Feldafing:Schneller zum neuen Wohngebiet

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Der Gemeinderat hebt den Bebauungsplan für das Alte Klinikgelände teilweise auf, um das sich seit drei Jahren hinziehende Projekt zu beschleunigen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Das alte Benedictus-Krankenhaus in Feldafing soll einer Wohnbebauung weichen. Die Artemed-Klinik war Ende 2019 in einen Neubau auf dem Bundeswehrareal umgezogen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In Sachen Altes Klinikgelände in Feldafing drängt die Zeit. Damit der Projektentwickler C7 zügig weiterarbeiten kann, hat der Gemeinderat nun trotz Sommerpause über eine abgeänderte Planungsvariante entschieden. Mit einem juristischen Trick, nämlich der Teilaufhebung des bestehenden Bebauungsplans, wird ein beschleunigtes Verfahren nach Paragraf 34 ermöglicht. Das Problem ist nach Angaben von Rathauschef Bernhard Sontheim, dass damit höheres Baurecht einhergeht. Das soll mit Hilfe eines städtebaulichen Vertrags verhindert werden.

Seit nunmehr drei Jahren ziehen sich die Planungen schon hin. Auf dem Areal sollen in dreistöckigen Mehrfamilienhäuser etwa 100 Wohnungen entstehen. Nach der Absage des Wettbewerbssiegers hatte man sich zunächst darauf geeinigt, die Planung aus dem früher genehmigten Vorbescheid weiter voranzutreiben. Grund dafür ist, dass spätestens im Jahr 2023 mit dem Bau begonnen werden muss, da ansonsten ein erheblicher Steuerschaden entstehen würde. Schon jetzt verteuert sich das Projekt erheblich. Wie Friedolin Lippens von C7 im Juni erklärt hatte, seien in den vergangenen zwei Jahren die Baukosten um etwa 20 Prozent gestiegen. Dies werde sich auch auf den geförderten und damit bezahlbaren Wohnraum niederschlagen, sagte er damals.

In den vergangenen Wochen gab es mehrere Treffen mit C7, Juristen und zuletzt informell mit dem Gemeinderat. Die Juristen hatten laut Sontheim die Idee, den Planungsbereich aus dem bestehenden Bebauungsplan herauszunehmen und einen neuen Bebauungsplan für dieses Gebiet zu erstellen. Doch das koste Zeit, laut Sontheim ist nicht sicher, ob das Papier pünktlich fertig wird. Daher sollen die Planungen parallel nach Paragraf 34 vorangetrieben werden, der eine an der Umgebung orientierte Bebauung zulässt. Im Gegenzug sagte C7 zu, die dadurch entstehende Baurechtsmehrung nicht wahrzunehmen.

"Jetzt haben wir den Punkt erreicht, wieder Vertrauen herzustellen, das beiden Seiten abhandengekommen ist", sagte der Rathauschef vor dem Hintergrund, dass es zwischenzeitlich zu Irritationen gekommen war. Wichtig sei, dass die Planer weiterarbeiten könnten. Da der letzte Entwurf nicht gefiel, hatten die beauftragten Architekten von Masterplan kurzfristig nachgebessert. Demnach waren teilweise Laternengeschosse geplant. Die Gebäude sollen so zurückgesetzt werden, dass im Bereich Dr.-Appelhans -Weg ein Platzcharakter entsteht. Zwischen den Bauten ist eine Wegeverbindung Richtung Seestraße geplant.

Eingehend diskutiert wurde, dass die Dichte der Bebauung von 0,6 im Wettbewerb auf nunmehr 0,75 angehoben wurde. Darin sah der von der Gemeinde beauftragte Stadtplaner Christoph Rickert aber kein Problem. Die Dichte sei städtebaulich durchaus "angemessen", sagte er. Auch die Gebäude seien gut proportioniert. Der alte Baumbestand werde berücksichtigt, beziehungsweise durch Neupflanzungen ersetzt. Die von Michael Keltsch (AUF) angemahnten Bestimmungen zur Zertifizierung von nachhaltigen Baumaterialien empfahl Rickert in den Bebauungsplan beziehungsweise im städtebaulichen Vertrag zu regeln.

Keltsch kritisierte darüber hinaus das Laternengeschoss am Gebäude im Bereich der denkmalgeschützten Polizeiwache, fehlende Freiflächengestaltung und dass kein Modell gezeigt wurde, um die Auswirkung auf die Nachbarbebauung beurteilen zu können. Eine detaillierte Planung sei in der kurzen Zeit von zweieinhalb Wochen nicht möglich gewesen, erklärte Architekt Jens Janisch. Letztendlich einigte sich das Gremium auf die von Sontheim vorgeschlagene "Minimumvariante". Demnach soll bei drei Gebäuden zunächst auf das Laternengeschoss verzichtet und die Freiflächengestaltung zwischen den Häusern noch überarbeitet werden. Bis zur Sitzung am 20. September soll ein Modell erstellt werden. Dann habe der Gemeinderat immer noch die Möglichkeit, über die Details der Planungen zu entscheiden, sagte der Rathauschef, der sich sehr zufrieden über die jüngste Entwicklung äußerte.

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