Festival:Immer noch kultig

Wegen Corona ist das Gautinger Kulturspektakel mit Einschränkungen für die Besucher verbunden, wildes Tanzen ist gar nicht erlaubt. Trotzdem sind am Ende alle zufrieden, dass sich überhaupt etwas rührt.

Von Laura Höring

Tanzen beim Kulturspektakel in Zeiten von Corona? Ja schon, aber das Ganze ist mehr so eine Ich-würd-ja-gern-klebe-aber-fest-Bewegung. Mitwippen ist beim Gautinger Festival nämlich nur im Sitzen erlaubt. Ohnehin mussten die Besucher Tische reservieren, um zu dem von jungen Leuten ehrenamtlich organisierten Musikfest kommen zu können. "Natürlich gibt es beim diesjährigen 'Kult' einige Einschränkungen", sagt Gabriel Knoll, Vorsitzender des Vereins Kulturspektakel Gauting, "das Wichtigste war uns aber, dass es überhaupt stattfindet."

Die besondere Herausforderung sei gewesen, das Festival so frei wie möglich und trotzdem sicher zu gestalten. So weist Security die Gäste immer wieder darauf hin, die Masken korrekt zu tragen, Markierungen am Boden sollen verhindern, dass sich Menschen zu nahe kommen, das sonst frei zugängliche Gelände ist von Bauzäunen umrundet, Tische werden nach der Benutzung desinfiziert. Wegen der Zusatzkosten durch die Hygieneauflagen mussten die Organisatoren in diesem Jahr kreativ werden, um das Budget nicht zu überschreiten. Die etwa 140 Helfer bauten viele der Buden und Sitzgelegenheiten aus alten Paletten und griffen auf Gratis-Artikel aus Kleinanzeigen zurück.

Die Planung lief aufgrund der Kontaktbeschränkungen vor allem über Videokonferenzen. "Wir haben uns oft stundenlang den Kopf zerbrochen, wie wir die ganzen Vorschriften umsetzen können", erzählt Mitorganisator Emil Leckert, "wir haben auch ein bisschen gepokert. Die finale Zusage, dass das 'Kult' stattfinden kann, kam erst vor einer Woche". Vor allem die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt habe sie vor eine Herausforderung gestellt, sagen die jungen Leute. Vorschriften seien oft sehr unklar formuliert gewesen, auch finden die Organisatoren, dass das Amt schlecht informiert sei. Umso größer ist die Freude im Team, dass es tatsächlich geklappt hat. Und auch die Besucher sind vom Konzept überzeugt. "Das Wichtigste ist doch, dass überhaupt Kultur stattfindet. Da stören mich auch die Hygienemaßnahmen nicht", meint Sonja Dachselt aus Gauting. Diese Auffassung teilen die meisten. Vereinzelt gibt es Verstöße, die in einem Platzverweis enden. "Wenn die Leute sich auch nach Aufforderung nicht an die Regeln halten, ärgert mich das", meint Mitorganisator Tristan Häuser, "die Jugend hat sich sehr lange zum Schutz anderer zurückgehalten, da wünscht man sich von der älteren Generation, dass sie sich so verhält, dass Veranstaltungen wie das 'Kult' möglich sind".

Alles in allem ist die Bilanz des Festivals aber positiv. Mehr als 40 Bands heizen den Besuchern bei gut gefülltem Gelände an drei Tagen ein, das freut nicht nur die Gäste, sondern auch die Musiker: "Wir hatten im März 2020 unseren letzten Auftritt und konnten monatelang nicht proben. Da sitzt vielleicht nicht jeder Ton, aber es macht super viel Spaß", sagt Nick Steinel von der Psychedelic-Rock-Band The Arsonists. Positiv überrascht von der "coolen Atmosphäre" sind auch die Musiker von Jabbadafunk: "Man merkt einfach, das die Leute Bock haben und sich freuen, dass mal wieder was los ist." Auch die Organisatoren sind zufrieden. "Wir haben die maximal erlaubte Besucherzahl von 650 Personen auf dem Gelände mehrmals fast erreicht", sagt Gabriel Knoll. Auch der Regenguss am Samstagabend kann den Festivalgängern die gute Laune nicht verderben. Vorteilhaft für die ehrenamtlichen Helfer: Die Tische werden von ganz allein gewaschen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: