Am Ammersee:Feuerwehr probt für den Fall eines Waldbrandes

Bei einer Großübung in Dießen proben die 120 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Polizei, Wasserwacht, Technischem Hilfswerk gemeinsam mit Hubschrauberpiloten und Tauchern den Ablauf von Löscharbeiten im Romenthal.

Von Patrizia Steipe

Im Romenthal brennt der Wald. Beim Türkengraben droht das Bodenfeuer auf die Baumwipfel überzugreifen. Noch dazu treibt der Wind das Feuer in Richtung Westen und gefährdet das dahinter liegende Waldgebiet. Es ist ein Horrorszenario, das sich Andreas Schumann von der Freiwilligen Feuerwehr Dießen ausgedacht hat. Das Ganze ist zum Glück nur eine Übung. Allerdings eine Großübung. Um den Ernstfall zu proben, haben sich zwei Hubschrauber mit ihren Besatzungen, neun Freiwillige Feuerwehren, Polizei, die Wasserschutzpolizei, Wasserwacht, Taucher und Technisches Hilfswerk am Sportplatz des Ammerseegymnasiums und am See bei St. Alban eingefunden.

Dießen Waldbrand Übung FFW

In einem Wasserbehälter, den die Helfer zuvor genau kontrolliert haben, nimmt ein Hubschrauber bei der Übung in Dießen Seewasser auf, um es über den Brandherden auszugießen.

(Foto: Georgine Treybal)

"Ziel der Übung ist, die Zusammenarbeit der Organisationen zu trainieren", sagt Einsatzleiter Benno Dierkes. Das bedeutet, die verschiedenen freiwilligen Hilfsdienste, Berufskräfte wie Polizei und Berufsfeuerwehr, aber auch private Unternehmen, wie den Hubschrauberbetreiber "Heliseven," zu koordinieren.

Auf dem Sportplatz hat Dierkes eine "Wagenburg" für die Führungskräfte aufstellen lassen. 120 Einsatzkräfte sind an diesem Tag seinen Befehlen unterstellt. Landkarten werden mit Magnetknöpfen auf den Seiten der Feuerwehrautos befestigt und die Einsatzstellen im Wald, am See, und am Sportplatz eingezeichnet. Zuständigkeiten und Abschnitte sind schnell definiert. Bei dieser Übung hat Dierkes den Vorteil, dass alle Einsatzkräfte bereits vor Ort sind. "Im Realfall würde es Stunden dauern", weiß Schumann. Deswegen sei es wichtig, dass Einsatzleiter voraus denken und die nötigen Kräfte nicht nachgefordert werden müssen. Mittlerweile haben sich Zaungäste am Rand aufgestellt und beobachten die Hubschrauber, die sich für ihren Einsatz bereit machen.

Dießen Waldbrand Übung FFW

Auf dem Sportplatz bauen unterdessen die Führungskräfte der Übung ihre Zentrale auf.

(Foto: Georgine Treybal)

Den "kniffligsten" Job hat an diesem Tag die Polizeihubschrauberstaffel Bayern. Sie helfen mit ihrem technischen Wissen dabei, dass die Koordination zwischen "Boden" und "Luft" und die praktischen Manöver wie Lasten mit dem Hubschrauber transportieren, Wasser aus dem See oder aus Wasserbehältern aufnehmen und auf das Ziel ablassen, funktionieren. "Das ist eine Eliteeinheit, bei der jeder einen fliegerischen Hintergrund hat", sagt der Dießener Feuerwehrmann Dominic Wimmer.

Dießen Waldbrand Übung FFW

Landkarten werden mit Magnetknöpfen auf den Seiten der Feuerwehrautos befestigt und die Einsatzstellen im Wald, am See, und am Sportplatz eingezeichnet.

(Foto: Georgine Treybal)

Dann heben die Helikopter ab. Eine Minute dauert der Flug vom Wald zum See. Dort werden die Wasserbehälter im Schwebflug vom Hubschrauber aus in den See gelassen und innerhalb von Sekunden gefüllt. Wasserwacht und Wasserpolizei haben bereits einen "Korridor" frei von Schiffen gehalten, dafür musste eine Regatta verlegt werden. Der Wind der Rotorblätter, auch "Down-wash" genannt, würde ein Segelboot schnell zum Kentern bringen. Etwa drei Badewannenladungen können in dem Bambi-Bucket genannten Behälter aufgenommen werden. Über dem Wald wird das Wasser am Brandort, der durch eine rote Plane markiert ist, abgelassen und zurück geht es wieder zum Wasser fassen. Das Ganze erfolgt im Uhrzeigersinn, damit sich die Hubschrauber nicht gegenseitig stören.

Auf dem See hat das Technische Hilfswerk zwei Arbeitspontons mit Brückenbaumaterial verbunden. "Das machen wir zum ersten Mal, das Material haben wir erst dieses Jahr bekommen", erklärt Stefan Ebert vom THW München-Mitte. Auf dem 60 Quadratmeter kleinen Rechteck soll ein Hubschrauber landen. "Eine extrem schwierige Übung", betont Wimmer. Langsam nähert sich der Polizeihubschrauber dem Ponton, die Rotorblätter wirbeln das Wasser auf, die THW-Männer haben Helme auf und ducken sich. Locker setzen die Kufen auf der Mitte des Pontons auf. "Das sind echte Profis", sagt Ebert voller Respekt. Auf der Wiese vor dem Wald haben die Feuerwehrkräfte inzwischen ein Wasserbecken aufgebaut und einen Schlauch verlegt, um auch vom Boden aus löschen zu können. Außerdem wollen die Hubschrauber auch das Wasserfassen aus dem kleinen Becken üben.

Gegen 14 Uhr ist die Übung beendet. Am Schluss sind 20 000 Liter Löschwasser und einige hundert Liter Kerosin verbraucht worden. "Wenn das Ernst gewesen wäre, hätten wir das ganz gut hinbekommen", resümiert Florian Klinner von Heliseven bei der Abschlussbesprechung.

Nur ein paar kleinere Probleme hatte es gegeben. Ein Löschwasserbehälter konnte beispielsweise nicht sofort aufgebaut werden. Die Helfer sind sich einig, dass solche Übungen öfter stattfinden sollen, denn angesichts der zunehmenden Trockenheit könnten Waldbrände in Zukunft häufiger vorkommen. Für den Erfinder der Übung, Andreas Schumann, gab es nach der Übung noch eine letzte Aufgabe zu erfüllen: "Ich gehe ins Marienmünster und stifte eine Kerze."

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