Nach dem Bürgerentscheid:Feuerwehr Feldafing: "Schlimmste Krise seit 150 Jahren"

Nach dem Bürgerentscheid: Im Hotel Kaiserin Elisabeth diskutieren die Mitglieder Feuerwehr Feldafing mit Kommandant Dirk Schiecke über die Folgen des Bürgerentscheids.

Im Hotel Kaiserin Elisabeth diskutieren die Mitglieder Feuerwehr Feldafing mit Kommandant Dirk Schiecke über die Folgen des Bürgerentscheids.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach dem Bürgerentscheid gegen den geplanten Standort für das neue Feuerwehrhaus kündigen Mitglieder ihren Austritt an. Auf der Jahresversammlung fließen Tränen. Nun will die Politik in die Bresche springen.

Der Ausgang des Bürgerentscheids, bei dem der Standort für ein neues Feuerwehrhaus auf dem Makarska-Grill-Gelände gekippt worden ist, hat die Freiwillige Feuerwehr Feldafing in ihren Grundfesten erschüttert.

Auf der Jahresversammlung am Freitag sagte der langjährige Vorsitzende Markus Mörtl, er sei froh, dass es unter den Feuerwehraktiven "keinen beleidigten Zustand, keinen Aufstand und keine Revolte" gebe. Aber nachdem die beiden Kommandanten Dirk Schiecke und Stefan Gerber ihren Rücktritt zum Jahresende bekannt gegeben haben, habe er den Eindruck gewonnen, dass eine große Mehrheit unter den Aktiven ebenfalls entschlossen sei, Ende Dezember auszutreten. "Unsere Feuerwehr besteht in diesem Jahr seit 150 Jahren und befindet sich vermutlich in ihrer schlimmsten Krise. Es brennt und ich hoffe für uns kommt die Hilfe nicht zu spät."

Ob der Bürgerentscheid so eine gute Idee war? Das bezweifeln sie hier

Mörtl hatte sein Amt aus Zeitmangel niedergelegt - nicht wegen der aktuellen Probleme, wie er betonte. Zu seinem Nachfolger wurde Florian Stiegler gewählt, der allerdings coronabedingt verhindert war. Daher leitete der scheidende Vorstand die Versammlung und las am Ende eine offizielle Erklärung zur aktuellen Situation der Feuerwehr vor, für die er viel Applaus erntete. Vor dem Hintergrund, dass sich die Mehrheit der wahlberechtigten Bürger für den Erhalt der Gaststätte als Vereinstreffpunkt entschieden hatten, kritisierte Mörtl, dass die Feuerwehr mit dem Bürgerentscheid in eine öffentliche Konfrontation geführt worden sei.

"Wir als Feuerwehr wollten aufrichtig vermeiden, in eine solche Konkurrenzsituation zu anderen Vereinen gesetzt zu werden", erklärte er. Das hätte die Politik verhindern müssen. Wie er ausführte, hatte die Gemeinde die Sicherheitsmängel im bestehenden Gerätehaus wegen der Neubau-Planungen nicht behoben. Doch ein neues Gerätehaus ist laut Mörtl "absolut überfällig", nicht für die Feuerwehr, sondern für die Bürger. "Es ist längst kein Kampf mehr um ein Gerätehaus - es ist ein Kampf ums Überleben unserer Institution geworden."

Wie Noch-Kommandant Schiecke betonte, müssen die Mängel, wie etwa ein rutschfester Bodenanstrich oder die Verlegung der Umkleideschränke, nun zeitig behoben werden, wenn die Mannschaft noch eine Perspektive haben soll. So ist beispielsweise nach Angaben des Schlauchwarts Leander Mickschl die Treppe zum Trocknen der Schläuche nicht gesichert. Bislang sei er dieses Risiko nur eingegangen, weil ein neues Feuerwehrhaus geplant war. "Doch mit dem Bürgerbegehren wurden Fakten geschaffen, dass es kein neues Feuerwehrhaus gibt." Er hoffe, dass nun die Mängel am bestehenden Gerätehaus abgearbeitet werden.

Eine Feuerwehrfrau, die mühsam ihre Tränen zurückhielt, begründete, warum sie und ihre Kollegen austreten wollen: "Es fällt mir nicht leicht, aber ich kann meine Aufgaben bei der Feuerwehr nicht mehr wahrnehmen. Es tut sich nichts - ich kann nicht mehr." Bürgermeister Bernhard Sontheim bedauerte die angekündigten Rücktritte. Am 8. November wird der Feldafinger Gemeinderat in einer Sondersitzung über einen alternativen Standort entscheiden.

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