Süddeutsche Zeitung

Nach dem Bürgerentscheid:Löscheinsatz bei der Feldafinger Feuerwehr

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Nachdem sich der Neubau eines Gerätehauses vorläufig zerschlagen hat, verspricht die Gemeinde, den alten Standort zu sanieren. Das soll verhindern, dass weitere Einsatzkräfte den Dienst quittieren.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Kurzfristige Maßnahmen wie die Beseitigung der Sicherheitsmängel im bestehenden Gerätehaus sowie professionelle Werbung zur Gewinnung von aktiven Mitgliedern sollen die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr in Feldafing sichern. Dies hat der Gemeinderat ohne große Diskussion in einer Sondersitzung am Dienstag beschlossen. Die Debatte über den Standort für ein neues Gerätehaus war allerdings auf Antrag von Ute Eiling-Hütig (CSU) in den nicht öffentlichen Teil der Sitzung verlegt worden. Die Öffentlichkeit werde dadurch nicht ausgesperrt, begründete sie unter dem Murren der Zuschauer im vollen Saal. Dem Gremium sollte jedoch die Möglichkeit gegeben werden, auch über unausgereifte Ideen sprechen zu können, ohne dass in der emotional aufgeheizten Situation Missverständnisse entstünden.

Bürgermeister Bernhard Sontheim, der diese Entscheidung ausdrücklich bedauerte, erklärte am Mittwoch auf Anfrage, dass die Gemeinderäte frei von der Leber weg sprechen konnten und sie nun wieder "für einen begrenzten Zeitraum" Luft bekommen hätten, um erneut über einen Alternativstandort nachzudenken. Dafür soll für die Lipp-Wiese und den Sportplatz ein Gutachten erstellt werden. Zudem soll untersucht werden, ob das bestehende Feuerwehraus eventuell durch einen Neubau ersetzt werden könnte. Ein weiteres Gutachten soll klären, ob eine Sanierung des Makarska-Grills möglich ist. Ein Runder Tisch, bei dem auch die Feuerwehr sowie die Initiatoren des Bürgerbegehrens einbezogen werden sollen, soll die Informationen sammeln und darüber diskutieren. Details sollen zu einem späteren Zeitpunkt beschlossen werden.

Kurzfristig sollen nun im bestehenden Gerätehaus beispielsweise ein rutschfester Boden eingebaut, die Sanitäranlagen saniert und die Schlauchleiter oder die Spinde ausgetauscht werden. Da sich die Feuerwehrleute derzeit hinter den Fahrzeugen bei laufendem Motor umziehen müssen, sollen die Umkleideschränke mittelfristig verlegt werden. Dafür wird nach Angaben des Bürgermeisters die Wohnung im ersten Stock des Gerätehauses zur Verfügung gestellt. Die Mieterin habe bereits zugesagt auszuziehen, sagte Sontheim. Dort sei zudem eine Duschmöglichkeit vorhanden und auch für einen Jugendraum Platz. Um die Reparaturen am Gerätehaus zeitnah vornehmen zu können, sollen im Haushalt für das kommende Jahr etwa 500 000 Euro eingestellt werden.

Wer sich bei der Feuerwehr engagiert, soll auf Privilegien hoffen dürfen

Um die Feuerwehr für die Zukunft gut aufstellen zu können, sollen die Bürger motiviert werden, aktiven Dienst zu leisten. Die Gemeinderäte hatten sich darüber schon erste Gedanken gemacht. Nach den Worten der Grünen-Gemeinderätin Sibylle Härtl könnten Aktive bevorzugt in den kommunalen Dienst eingestellt oder öffentlich geehrt werden. Auch die Familien der Mitglieder sollten profitieren. Bei der Vergabe von Genossenschaftswohnungen könnten Aktive bevorzugt behandelt werden, schlug Matthias Schremser (CSU) vor. Ein entsprechendes Konzept soll nun von einem professionellen Marketingbüro erstellt werden, auch wenn die Gemeinde nach Sontheims Ansicht dafür eine fünfstellige Summe bezahlen müsse.

Nach den jüngsten Planungen sei er sicher, dass ein neues Feuerwehrhaus nicht in den kommenden drei Jahren umgesetzt werden könne, erklärte Sontheim. Es könnte bis zu acht Jahre dauern. Noch-Kommandant Dirk Schiecke hält einen noch längeren Zeitraum für realistisch. Dennoch zeigte er sich nach der Sitzung zufrieden. Die Entscheidungen seien dringend notwendig gewesen, sagte Schiecke mit Blick auf die Beschlüsse zur Beseitigung der dringendsten Mängel im bestehenden Gerätehaus. "Es ist wichtig, damit wir wieder sicher arbeiten können."

Die Mängelliste sowie entsprechende Verbesserungsvorschläge waren nach seinen Angaben von den Feuerwehrleuten erstellt worden, die auf der jüngsten Jahreshauptversammlung noch von Rücktritt gesprochen hatten. Damit könne womöglich eine Austrittswelle zum Jahresende aufgefangen werden, sagte er. Auch Schiecke und sein Stellvertreter Stefan Gerber hatten nach dem Bürgerentscheid im Oktober ihren Rücktritt bekannt gegeben. Die Kommandanten sollen am Freitag, 25. November, neu gewählt werden.

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