäude, das Industrial Chic ausstrahlt, und vieles mehr. "Wir haben hier ja schon mit dem Fünfseen-Filmfestival und den Breitwand-Kinos von Matthias Helwig eine hervorragende cineastische Landschaft", sagt Tewes, "da passt doch die Datenbank mit den Drehorten gut dazu."

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Quelle:
SZ vom 18.06.2019
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