Feuerwehr:Freiwillig ins Inferno

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Oberstes Gebot bei Zimmerbränden: Niemals aufrecht, sondern nur gebückt fortbewegen, denn an der Decke kann es bis zu 800 Grad heiß werden. (Foto: Arlet Ulfers)

Einsatzkräfte aus dem Landkreis bereiten sich im Simulationscontainer auf die Brandbekämpfung vor

Von Kilian Pinl, Tutzing

Was kann es Schöneres geben, als bei 30 Grad in einen feuerfesten Anzug zu steigen und sich in einen Container zu setzen, in dem es brennt? Richtig: vieles. Trotzdem waren die Plätze bei der Zimmerbrandübung in Tutzing heiß begehrt. Denn nirgends kann man sich so realistisch und vor allem sicher auf den Ernstfall vorbereiten wie in dem Simulationscontainer, der noch bis Freitag auf dem Gelände der Tutzinger Feuerwehr steht.

"Heißausbilder" einer Werksfeuerwehr leiten die Übungen. Die Gruppe ist sonst für die Zahnradfabrik Friedrichshafen AG in Schweinfurt zuständig. Der Sinn des Lehrgangs: Feuerwehrler des Landkreises auf die Hitze- und Rauchentwicklung bei einem Zimmerbrand vorzubereiten. Viele der insgesamt 64 Teilnehmer haben diese nämlich noch nicht am eigenen Leib erfahren. Dazu knieten sie sich zu acht in den Container und krochen abwechselnd bis auf zwei Meter an das Feuer im vorderen Teil des Containers heran.

Außerdem wurde der sogenannte Flash-over (Feuersprung) veranschaulicht, bei dem sich heißer und mit brennbaren Stoffen angereicherter Rauch plötzlich spontan entzündet. Ganze drei Mal konnte man dieses Phänomen bei der Übung am Dienstagnachmittag beobachten, als sich der schwarze Rauch erst verdichtete, zu pulsieren begann und schließlich in satten orangenen Flammen aufging, die entlang der Decke Richtung Containertür züngelten. "Ein wenig mulmig war mir da schon, als auf einmal das Feuer über meinem Kopf hinweg gerollt ist," resümiert die 19 Jahre alte Maisingerin Paula Pfeffer. Mit schweißgetränkten T-Shirts und hochroten Köpfen waren sich die acht Teilnehmer bei der Nachbesprechung der Übung allerdings einig, dass man an diesem Nachmittag eine "wertvolle Erfahrung gemacht habe, die einem im Ernstfall definitiv helfen wird." Nicht nur körperlich, "sondern auch mental" fühlt sich der 46-jährige Florian Bleyler von der Feuerwehr Etterschlag für die Extrembedingungen bei einem Zimmerbrand gerüstet. Er habe schon viel über die Hitze erzählt bekommen und einiges in der Theorie gelernt, aber "selbst mitten in einem brennenden Raum zu sein, in dem man vor lauter Rauch kaum noch die Hand vor Augen sieht, ist dann noch einmal eine andere Nummer," sagte er.

Bleylers Empfehlung: Einsatzkräfte, die bei Bränden ins Gebäude vordringen müssten, sollten den Kurs auf jeden Fall absolvieren. Zumal der Lehrgang zu hundert Prozent vom Staatsministerium des Inneren finanziert wird und somit für den Landkreis und die Teilnehmer kostenlos ist.

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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