Feldafing:Zynisches Mysterium
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Das Gastspiel der Tribute-Band "Grandsheiks", die Frank Zappa wieder aufleben lässt, in Feldafing
Von Reinhard Palmer, Feldafing
Er ist bereits 1993 mit nur 52 Jahren an Krebs gestorben, den jüngeren Generationen daher wohl kaum oder gar nicht bekannt. Allenfalls aus dem altertümlichen Schallplattenschrank der Eltern und Großeltern oder vom YouTube-Kanal. Frank Zappas Konzertmitschnitte dürften ihnen allerdings reichlich skurril vorkommen, irgendwo angesiedelt zwischen Rock, Blues, Jazz, Reggae, Funk - und Dada. Gerade Letzteres - etwa in "Dancin' Fool" - macht es so schwierig, Zappa ordentlich zu covern.
Was die Grandsheiks, zu Gast bei Jazz am See im Bürgersaal Feldafing, auf die Bühne brachten, kam der Sache allerdings schon so nah, wie man es ohne Zappa selbst wohl überhaupt schaffen kann. Grund für diese Authentizität dürfte die direkte Abstammung aus dem Umkreis Zappas sein. Nach seinem notgedrungenen Rückzug von der Bühne hatte die Tribute-Band Sheik Yerbouti sein Erbe angetreten, um es nach knapp 20 Jahren an die daraus hervorgegangene Band Grandsheiks zu übergeben. Die Mitglieder dieser Formation haben alle schon mit Zappas einstigen Mitstreitern musiziert. Eine Erfahrung, die sie offenbar im Bann des charismatischen Musikers hält.
Wer Zappa spielen will, darf sich nicht mit rein instrumentalen oder gesanglichen Fähigkeiten begnügen. Denn Zappa zu covern, bedeutet auch, multitalentiert am zynischen Mysterium der Bühnenshow und der musikalischen Rhapsodie aktiv teilzunehmen. Und dass den Grandsheiks das so durchschlagend gelingt, liegt unter anderem an der Bühnenpräsenz aller Musiker - und in erster Linie am Edelnonsens propagierenden Lead-Vokalisten Max Hilbrand, der mit gekonntem Hüftschwung und ausdrucksstark gemimten, bisweilen zungenbrecherischen Erzählungen den Zappa-Geist heraufzubeschwören vermag, ohne den Altmeister zu kopieren oder gar einen Abklatsch mit nacktem Oberkörper zu geben.
Sein tänzerisches "Dirigat" in präziser Koordination mit dem musikalischen Bühnengeschehen brachte nicht nur Leben in den Bürgersaal, sondern half durchaus auch, die musikalische Disposition mit zu verfolgen. Mehr Bühnenpräsenz geht kaum noch. Und es fehlte es auch an Zappas Obszönitäten nicht, allerdings gemäßigt.
Selbstverständlich kam die Musik nicht zu kurz, und zwar authentisch mit hardrockigen Gitarrensounds, markantem Schlagzeug und wilden Saxophon-Eskapaden. Wer noch das Glück hatte, wie Bürgermeister Bernhard Sontheim, Konzerte von Zappa zu erleben, wird vor allem den harten, schweren, bluesig-trägen Gitarrensound wiedererkannt haben. Diesen erdigen Klang mit Verzerrerschärfe und bisweilen Wah-Effekten. Bassist Andi Mertens und die Gitarristen Thomas Schmittinger und Jörg Heuser verstanden es, den guten alten Gitarrenrock-Sound in diversen Varianten herzuzaubern. Daniel Guggenheim begann zurückhaltend am Keyboard, wurde aber bald zum Tier, als er zum Saxofon griff und sich in Ekstase spielte. Und für ihre Soli nahmen sie sich viel Zeit, wie schon einst bei Zappa praktiziert.
Schlagzeuger Christian Majdecki hatte dabei nicht nur die Aufgabe, die rockige Gangart einzuhämmern, sondern auch klanglich adäquat zu differenzieren, zudem die vielen Tempowechsel und Rhythmusbrechungen so sicher zu mensurieren, dass der rhapsodische Ablauf ohne Unterbrechungen zwischen den einzelnen Titeln reibungslos und ohne Stolperer vonstattenging. Eine grandiose Vorstellung, die allenfalls "Bobby Brown" vermissen ließ. Frenetischer Applaus und eine Zugabe.